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Seelengrab (German Edition)

Seelengrab (German Edition)

Titel: Seelengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Buranaseda
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Kriminalinspektion 1.“
    Hirschfeld hatte den schlanken Mann Ende 50 im dunkelblauen Maßanzug bereits beim Eintreten bemerkt. Er saß mit übergeschlagenen Beinen auf der Kante von Richters Schreibtisch und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Er trug sein grau meliertes Haar kurz und mit einem strengen Seitenscheitel. Schumachers Gesicht hatte eine unnatürliche Bräune. Sein Rasierwasser war aufdringlich und hing wie eine schwere Wolke über dem Büro der Kriminaldirektorin.
    „Grüß dich, Ernst Friedrich“, sagte Achim Noack.
    Schumacher nickte dem Leiter des KK 11 zu. Es war nicht zu übersehen, dass es ihm missfiel, von einem Untergebenen geduzt zu werden. Hirschfeld vermutete, dass die beiden sich von der Ausbildung her kannten. Denn auf Sympathie beruhte diese vertraute Anrede sicher nicht.
    „Sehr erfreut“, log Hirschfeld, trat zum Leiter der Kriminalinspektion 1 und schüttelte ihm die Hand. Von der ersten Sekunde an wusste er, dass er mit Schumacher nicht warm werden würde.
    Wie Hirschfeld erwartet hatte, hielt der Kriminaldirektor es nicht für notwendig, sich von seinem Platz zu erheben. Stattdessen taxierte er den neuen Kollegen ungeniert. Als Schumacher die Hand wieder sinken ließ, kreuzte er wieder die Arme vor der Brust. Dabei entblößte sein Jackettärmel eine teure Golduhr.
    „Eine Rolex Daytona. Gelbgold. 18 Karat“, kommentierte er, als er Hirschfelds Blick bemerkte. „Da müssen Sie sich noch ein paar Jahre anstrengen, bis Sie sich auch so ein Prachtstück leisten können.“
    „Ich will Ihre Unterhaltung nur ungern unterbrechen, meine Herren“, schaltete sich Edith Richter ein. „Aber ich möchte mich gerne noch kurz unter vier Augen mit Herrn Hirschfeld unterhalten.“
    Noack und Schumacher folgten der Aufforderung der Kriminaldirektorin und verließen das Büro, während Edith Richter wieder zu ihrem Stuhl zurückkehrte.
    „Bitte, nehmen Sie für einen Moment Platz. Wollen Sie nicht Ihren Mantel ablegen?“
    „Danke“, erwiderte Hirschfeld und setzte sich auf einen der Besucherstühle vor Richters Schreibtisch, nachdem er sich seines Ulsters entledigt hatte.
    „Ich würde Ihnen gerne einen Kaffee anbieten, aber ich fürchte, dazu bleibt uns leider keine Zeit mehr.“
    „Kein Problem.“
    „Wie geht es Ihrem Vater?“, kam Edith Richter direkt zum Punkt.
    Hirschfeld hätte mit jeder Frage gerechnet, mit Ausnahme dieser. Er musste sich für einen Augenblick sammeln, dann antwortete er vage:
    „Den Umständen entsprechend.“
    „Verstehe“, gab die Kriminaldirektorin zurück, stützte die Ellenbogen auf den Tisch und legte die Fingerspitzen aneinander. „Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, Herr Hirschfeld, aber ich bin über die Gründe Ihres Wechsels nach Bonn informiert. Ich kann mir vorstellen, dass dies alles nicht einfach ist. Immerhin haben Sie in Berlin hervorragende Arbeit geleistet und sich den Respekt Ihrer Vorgesetzten und Kollegen erarbeitet. Bei uns werden Sie wieder bei null anfangen. Das ist Ihnen sicher bewusst.“
    „Natürlich, ich habe nichts anderes erwartet.“
    „Trotzdem möchte ich Ihnen sagen, dass ich für Sie immer ein offenes Ohr haben werde.“
    „Das ist sehr freundlich von Ihnen.“
    „Ich sage das nicht nur, ich meine es auch so. Wenn Sie also Schwierigkeiten haben sollten, sich hier einzugewöhnen …“, entgegnete die Kriminaldirektorin und legte eine Pause ein.
    Lutz Hirschfeld wusste, auf wen Richter anspielte.
    „… dann behalten Sie es bitte nicht für sich“, vollendete sie ihren Satz.

08
    Weiß nicht, was ich falsch gemacht hab. Warum werd ich wieder bestraft? War doch ganz brav. Hab’s zumindest versucht. Keine Ahnung, wie das passiert ist. Nichts gemerkt. Vielleicht bin ich noch zu klein. Die anderen nennen mich immer ‚Baby‘. Oder ‚Heulsuse‘. Dabei bin ich schon groß. Als ich aufgewacht bin, wusste ich’s dann sofort. Musste gar kein Licht anmachen. Alles war nass. Erst war es warm, dann wurde es kalt unter mir. Bin still liegen geblieben. Ganz lang, bis es nicht mehr ging. Und jetzt weiß es der ganze Schlafsaal. Kriege Angst von dem Geschrei und halte mir die Ohren zu. So fest ich kann. Duck mich und mach mich ganz klein. Aber es hilft nichts. Meine Wangen brennen. Die paar Backpfeifen schaden nicht, sagen sie. Das kann schon sein. Was weiß ich schon? Ich darf nichts sagen. Hab Glück, dass ich überhaupt hier sein darf.
    Mein Laken muss ich auswaschen, die halbe Nacht. Meine Finger werden

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