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Seelenhüter

Seelenhüter

Titel: Seelenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Whitcomb
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fährst nach Russland.«
    Calder nahm die Edelsteine und das Geld von Ana entgegen und legte ihr die Elfenbeinperle in die Hand. Sie bewunderte sie kurz und verstaute sie dann lächelnd in ihrer Tasche. Calder bezahlte die Männer mit einem der Smaragde.
    »Das ist fair«, sagte Tomas. »Und wir behalten das Messer.«
    »Wie lange war ich unter Wasser?«, fragte Calder Ana, als er sich die Stiefel wieder anzog.
    »Ewig«, sagte sie.
    »Fünfzehn Minuten«, korrigierte sie Alexis. »Warum hast du so lange gebraucht?«
    * * *
    Tomas’ und Finns Cousin hieß Luke. Die Männer stimmten zu, die drei über die Nord- und Ostsee durch den Golf von Finnland bis zu dem russischen Hafen Kronstadt zu bringen.
    »Erzähl mir von dieser irischen Familie, die du kanntest«, sagte Tomas, als sie das Boot für die große Fahrt vorbereiteten. »Wir kennen sie sicher.«
    »Das ist viele Jahre her«, sagte Calder. »Sie hatten einen Jungen in meinem Alter. Sie sangen immer zusammen. Oft haben sie Schmuggelware in einem Sarg versteckt.«
    »Das waren wir«, sagte Luke. »Unsere Familie hat das getan.«

31.
    A ls sie an Bord des kleinen Schiffes gingen, war es für Calder wie eine Reise in die Vergangenheit. Er würde sich die Veränderungen gut merken müssen, um nicht verrückt zu werden. Eine Angelrute mit einer großen Metallspule hing an der Kajütendecke, ein Kartenspiel mit Revuetänzerinnen auf der Rückseite lag auf einem Fass, und eine zur Schlaufe gebundene Armbanduhr baumelte von einem Nagel neben der Kajütentür. Wenn er sich anhand dieser Dinge nicht regelmäßig ins Gedächtnis rief, dass sie sich im Jahr 1918 befanden, würde er sich ständig dreihundert Jahre früher auf dem Boot wähnen. Das Holz der Kabinenwände schien uralt zu sein, die Schnitzereien wirkten vertraut.
    »Haben eure Vorfahren euch beigebracht, wie man diese Muster schnitzt?«, fragte Calder und fuhr die Efeuranken und Tierstränge mit den Fingern nach.
    »Jede Generation verwendet dasselbe Holz, wenn wir etwas ausbessern«, erklärte Tomas. »Wahrscheinlich ist noch irgendwo ein Stück unseres ersten Bootes.«
    »Wahrscheinlich auch ein Stück von der Arche«, sagte Luke lachend. »Und eins vom Kreuz Jesu Christi.«
    Calder verfolgte die Vorstellung, dass diese jungen Männer wirklich Nachkommen von Pincher waren. Er duckte sich unter der Kajütentür hindurch und reichte Ana die Hand, als sie ihm hineinfolgte. Alexis war noch an Deck und fragte nach dem Schiffsnamen. Der Frachtraum unter Deck war so klein, dass Calder mit ausgestreckten Armen beide Seitenwände berühren konnte. Auf beiden Seiten der nach unten führenden Treppe waren zwei Hängematten befestigt. Vor ihnen im engen Bug standen zwei einfache Holzsärge.
    »Hast du das gehört?« Alexis lachte laut, als er die Treppe hinter ihnen heruntergerannt kam. »Der Name des Bootes.« Er sah die Särge und bemerkte trocken: »Wie passend für einen Begleiter.«
    »Es gibt nur zwei Betten«, sagte Ana. »Sollen wir in den Särgen schlafen? Wir sind ja jetzt wohl Schmuggelware.«
    »Jetzt hört doch mal«, sagte Alexis. »
Comhartha Ó Dia.
Ihr werdet nie glauben, was das heißt.«
    »Zeichen von Gott«, erwiderte Calder. Er fühlte sich nicht sicher auf den Beinen und setzte sich auf die Treppe.
    »Ich habe Calder gesagt, er soll die Augen offen halten«, erklärte Alexis seiner Schwester. »Ich habe gesagt, er solle nach Zeichen suchen, damit er seinen Auftrag erfüllen und den Fluch von der Erde nehmen kann.«
    »Dann ist das wohl wirklich gut«, sagte Ana.
    Alexis untersuchte die Särge.
    »Wenn du uns in den Himmel bringst«, fragte Ana, als sie sich neben Calder setzte, »was passiert dann mit dir?«
    Sie starrte ihn unverwandt an. Er hätte sie geküsst, wenn ihr Bruder sie nicht an Deck gezerrt hätte.
    Calder blieb auf der Treppe, die Kleider immer noch nass von seinem Wunder unter Wasser. Er sprach ein Dankesgebet und eines, in dem er um Hilfe bat. Der Schlüssel musste dort sein, wo er ihn vermutete. Und er musste auf ihre Rückkehr warten.
    * * *
    Tomas, Luke und Finn knöpften Hosenträger an ihre Hosen, zogen dicke Wollpullover an und banden sich die dunklen Locken im Nacken zusammen. Ihre Frauen und Kinder kamen mit Proviant zum Dock und wurden den drei Reisenden unter höflichem Händeschütteln vorgestellt. Calder erwartete, dass sie ihnen mit Ablehnung begegneten, weil sie die Männer der Familie auf so eine gefährliche Reise schickten, stattdessen gratulierten sie ihm zu

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