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Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Titel: Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Braun
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ein Pferd mitnehmen sollen. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Der König hatte mir das beste Pferd aus seinen Stallungen versprochen. Ich stöhnte auf. Ich war erst wenige Stunden unterwegs, die Sonne würde in spätestens zwei Stunden aufgehen. Wenn ich jetzt zurückgehen würde, könnte ich Lyss bei Sonnenaufgang erreichen. Doch dann hätte ich ein Problem. Bestimmt hatten Jason, Jack und Chaff schon begonnen mich zu suchen. Und wenn ich zurückginge, würden sie mich höchstwahrscheinlich finden. Das wäre es dann mit meinem Plan gewesen. Doch ohne Pferd würde ich meinen Plan überhaupt nicht umsetzen können. Also musste ich wohl oder übel noch einmal zurück. Ich holte tief Luft, dann drehte ich mich um und ging erneut den Weg entlang, den ich zuvor genommen hatte.
    Ich hatte es richtig eingeschätzt. Als ich die Stadt auf dem Hügel erblickte, blitzten die ersten Sonnenstrahlen hinter den Weiten Samalias hervor und erklommen allmählich den Himmel. Erst dunkles Rot, Orange, dann ein hübsches Rosa. Von den ersten Strahlen bis zur gelben Scheibe, die den Himmel hinaufwanderte, vergingen nur wenige Minuten. Und als ich vor der gewaltigen Stadtmauer stand, ich wagte nicht den Eingang durch eines der Tore, stand die Sonne in ihrer vollen Pracht am Himmelszelt. Der graue Himmel war matt und vereinzelte Wolken trübten den Tag.
    Ich betrachtete meine Handflächen. Sie waren aufgeschürft und rissig. Sie zitterten. Ich zitterte. Ich war nicht nur müde, sondern ich fühlte mich, als hätte ich den Weg nach Chrana schon hinter mich gebracht. Und zwar zu Fuß. Aber der Gedanke daran, dass ich bald auf einem schnellen Pferd reiten könnte, gab mir die nötige Kraft, die Mauer zu überwinden.
    Ich suchte mit den Fingern und Füßen Halt an der Stadtmauer, und als ich ihn gefunden hatte, zog ich mich hoch über den Boden die Mauer hinauf. Ich war schon einige Male geklettert. Auf Felsen und Bäume, jedoch noch nie über eine über zehn Meter hohe Mauer. Schon wieder drängte sich meine Höhenangst in den Vordergrund. Ich versuchte an etwas anderes zu denken als an die Höhe oder an das, was mich hinter dieser Mauer erwartete.
    Schließlich hatte ich den oberen Rand erreicht. Erschöpft zog ich mich hoch und blieb auf dem Bauch liegen. Der harte Stein kam mir auf einmal wie ein weiches Kissen vor. Am liebsten wäre ich liegen geblieben, doch ich musste weiter. Vorsichtig lugte ich über den Rand. Etwa zweieinhalb Meter unter mir befand sich der Wehrgang.
    Ich hörte Stimmen von den Soldaten, die die Nachtwache ablösten. Es schienen mehr Wachen aufgestellt geworden zu sein, nachdem ich die Stadt kurzerhand verlassen hatte. Unter mir liefen gerade zwei Soldaten vorbei. Sie hatten mich nicht entdeckt. Ich sah mich um. Diese beiden waren anscheinend die Einzigen in der Nähe. Das war meine Chance. Ich schwang meine Beine über den Rand der Mauer und rutschte herunter. Ich landete geschickt auf den Füßen. Ganz leise wie eine Katze. Niemand hatte mich bemerkt. Um es dabei auch zu belassen, huschte ich den Wehrgang entlang.
    Ich vernahm Schritte. Sofort presste ich mich hinter einem Holzbalken an die Wand.
    Die Schritte kamen näher. Mein Herz raste. Sie durften mich nicht erwischen. Und ich hatte Glück. Die kleine Patrouille lief einfach an meinem Versteck vorbei. Ich blieb unbemerkt.
    Ich entspannte mich wieder, als die Schritte verklangen. Ich durfte nun keine Zeit mehr verlieren, also rannte ich weiter. Immer darauf bedacht, keine Geräusche zu machen.
    Schließlich hatte ich einen der Wachtürme erreicht, der in die Stadtmauer eingelassen war. Ich drückte mich flach an die Wand. Ich hörte Stimmen.
    „Ich sage dir, die Leiche war verstümmelt! Nicht mehr viel übrig von ihr! Wer auch immer das getan hat, er war ein kaltblütiger Meuchelmörder!“, rief eine der Stimmen.
    Ich wusste sofort, worüber sie sprachen: über mich. Ich lächelte in mich hinein. Den ganzen Klatsch und Tratsch kannte ich schon. Wenn etwas geschehen war, machte es schneller die Runde, als sich ein Feuer in einem ausgetrockneten Wald hätte ausbreiten können. Und je öfter die Geschichte erzählt wurde, desto verrückter wurde sie.
    „Na ja, jetzt ist der Mörder ja geflohen!“, warf eine zweite Stimme ein.
    Ich kannte sie. Es war die Stimme des jungen Soldaten, der mir den Eintritt in die Stadt verweigern wollte.
    „Das glaubst doch nur du!“, rief die erste Stimme. „Der Mörder schleicht noch immer hier herum und sucht sich schon das

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