Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
jetzt zu töten, jetzt, da wir ihre Körper kontrollieren!“, entgegnete der Mann.
„Nein! Er wird uns strafen, wenn wir sie jetzt töten!“
Der Mann zischte.
„Wie du meinst!“, gab er schließlich widerwillig auf.
Meine Augen waren weit aufgerissen, doch ich sah nichts, nur Dunkelheit. Ich saß noch immer auf Jacks Rücken und konnte mich nicht bewegen. War es das, was der Mann mit „ihre Körper kontrollieren“ gemeint hatte?
Panik ergriff mich. Ich fühlte mich so schutzlos, so verletzlich. Ich konnte meine Feinde weder sehen, noch vor ihnen fliehen oder gegen sie kämpfen. Ich nahm an, dass es Jack genauso erging.
Doch ich hatte nicht mehr die Zeit, darüber groß nachzudenken. Ich fühlte mich langsam müde und glitt hinüber in die Welt der Träumenden.
Als ich erwachte, konnte ich mich nicht mehr an die verrückten Träume erinnern, die ich gehabt hatte.
Ich saß aufrecht und an den Handgelenken über dem Kopf gefesselt inmitten eines großen Raumes. Vor mir stand ein niedriger Tisch mit fünf Sitzkissen drum herum. Auf dem Tisch standen ein silberner Kelch und fünf Becher. Daneben lag ein prächtiger Dolch. In seine glänzende Klinge waren verschnörkelte Schriftzeichen eingebrannt, sein Griff war mit zahlreichen Smaragden besetzt.
Der Raum an sich wurde von zwölf goldenen Kerzenleuchtern erhellt. An den Wänden standen Stühle verschiedener Größen und Farben.
Manche waren imposant und von dunklem Holz, wieder andere waren eher schlicht und aus gewöhnlichem Fichtenholz. Über jedem Stuhl hing eine steinerne Tafel, in die ein Name eingeritzt war.
Ich konnte keine Fenster ausmachen, doch im hinteren Teil des Raumes befand sich eine Tür. Ein Hoffnungsschimmer stieg in mir auf.
Da ich meine Hände nicht bewegen konnte, streckte ich vorsichtig meine Beine aus. Mit dem Fuß tastete ich nach dem Dolch, der so einladend auf dem Tisch lag.
Endlich bekam ich ihn mit den Zehen zu fassen, als eine Stimme durch den Raum hallte.
„Na, na, du wirst doch nicht unartig! Versuchst doch nicht abzuhauen, bevor der Herr da war!“
Ich erkannte sie sofort. Es war die Stimme des Mannes aus dem Tunnel.
„Hör auf, mit ihr zu spielen, Black!“, herrschte die zweite, die Frauenstimme.
Sie bekam ein aufgebrachtes Knurren zur Antwort.
Ich sah mich um, konnte die beiden jedoch noch immer nicht entdecken. Trotz der Angst tief in mir zog ich die Beine wieder an, mit ihnen den Dolch. Im selben Moment erschien ein junger Mann vor mir und entriss mir das Messer. Er hatte schwarzes Haar und leuchtend rote Augen. Er war eher schmächtiger Statur und trug nur schwarze Kleidung, die seine blasse Haut zusätzlich betonte.
Ein Vampir, schoss mir sofort durch den Kopf, verwarf den Gedanken aber sogleich. Vampire konnten nicht schwitzen, das wusste ich. Doch dieser Mann glänzte leicht im Kerzenschein, war bedeckt von einem dünnen Schweißfilm.
Hinter ihm tauchte eine wunderschöne Frau auf. Auch ihr Haar war schwarz, ihre Augen rot und die Haut genauso blass, doch sie war um einiges hübscher als der Mann. Sie war etwa so groß wie ich, zierlich und trug ein schwarzes, ledernes Kleid. An ihrem Gürtel hing ein Schwert.
Die Frau funkelte mich an, als hätte ich versucht sie umzubringen. Verwirrt und leicht panisch senkte ich den Kopf und sah verlegen zu Boden. Innerlich ärgerte ich mich darüber, dass ich ihrem Blick nicht standhalten konnte.
Ich hörte, wie die Frau etwas zu dem Mann sagte, konnte es jedoch nicht verstehen. Dann kam eine weitere, dritte Stimme hinzu.
„Cassmira, Black …“ Es war eine sehr mäßige, gelangweilte Begrüßung.
Die Stimme allerdings klang wesentlich bedrohlicher und befehlsbestimmt. Ich wollte aufsehen, um den Besitzer der Stimme zu betrachten, jedoch gelang es mir nicht. Es war, als hielt mich eine unsichtbare Kraft fest.
Nach einer Weile vernahm ich Schritte. Sie entfernten sich von mir, dann glitt eine Tür ins Schloss. Weitere Schritte bewegten sich auf mich zu. Ich nahm an, dass die Frau und der Mann den Raum verlassen hatten und ich nun mit der fremden Stimme allein war.
Meine Vermutung bestätigte sich, als die zuletzt gehörte Stimme wieder anfing zu sprechen.
„Wir sind allein, denn ich wollte mich mit dir allein unterhalten.“
Die Schritte kamen näher, zwei Füße traten in mein gesenktes Blickfeld. Die unsichtbare Kraft verschwand, langsam hob ich den Kopf.
Vor mir stand ein Mann mit blasser Haut und glühend gelben Augen. Rötliche Haare fielen ihm über
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