Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
die Schultern. Er legte den Kopf schief und runzelte die Stirn. Da ich dachte, er täte dies, da ich ihn so anstarrte, senkte ich erneut den Kopf.
„Wie heißt du?“, fragte er.
Mit zittriger Stimme antwortete ich: „Jaqueline.“
„Wieso bist du hier, Jaqueline?“
Diese Frage überraschte mich so sehr, dass ich ihn verwirrt ansah. Er entgegnete meinem Blick und drehte sich von mir weg. Über seine Schulter hinweg fragte er weiter.
„Bist du denn nicht vor den Salakei geflohen, wurdest schließlich doch gefangen und hast versucht, mit Jack aus Maris Tarec zu fliehen? Oder irre ich mich?“
Ich schauderte. Seine Stimme klang gleichermaßen ruhig wie gefährlich.
„Wenn Ihr schon alles über mich wisst, wieso fragt Ihr dann überhaupt?“, fragte ich zurück.
Er lachte. Sein Lachen klang gefährlich, wie alles andere an ihm.
„Weil ich es von dir hören möchte!“
Er drehte sich um und sah mich durchdringend an. Erneut schauderte ich.
„Weißt du eigentlich, wieso Chraz dich so sehr will?“
Ich schluckte. Noch bevor ich seine Frage verneinen konnte, antwortete er für mich.
„Nein, du weißt es nicht! Aber du willst es wissen, habe ich nicht recht? Du bist neugieriger als ein Kleinkind, dein Wissensdurst ist genauso wenig zu stillen, wie der eines Zaubermeisters.“
Ich zuckte bei seinem Anblick zusammen. Er blickte mich kalt an.
„Wenn Ihr glaubt, dass Ihr mich kennt, habt Ihr Euch getäuscht! Alles scheint anders, als es tatsächlich ist!“
Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
„Weise Worte für ein kleines Mädchen vom Lande!“
„Ich bin kein kleines Mädchen! Ich bin längst nicht so dumm, wie Ihr denkt!“, giftete ich.
Alle Vorsicht, alle Ehrfurcht war verschwunden.
„Temperament hast du allemal, das muss man dir lassen! Doch mich beschäftigt noch eine andere Frage. Es ist mir ein Rätsel, wie du es geschafft hast, die Salakei abzuschütteln.“
Ich war erneut verwirrt.
„Ich bin geflohen, nichts weiter“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
Und schon wieder lachte er los. Als er sich endlich beruhigt hatte, erklärte er mir belustigt: „Du hast Mut, Kleine! Und du bist ehrlich! Das gibt es nicht oft in diesen Zeiten!“
Ich versuchte mich aus den Fesseln zu befreien, ich wollte weg von hier. Fort, fort von diesem Ort und von diesem unheimlichen Mann.
Der Mann setzte sich auf eines der Sitzkissen und schenkte sich aus dem Kelch ein. Während er trank, beobachtete er mich. Ich wich seinem prüfenden Blick aus.
„Was beschäftigt dich?“, fragte er schließlich.
Ich starrte stur an die Wand und versuchte die Namen über den Stühlen zu entziffern. Seine Frage ignorierte ich weitgehend und konzentrierte mich auf meinen Atem.
Nach etlichen Minuten gab ich nach und rang mit der letzten Überwindung.
„Es ist … Ach, was geht Euch das an?!“, stotterte ich.
„Ich bin mindestens genauso neugierig wie du, also solltest du mich nicht warten lassen! Ich werde versuchen, deine Frage zu beantworten.“
Ich starrte noch immer die Wand an und holte tief Luft, bis ich damit herausplatzte.
„Ich frage mich, wie viel Chraz Euch versprechen musste, dass Ihr Euch ihm anschließt. Oder seid Ihr schon von Natur aus ein herzloses Monster?“
Ich schaute ihn wütend an. Irgendetwas sagte mir, dass er für den Tod meiner Eltern verantwortlich war.
„Du bist recht vorlaut! Und zu deiner Frage: Chraz hat mir viel mehr als nur leere Versprechen gegeben! Er hat mir ein überaus gütiges Geschenk gemacht! Dank ihm bin ich das, was ich bin. Ein Dämon!“ Seine Stimme jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
Sogleich sprang der Mann auf und riss den Tisch zur Seite. Dieser krachte in zwei der hölzernen Stühle, zurück blieb ein Bretterhaufen. Darunter breitete sich eine rote Lache aus.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. Er flitzte herum, zertrümmerte die umherstehenden Möbel und brüllte.
„Sieh dir an, wie stark ich bin! Sieh dir an, wie mächtig ich bin! Überzeuge dich selbst von der Macht von Chraz! Er wäre entzückt, dich als sein Eigen anzuerkennen!“
Nur wenige Sekunden später waren Cassmira und Black zur Stelle und versuchten ihn zu beruhigen. Sie riefen ihm Dinge zu, hielten ihn fest, doch jedes Mal entriss er sich ihrer Gewalt. Er rief so laut, dass die Wände erbebten. Ich zog den Kopf ein. Ein irrer Ausdruck legte sich auf das Gesicht des Dämons.
„Niemand kann mich bezwingen, außer meinem Herrn!“
Augenblicklich erstarrte er und
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