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Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Titel: Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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verfestigt sich in mir der Eindruck, dass wir alle zusammen Protagonisten aus einem Videoclip bei Fashion-TV sind.
    Und schon kreuzt tatsächlich ein waschechter Held dieses Fashion-TV auf, die pure Verkörperung der Club-Kultur,
hundert Prozent »Night Fever«, einer der fünf Großen der Moskauer Club-Promoter-Szene: Mischa, genannt »VooDoo«. Dieser Mischa, erzählt man sich, hat zwei Jahre lang in New York gelebt und ist eben gerade von dort zurückgekehrt, den Kopf voller irrer Ideen und mit dem Plan, den besten Club der Stadt aufzumachen. Erst letzten Sonntag meinte irgendjemand aus meiner Clique, Mischa habe sogar schon mit dem Ausbau angefangen. Vor etwa fünf Jahren, ganz am Anfang meiner Szenelaufbahn, bin ich öfter mal mit Mischa zusammen unterwegs gewesen, wir kannten uns von der Uni her. Mischa wurde später allerdings exmatrikuliert, eine direkte Folge seines intensiven Clublebens, das auf seine Studienergebnisse durchschlug.
    Wir sind also im Grunde alte Bekannte, und ich freue mich wirklich, ihm mal wieder über den Weg zu laufen.
    »He, grüß dich, alter Knabe!«, brüllt Mischa mir quer durch den Saal zu. »Lebst du auch noch? Reife Leistung, das ist gar nicht so einfach heutzutage!«
    »Allerdings«, lache ich. »Aber du scheinst ja auch noch recht lebendig, oder ist das bloß dein Hologramm, was ich da sehe, und du selbst hängst in Wirklichkeit in London rum?«
    »Ach, weißt du, ich bin gerade dabei, London um mich herum aufzubauen, Brüderchen.«
    Wir umarmen uns. Mischa lädt mich und Lena, meine Freundin für diesen Abend, ein, uns zu ihm und seiner Entourage zu setzen. Wir folgen ihm in den zweiten Saal, wo sich an zwei zusammengeschobenen Tischen ungefähr ein Dutzend Personen niedergelassen hat: die Avantgarde der progressiven Moskauer Berufsjugend. Unter ihnen ein
paar kahlköpfige, seriöse Daddys, ein stadtbekannter Dealer mit dem Spitznamen »Der Schnurrbart« und ein Typ namens Sascha, den Mischa als seinen Partner vorstellt. Außerdem drückt sich ein weiteres Dutzend Leute in dem Bemühen um den Tisch herum, dem einen oder anderen aus der prominenten Gesellschaft die Hand zu schütteln, um seinen Bekannten zu zeigen, dass sie zur Crème de la Crème unserer Gesellschaft gehören. Auf den Tischen stehen Sushi und Champagner, man raucht Zigarren, trinkt Cognac, und allen stehen Erfolg und Unabhängigkeit ins Gesicht geschrieben.
    Dieser Sascha erzählt einen Witz über einen Junkie aus der Szene, der seinen Kumpel fragt:
    »Ist heute Freitag?«
    »Nein, Dienstag.«
    »Aha! Dann war gestern Freitag, stimmt’s?«
    »Nein, Alter, gestern war Montag.«
    »Ach, verstehe. Also ist morgen Freitag?«
    »Morgen ist Mittwoch.«
    »Ej, hör mal, Alter, heißt das jetzt, wir haben diese Woche überhaupt keinen Freitag mehr?«
    Großes Gelächter. Jemand sagt: »Der meint uns.« Und die Unterhaltung plätschert weiter vor sich hin, über immer dieselben Themen. Vereinfacht gesagt, wird jede dieser Konversationen im Kern mit drei sich ständig wiederholenden Phrasen bestritten: VOLL OUT, VERGISS ES und SPIELT DAS EINE ROLLE? Ein Außenseiter könnte den Eindruck haben, alle diese Leute hätten sich nur deshalb hier versammelt, um sich stundenlang mit diesen drei Sätzen zu traktieren. Was sonst noch gesagt wird, bildet nur
das Bühnenbild dafür. Und auch ich quatsche denselben Mist, streue dann und wann kleine banale Bemerkungen ein:
    »Ich hab gehört, das First soll demnächst renoviert werden …«
    »Ach ja? Wird es dann noch mieser?«
    »Keine Ahnung, angeblich soll es super werden!«
    »Gorobij will ein WINTER-2 aufmachen.«
    »Soviel ich weiß, soll es Herbst heißen.«
    »Ach, wie originell!«
    »Voll out!«
    »Vergiss es!«
    »Man kann echt bald nirgendwo mehr hingehen.«
    »Garri will das XIII neu eröffnen. Super, was?«
    »Dieser Witz ist mindestens drei Jahre alt, mein Süßer.«
    »Also ungefähr so alt wie deine Klamotten, Schätzchen.«
    »Vergiss es.«
    »Weiß einer, wohin das ZEPPELIN umzieht?«
    »Auf den Flughafen, hahaha!«
    »Und wann macht Organesow sein MILLIARDÄR auf?«
    »In seinem nächsten Leben, Alter!«
    »Das Cabaret ist wahrscheinlich genauso öde, oder?«
    »Wahrscheinlich. Aber was spielt das für eine Rolle?«
    »Also, ins Fabrique würde ich nie im Leben gehen. Das ist ja der reinste Kindergarten.«
    »Dafür kann man da super Studentinnen aufreißen.«
    »Gibt’s hier etwa nicht genug davon?«
    »Macht Mercury im Herbst was Neues?«
    »Einen

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