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Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Titel: Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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ihr absurder Drang danach, ihr Leben zu verschwenden, das ist mein Profit.«
    »Was meinst du damit?«

    »Dass es keinen Sinn hat, diese Idioten zu hassen, man muss an ihnen verdienen. Gib ihnen eine möglichst abgefahrene Idee, präsentiere ihnen den übelsten Kitsch, den du finden kannst und lass sie richtig saftig dafür zahlen. Verarsche sie nach Strich und Faden. Biete ihnen billigste, banalste, beschissenste Unterhaltung! Dann tragen sie dir ihr ganzes Geld hinterher und lecken dir noch den Hintern vor Dankbarkeit.«
    »Ist das die Philosophie deines neuen Clubs?«
    »Im Wesentlichen.«
    »Apropos, wann machst du auf?«
    »Tja, eigentlich nächste Woche. Wir haben da allerdings noch ein kleines Problemchen, Sascha und ich. Kennst du Sascha eigentlich? Er hat fünf Jahre in Europa gelebt, hauptsächlich in London. Da haben wir uns auch kennengelernt.«
    »Und was ist das für ein Problem?«
    »Ach Gott, Kinkerlitzchen! Wie immer. Wir haben inzwischen so an die fünfhunderttausend Dollar reingebuttert, italienische Möbel, Licht- und Tontechnik vom Feinsten. Der Designer war auch nicht billig. Aber dann ist unser dritter Partner in letzter Minute abgesprungen. Er ist Banker, verstehst du, und die Investmentbranche bereitet sich ja im Moment mal wieder auf die nächste Krise vor. Deshalb will er das Geld nicht aus den Fingern geben. Jetzt fehlen uns noch so um die hundertfünfzigtausend. Wir haben die Sache ziemlich großangelegt, das soll ein richtig edler Schuppen werden. Die beiden Opas, die da mit uns am Tisch sitzen, sind zwei dicke Geldsäcke, die sind scharf darauf, bei uns einen Zwanzig-Prozent-Anteil abzugreifen. Das Problem
ist nur, dass ich nicht besonders scharf darauf bin, mit solchen Typen Geschäfte zu machen. Total uncoole Zeitgenossen.«
    »Aber es wäre doch voll out, wenn ihr wegen der paar fehlenden Kopeken alles den Bach runtergehen ließet. Gibt es sonst keine Interessenten?«
    »Ach, im Grunde wimmelt die Stadt von Leuten, die ihre Kohle irgendwo unterbringen wollen. Aber du weißt ja, ich habe schon immer am liebsten mit Leuten zusammengearbeitet, die mir auch liegen. Ich kann einfach nicht auf diese Plattköpfe, die außer Kohle nichts zu bieten haben. Die machen aus jedem Laden einen Puff. Wie sieht’s bei dir eigentlich aus?«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Hast du nicht Lust, bei uns einzusteigen? Weißt du noch, vor zehn Jahren wollten wir zusammen eine richtig gute Bar aufmachen, wie im Westen.«
    »Klar weiß ich das noch. Aber ich bin doch völlig ahnungslos in dieser Branche. Sich zu besaufen ist eine Sache, aber andere zum Saufen zu bringen, ist etwas ganz anderes.«
    »Ach komm, keine falsche Bescheidenheit. Du bist immerhin so eine Art Chef in einem Laden, der zehnmal so viel Umsatz macht wie der größte Club. Und in der Szene kennt dich auch jeder. Das Problem ist also nicht die Branche, das Problem ist die persönliche Bereitschaft.«
    »Na gut, Mischa, wenn du das wirklich ernst meinst, lasse ich mir die Sache mal durch den Kopf gehen. So ad hoc kann ich das natürlich nicht entscheiden. Hundertfünfzigtausend bringe ich allein auch nicht auf. Ich müsste einen Freund von mir fragen.«

    »Mach dir bloß keinen Stress, Bruder. Das war ja nur so eine Idee. Überleg dir das ganz in Ruhe. Wenn du Lust hast, ruf mich einfach an. Hör mal, was hältst du davon, wenn wir noch woandershin gehen?«
    »An mir soll’s nicht liegen.«
    »Ausgezeichnet. Dann werde ich jetzt mal die Rechnung deckeln und dann sausen wir los. Den gemütlichen Teil des Abends einläuten.« Mischa lächelt charmant. »He, Alter, ich freue mich wirklich, dich zu sehen, das glaubst du gar nicht.«
    Wir machen uns auf den Weg zum Ausgang. Als wir durch den ersten Raum gehen, verfolgen die dort sitzenden Gäste unsere Gruppe neugierig mit den Augen. Einige deuten auf Mischa und tuscheln mit ihren Nachbarn. Scheiße, es ist natürlich total idiotisch, aber man fühlt sich trotzdem ziemlich gut dabei, wenn man so im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Lena, der natürlich nicht entgangen ist, WIE gut ich Mischa kenne, weicht mir keinen Schritt von der Seite. Als wir auf die Straße treten, hängt sie sich an meinen Bizeps und raunt mir lasziv ins Ohr:
    »Wo fahren wir jetzt hin?«
    »Ins Wunderland«, antworte ich. »Schnall dich gut an, wir fliegen gleich los.«
    Während der Fahrt schwelge ich in den süßesten Träumen von meiner Zukunft als Partner in einem neuen Szeneclub. Nicht nur, dass man auf diese Weise

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