Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
»Selbstverständlich habe ich ihn nicht getötet! Wir haben ihn in seinen Bereich zurückgebracht. Irgendein Idiot hatte die Tore offen gelassen.«
    »Und warum singst du, dass du ihn erschießt?«
    »Ich zitiere Elmer Fudd.«
    »Ist er einer eurer modernen Poeten?«
    Ein rätselhafter Ausdruck huschte über Macs Gesichtszüge. »Eher nicht.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich hierbei um eine dieser kulturellen Klüfte handelt, die selbst nach ausschweifenden Erklärungen unüberbrückbar bleiben?«
    »Jawohl.«
    Reynard hörte das Lärmen aus dem Wachquartier ein Stück weiter. Seit Macs Ankunft war die appetitunterdrückende Magie in den Quartieren der Männer gemindert worden. Auf diese Weise kehrte ein wenig normales, lautes, chaotisches Leben in die Hallen zurück – zumindest für die neuen Rekruten. Für die alten Wachen hatte sich, wie Reynard schon Ashe sagte, nichts geändert. Sie unterlagen den Gesetzen der Burg und wurden überdies von einer anderen, zusätzlichen Magie beherrscht, von Zaubern, die ihnen all die Vorzüge verwehrten, die Macs freundlicheres Kommando mit sich brachte.
    Reynard roch den öligen Gestank von bratendem Fleisch und hörte das gedämpfte Brabbeln von einem dieser
Fernsehgeräte.
Er bewegte sich etwas weiter von dem Geräusch weg, denn es übte eine hypnotisierende Wirkung auf Menschen aus. Reynard musste auf der Hut sein, sonst ertappte er sich dabei, wie er stundenlang in diesen Kasten hineinschaute, versunken in Bilder von Dingen, die er niemals haben oder tun könnte.
    »Wie war der Ausflug?«, erkundigte Mac sich.
    »Er war erfolgreich.«
    »Ja, so viel schloss ich bereits aus dem sofagroßen Kaninchen, das durchs Portal geflogen kam.«
    Mac notierte etwas auf dem Klemmbrett, das an der Wand hing, wozu er den mechanischen Stift benutzte, der mit einer Schnur an das Brett gebunden war.
Als könnte das einen Dieb abhalten!
Die Burgbewohner waren berüchtigt dafür, Stifte, Taschenlampen und alles andere zu stehlen, was neu war. Derlei kleine Wunder wirkten wie Zuckerzeug auf Kinder. Und ganz gleich, wie sehr Reynard sich bemühte, den neumodischen Tand zu ignorieren, wusste selbst er inzwischen von Mobiltelefonen und Laptops. Zu seiner Schande musste er allerdings gestehen, dass auch er schon die eine oder andere Rolle Klebeband entwendet hatte. Dieses wundersame Zeug war schlicht für
alles
zu gebrauchen.
    Mac blickte von seinem Klemmbrett auf. »Was ich fragte, war, ob du deinen Ausflug genossen hast.«
    »Es ist klüger, wenn ich mich nicht vergnüge. Das macht die Rückkehr nur schwerer.«
    »Schon mal was von Urlaub gehört?«
    »Für uns ist es anders.« Reynard hatte erlebt, wie Soldaten wahnsinnig wurden, sobald sie aus der Burg kamen, alle Zivilisiertheit über den Haufen warfen und wie Barbaren wüteten. »Killion ging mit einem Auftrag und ermordete fünf Bauern, bevor wir ihn köpften. Am Ende brabbelte er etwas von zu viel freiem Raum.«
    »Ich schätze, er hatte vorher auch schon nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
    »Killion war kein Einzelfall.«
    »Denkst du, dir würde der Kopf explodieren, wenn du dir ein paar Wochen freinimmst? Jeder verdient Auszeiten. Ich meine, es ist deine Entscheidung, aber ich würde mir deinetwegen keine Sorgen machen.«
    »Danke, aber nein.«
    Reynard schob den Gedanken entschlossen beiseite, ehe er ihn vergiftete. Gern hätte er Mac gesagt, dass er seit zweihundertfünfzig Jahren »Urlaubsansprüche« hortete, aber das verstünde er nicht. So fähig Mac auch war, gab es Dinge in der Burg, von denen er nichts wusste.
    Die alten Wachen hüteten Geheimnisse. Sie hatten einen Grund, weshalb sie nie gingen.
    Einer der neuen Wächter kam vorbei, gepierct, tätowiert, mit einem Kettenhemd, Lederkilt, Edelstahlkaffeebecher und Doc Martens. Er winkte Reynard zu. »Hi, Captain.«
    »Stewart.« Reynard nickte und beachtete die unangebrachte Vertraulichkeit des Jungen nicht. Wie die anderen neuen Rekruten war Stewart noch ein Kind, voller Lust auf Unfug und Spaß. Mac heuerte Männer an, die mit Menschen ebenso gut umgehen konnten wie mit Waffen.
    Stewart blieb stehen und grinste verlegen. »Im August muss ich ein bisschen frei haben.«
    Mac blickte auf. »Ach ja, wofür?«
    Der Junge zog seine gepiercten Brauen hoch. »Flitterwochen. Betty hat ja gesagt.«
    »Ah, sehr schön!« Mac klopfte Stewart auf den Rücken. »Hat sie dir schon die Verzichterklärung unterschrieben? Keine Ansprüche im Schadensfall und so, du weißt

Weitere Kostenlose Bücher