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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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ich Ihnen an, was ich weiß.«
    Mac war beeindruckt. »Sie sind ein Warlord. Frieden würde Sie arbeitslos machen.«
    »Nach den ersten paar Jahrhunderten wird der Krieg zu einem recht faden Zeitvertreib.«
    Hält er uns zum Narren?
»Ihr seid ein alter Hase, Miru-kai«, sagte Reynard. »Ihr bleibt bei Eurer List.«
    »Sie sind zynisch, Fuchs.«
    »Stopp mal!« Mac wedelte mit seinen Händen. »Entschuldigt, wenn ich euren Austausch von Schmeicheleien unterbreche, Jungs, aber was hat irgendwas von dem hier mit dem Phouka zu tun?«
    »Wer hat sich an dem Schloss zu schaffen gemacht?«, wollte Reynard wissen.
    Miru-kai hob eine Hand, als wollte er die Feindseligkeit in der Luft abfangen. »Jemand, der eine tödliche Bestie freiließ, um eine Falle zu stellen. Oder vielleicht eine Ablenkung zu inszenieren?«
    Mac nahm seine Arme herunter und stand auf. »Ach ja? Eine Ablenkung wovon?«
    »Diebstahl!«, rief Miru-kai gereizt aus. »Was sonst? Haben Sie wirklich keine Vorstellung von den Reichtümern, die an diesem Ort lagern? Nach denen Sammler außerhalb der Burg lechzen wie Wölfe? Sie können es gar nicht erwarten, Ihre Schatzkammern zu plündern!«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Mac ungläubig. »Sie stecken hier drinnen fest!«
    Miru-kai verdrehte die Augen theatralisch-ungeduldig. »Was glauben Sie, weshalb ich hier drinnen gefangen bin, Sie Tölpel? Ich brach ein und kam nicht wieder heraus! Feen können nicht verschwinden, nicht ohne Magie oder List.«
    Mac schüttelte den Kopf. »Und was wurde gestohlen? Es fehlt nichts. Und in dem Wald ist nichts, was sich zu stehlen lohnt.«
    Miru-kai schwenkte die Hand vor sich. »Sie sind ungewöhnlich mutig, ehrbar, witzig, aber leider auch ein bedauernswerter Einfaltspinsel. Es gibt kein Schild über der Tür zur größten Schatzkammer.«
    »Wovon sprecht Ihr?«, fragte Reynard streng.
    Schweigen legte sich über die drei. Tief in dem dunklen Wald tröpfelte Wasser. Miru-kai sah Reynard aufmerksam an, wobei sein Blick hin und her wanderte, als prüfte er Reynards Gesichtszüge.
Warum?,
fragte dieser sich.
Was sieht er dort, das nicht schon gesehen wurde?
    Endlich sprach der Prinz wieder, und seine Worte kamen hastig, als hätte er sie anders gar nicht über die Lippen bringen können.
    »Captain Reynard, während Sie das fleischfressende Kaninchen jagten, drang jemand in den Burgtresor ein und stahl Ihre Seele. Finden Sie sie nicht, werden Sie sterben.«

[home]
4
    R eynards Denken war betäubt und überschlug sich zugleich.
Jemand stahl meine Seele? Wer? Warum?
    Nach dem Wie fragte er sich nicht, denn das kannte er. Sie nannten es das Opfer des Wächters, und allein diese Erinnerungen reichten aus, um den Mut eines Mannes wie einen Leichnam im Januarschnee zu begraben. Nicht dass Reynard sich sein Entsetzen anmerken ließ. Diese Sache war geheim – vor Freunden wie Feinden.
    Er verdrängte die nutzlosen schemenhaften Bilder aus seinen ersten Tagen in der Burg. Sie lagen so lange zurück, dass sie eigentlich schon in seinem Gehirn hätten verrottet sein sollen. Es kam ihnen nicht zu, sich bis heute wie eine frische Wunde anzufühlen.
    Miru-kai drehte sich auf einem Stiefelabsatz um. »Folgen Sie mir!«
    Diesmal war seine Stimme nicht schwanger von Andeutungen, weich oder theatralisch-besonnen. Er blickte sich hochmütig zu den beiden um. Mac sah Reynard an und zuckte mit der Schulter. Sein Gesichtsausdruck war unmissverständlich. Es hätte sich um eine Falle handeln können, doch nur Narren würden versuchen, einen Feuerdämon und den Captain der Burgwachen in einen Hinterhalt zu locken.
    Dennoch hielt Reynard seine Waffe bereit. Narren gab es schließlich überall.
    Sie folgten Miru-kai den Weg zurück, den sie gekommen waren. Dann bog der Dunkelfeenprinz rechts in einen schmalen Seitengang ab. Wie überall in der Burg brannten auch hier ewige Fackeln. Allerdings flackerten sie nur schwach, ihr Licht war nie hell genug, dass man richtig sehen konnte, und doch zu hell, um die Ruhe echter Dunkelheit zu ermöglichen. Hier gab es kleinere Fackeln, die dichter zusammen hingen, ähnlich einer Trommel, die schneller schlug und den Marsch beschleunigte, der Reynard zum Ort seiner Verdammnis führte.
    Er wusste, was am Ende des engen Korridors wartete, obgleich er nur ein einziges Mal vor Jahrhunderten dort gewesen war. Kein Wächter ging freiwillig hin.
    Es war ein namenloser Raum, über dessen Bogentür das Symbol der Wächter prangte, eine sechsstrahlige Sonne in

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