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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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unterbrach der Prinz ihn und wies nach rechts. »Einige der Urnen sind zerbrochen.«
    Reynard fuhr herum, und neue Angst packte ihn.
    »Also, was hat das jetzt zu bedeuten?« Mac bückte sich und hob einen zerbrochenen Deckel auf, an dessen Rand noch Reste von Siegelwachs hafteten.
    Reynard antwortete: »Diese Männer sind tot. Sie wurden getötet, als die Urnen kaputtgingen.«
    Mac sah verdutzt auf die Tonscherben. »Und wer ist gestorben? Wessen Urne war draußen?«
    »Seit mehreren Monaten ist keine Wache mehr gestorben. Diese Gefäße waren leer, als man sie zerbrach.«
    Mac schüttelte den Kopf. »Wenn jede Urne für einen Wächter steht, müssen viele davon leer sein. Hier stehen Tausende von Gefäßen, und es sind nur noch wenige hundert alte Wächter übrig.«
    Die Augen leicht zusammengekniffen, rang Reynard um Selbstbeherrschung. »Manche der Urnen haben … ihren Inhalt verloren. Wir altern nicht, doch das macht uns nicht unzerstörbar. Die meisten von uns fielen in unseren Schlachten gegen die Warlords. Wie gegen
ihn
.« Er blickte erbost zu dem Prinzen.
    »Ihr Gefäß ist offenbar unbeschädigt«, sagte Miru-kai, der sich mit einem verschlagenen Blitzen in den Augen umschaute. »Aber wo ist es?«
    Neben jedem Regal waren Jahreszahlen auf einem Kalender aufgeschrieben, einem sehr viel älteren als jenem, den Reynard als Junge gelernt hatte. Sein Regal war das letzte, das befüllt worden war, seine Urne die letzte, die man dort aufgestellt hatte. Er nahm ein Gefäß nach dem anderen auf und las die Namen, die mit Tinte in die bauchigen Seiten eingelassen waren.
Wo ist meine? Sie sollte hier sein!
    Oder hier.
    Oder hier.
    Sein Herz raste, dass ihm schwindlig wurde. Er hörte auf, die Urnen aus dem Regal zu heben, weil er fürchtete, versehentlich eine fallen zu lassen. Stattdessen drehte er sich zu Miru-kai. Er spürte, dass ihm die Angst ins Gesicht geschrieben stand. »Woher wisst Ihr, dass meine gestohlen wurde?«
    »Sehen Sie sie hier?«
    Reynards Atem setzte kurzzeitig aus. »Nein.«
    »Fühlen Sie nicht, dass sie fehlt? Empfinden Sie keine Leere in Ihrem Innern?«
    Reynard antwortete nicht, weil er nicht konnte. Ihm war übel vor Angst, aber er konnte nicht sagen, ob sonst noch etwas nicht stimmte. »Woher wisst Ihr es?«
    »Nennen Sie mich einen Hellseher«, entgegnete der Dunkelfeenprinz mit einem Raubtierlächeln, das den Rest seiner höflichen Fassade wegbröckeln ließ. »Oder versessen auf bösen Klatsch.«
    Reynard stürzte sich auf ihn und packte Miru-kai am Kragen seines Gewands. Bestärkt von seinem Zorn, hob er den Prinzen mühelos vom Marmor, so dass er hilflos in der Luft baumelte. Wut zählte zu jenen Urinstinkten, die ihm der Fluch nicht raubte. »Was wisst Ihr?«
    »Reynard!«, rief Mac.
    Miru-kai sah spöttisch auf den Captain hinab. Das Glitzern in seinem Blick war unmenschlich, feindselig. »Die Seele des Captains dürfte einen beachtlichen Preis erzielen. Ein Juwel für jeden Sammler. Einen Sammler, der sie auf schnellstem Wege nach draußen brachte.«
    »Wer hat meine Seele genommen?«
    »Fragen Sie lieber, warum und was sonst noch dem Wald entkommen konnte. Das Tor wurde heute nicht zum ersten Mal geöffnet.«
    »Warum?«, brüllte Reynard.
    Miru-kais Atem begann unter Reynards eisernem Griff zu pfeifen. »Ach, jetzt haben Sie mich, alter Fuchs! Ich habe keine Ahnung, warum der Phouka freigelassen wurde, aber ich bin froh, dass es geschah. Es verlieh mir den perfekten Vorwand, um mir Zugang zu dieser Kammer zu verschaffen.«
    Mac stand inzwischen neben Reynard und legte eine Hand auf seinen Arm. »Lass den Warlord herunter und tritt zurück! Er kann nicht mehr viel sagen, wenn du ihn erwürgst.«
    Der Prinz grinste selbstzufrieden.
    »Missgeburt!« Wütend schleuderte Reynard ihn auf den Boden, setzte seine gesammelte Kraft ein, auf dass der Dunkelfeenprinz zerschmetterte wie eine der Urnen.
    Doch noch ehe Miru-kai auf dem Marmor auftraf, löste er sich auf. Reynard hörte ihn landen, sah ein Flirren, und seine Beute war fort. Er stolperte vorwärts, hieb mit seinen Fäusten in die Luft. »Wo seid Ihr, Hurensohn?«
    Sein Blut pochte in seinem Kopf. Er stampfte umher, rammte seine Stiefelabsätze in den Boden, in der Hoffnung, eine Gliedmaße oder, besser noch, Miru-kais hämisches Gesicht zu erwischen.
    »Vergiss es, er ist unsichtbar.« Mac trat halbherzig an die Stelle, an welcher der Prinz sich befinden sollte. Feuer blitzte in seinen Augen auf, denn seine Wut brachte den

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