Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
Knien.
    Eilig rollte er sich herum, denn Reynard wusste, dass Bewegung seine beste Verteidigung gegen die massive Kraft eines Fehlwandlers darstellte. Ein Hieb der langen Krallen verfehlte nur knapp sein Gesicht.
    Dann war der Captain wieder auf den Beinen. Die Bestie umkreiste ihn in einem seltsamen Krebsgang. Geduckt, kahl und mit der fast kugelrunden Brust wirkte das Monster zerbrechlich und langsam. Es war alles andere als das. Nun besaß der Fehlwandler auch noch das Koboldmesser.
    Blutflecken glänzten um sein klaffendes Maul. Stewarts Blut.
    »Wer schickt dich?«, fragte Reynard mehr um Zeit zu schinden als in der Hoffnung auf eine Antwort.
    Das Ding fauchte und hieb nach ihm. Reynard blockierte mit seinem Schwert und drehte sich halb. Es wurde nicht seine eleganteste Bewegung daraus, aber sie hatte den gewünschten Effekt – nämlich, kalten Stahl zwischen Reynard und diese Dornenzähne zu bringen.
    Wie geplant, landete der Fehlwandler auf der geschliffenen Schwertschneide. Zum zweiten Mal heute fühlte Reynard, wie Fleisch über sein Schwert schabte. Krallen schlugen nach ihm aus, furchten ihm durch das Haar und über den Ärmel. Dann stolperte der Fehlwandler rückwärts und befreite sich von der Klinge. Er schrie nicht. Alles, was Reynard hörte, war ein pfeifendes Gurgeln.
    Reynard richtete sich auf und schwang erneut sein Schwert. Der Fehlwandler trat auf Stewart und kippte nach hinten.
    Mit einem beidhändigen Hieb schlug der Captain ihm den Kopf ab. Dabei spürte er deutlich, wie die brechende Wirbelsäule an seiner Klinge vibrierte.
    Keuchend stand er einen Moment lang da, halb trunken von der Hitze des Gefechts. Dann legte er sein Schwert ab und schob den toten Fehlwandler weg.
    Auf einmal war Mac bei ihm und kniete sich neben Reynard. »Ist das Stewart?«
    Reynard fühlte nach einem Puls. Sein eigener Herzschlag dröhnte in seinem Kopf, und heißes Blut machte seine Finger glitschig. »Ich kann nicht sagen, ob er noch lebt.«
    Dann fand er ihn, schwach, aber regelmäßig. Reynard erzitterte, als er sich erlaubte, die Anspannung in seinen Gliedern ein wenig loszulassen.
    »Du hast ihn gerettet«, sagte Mac.
    »Wohl kaum«, widersprach Reynard.
    Mac sah ihn streng an. »Es mit einem Kobold und einem Fehlwandler zugleich aufnehmen – das war ziemlich selbstmörderisch, selbst für deine Verhältnisse.«
    Reynard zuckte mit den Schultern und gestattete sich einen kurzen Augenblick kühler Zufriedenheit. »Ich wusste, dass du letztlich kommen würdest. Jetzt sollten wir den Jungen zu einem Arzt bringen.«
     
    Die Räumlichkeiten von Miru-kai, dem Prinzen der Dunkelfeen, lagen noch jenseits der Wachquartiere. Der Prinz lief unsichtbar und feengeschwind durch Dunkelheit und Fackelschein. Er hatte seinen Schatz aus dem Wächtertresor. Nun blieb nur noch, dem Feuerdämon und dem alten Fuchs auszuweichen. Unterwegs hatte er seine Wachen angewiesen, jedweden Verfolger aufzuhalten.
    Sie gehorchten ihm aufs Wort, und das nicht allein, weil Miru-kai ihr Prinz war, sondern weil er sie gut führte. Nie erteilte er grundlos Befehle. Ihr Gehorsam verdankte sich der gegenseitigen Achtung.
    Nachdem das geregelt war, rannte er noch schneller, denn er eilte auf ein Problem zu, nicht vor einem fort. Und er fürchtete, etwas weit Schlimmeres als die Gefangennahme war ihm auf den Fersen.
    Miru-kai wechselte erst zu einem hoheitlichen Schreiten, als er das Zeltlager der Wachen passierte, die sein Territorium schützten. Hinter den Reihen der Seidenbauten, die Zeit und Kriege ausgeblichen hatten, befand sich eine Ansammlung von gemauerten Kammern, die Miru-kai sein Heim nannte. Dort lebte der Hof der Dunkelfeen.
    Vor der großen Halle standen Kobolde mit gewaltigen Hauern. Er winkte sie beiseite. Die Halle war mit großen Kissen und Hockern möbliert, ein Nomadenlager, das rasch abgebrochen und andernorts wieder errichtet war. Es entsprach dem Leben eines Burg-Warlords, dessen Hoheitsgrenzen von Schwertklingen bestimmt wurden.
    Überrascht sprangen die Höflinge von ihren Kissen auf und verneigten sich hastig, als Miru-kai an ihnen vorbeiging. Er grüßte sie flüchtig, ohne seine Schritte allzu spürbar zu verlangsamen.
    Sein Ziel war ein anderer Raum, jenseits der Halle: ein Schlafgemach neben seinem. Eine Dienerin saß vor der Tür. Als sie den Prinzen sah, stand sie auf und machte einen tiefen Knicks.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Miru-kai.
    »Keine Veränderung, Mylord Prinz.«
    Miru-kai nickte und schritt an ihr

Weitere Kostenlose Bücher