Seelenkuss / Roman
Migräne! Der Zauber war nicht stark genug, um ihn in die Wüste zu jagen, aber er dürfte reichlich stinkig sein.«
»
Mein
Dämon?«, fragte Bannerman empört.
Okay, er wollte also vor seinem Kollegen alles leugnen. Idiot!
Ashe setzte sich an die andere Tischseite und lehnte sich zu Bannerman hinüber. »Ja, was haben Sie sich dabei gedacht, ihm einen Buchladen zu verkaufen, in dem es spukt? Den vom alten Mr. Cowan. Dämonen können Geister übrigens gar nicht ausstehen, weil sie zu den wenigen Wesensarten gehören, die sie nicht kontrollieren können, selbst wenn sie tausendmal mächtiger sind. Das ist ähnlich wie bei Mäusen und Elefanten. Geister machen sie irre. Und von Geisteraustreibungen kriegen sie Kopfschmerzen. Ich wette, der gute Tony wusste das nicht, als er jemanden hinbestellte, um den Spuk zu beenden. Er wird wohl noch nicht besonders alt sein, jedenfalls nicht für Dämonenverhältnisse.«
Bannerman schwieg, doch sein Mienenspiel wechselte zwischen Schock und Berechnung.
Ashe beugte sich weiter zu ihm. »Er ist unser böser Bube, stimmt’s? Dämonen sehen immer nett aus, wenn sie auf menschlich machen. Auf den ersten Blick sind sie fast unmöglich zu enttarnen.«
»Ich arbeite nicht für Dämonen.«
»Selbstverständlich nicht«, mischte der andere Anwalt sich ein. »Das wäre ungesetzlich.«
Ashe bemerkte einen ironischen Unterton. Der Mann war jung, modisch gekleidet und hatte das neueste elektronische Spielzeug vor sich ausgelegt. »Brent Hashimoto«, stellte er sich vor. »Ich vertrete die de Larrochas. Verzeihen Sie, dass ich Ihnen nicht die Hand schüttle, aber Sie … ähm … stinken.«
»Schon okay. Ich war auf Tuchfühlung mit Höllenbrut, das ist meistens sehr geruchsintensiv.«
Ashe beugte sich noch näher zu Bannerman, der brüllte: »Miss McCormick, rufen Sie den Sicherheitsdienst!«
»Sie ist gefesselt«, klärte Ashe ihn gelassen auf. »Oder sie bettelt inzwischen darum, es zu sein.«
Hashimoto schnaubte leise und griff nach seinem Kamerahandy, worauf Ashe wortlos den Pflock anhob. Prompt lehnte der Anwalt sich achselzuckend zurück.
»Kluge Entscheidung.« Sie lächelte.
Dann wandte sie sich erneut zu Bannerman. »Also, Sie haben mir versprochen, dass mein Sorgerechtsfall oberste Priorität kriegt, wenn ich für Sie den Dämon ausschalte.«
Sie hörte, wie Hashimoto die Luft anhielt.
Sehr gut!
»Ich sagte Ihnen, dass ich mein Bestes tun würde, aber Dämonen sind nicht leicht zu finden und sehr, sehr schwer zu töten. Normalerweise killen sie einen vorher. Aber was soll’s, ich war bereit, ihn mir wenigstens genauer anzusehen und zu gucken, was getan werden kann – um meiner Tochter willen.«
Sie lehnte die Pflockspitze an Bannermans Brust, und er rang nach Atem. »Aber Sie, Schnuckelchen, wussten bereits, wer und wo er war. Es war nichts weiter nötig, als ein bisschen in der Datenbank des Grundbuchamts nachzusehen, und schon war klar, wer den Immobilienverkauf für Mr. Cowans Erben geregelt hatte: Bannerman, Wishart und Yee, Anwälte und Notare. Das Haus wurde an einen Anthony Yarndice verkauft – unser Tony.«
»Und?«
Ashe neigte sich mitsamt Pflock vor. »Dachten Sie, einen Dämon stört ein bisschen Spuk nicht? Haben Sie geglaubt, er beklagt sich nicht, weil Dämonen eigentlich keinen Grundbesitz haben dürfen? Haben Sie sich eingebildet, er nimmt die Schrottimmobilie und ist auch noch dankbar?«
Bannermans Lider flatterten, bevor er zerbrach wie das Gelbe eines weichgekochten Eis. »Er … es … wollte einen Laden. Den hat er.«
Hashimoto zog die Brauen zusammen. »Ist das Ihr Ernst? Sie haben einen Deal mit einem Dämon gemacht? Ich wusste nicht einmal, dass Sie mit Immobilien zu tun haben!«
Bannerman krümmte sich. »Nur am Rande, im Zusammenhang mit Erbsachen, Scheidungsvereinbarungen, solche Sachen.«
Ashe schob den Pflock gerade so fest gegen ihn, dass er ihm in die Haut drückte. »Warum, Mr. Bannerman, haben Sie mich unnötig einem Risiko ausgesetzt?«
»Risiko? Jeder weiß, was für eine mächtige Jägerin Sie sind. Ihre Schwester hat schließlich eine Dämonenkönigin getötet. Jeder hat Angst vor Ihnen.«
»Wer ist
jeder?
«
Bannerman antwortete nicht.
Ungeduldig versuchte Ashe es noch einmal. »Warum haben Sie mich nicht geradeheraus gebeten, den Besitzer des Buchladens an der Ecke Fort und Main zu exorzieren?«
Ihre Beute schwitzte; Rinnsale liefen Bannerman die Schläfen hinab. »Konnte ich nicht. Ich wollte. Ich will
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