Seelenkuss / Roman
konnten die Feuerwehrkräfte noch nicht hinein, um nach Überlebenden zu suchen. Man geht von Brandstiftung aus.
›Cowan’s Books‹ war eine echte Institution in Fairview und befand sich seit 1965 in dem Gebäude. Nach dem Tod des Besitzers William Cowan wurde das Geschäft kürzlich an neue Eigentümer verkauft.
Wir halten Sie weiter auf dem Laufenden.«
Ashe schaltete das Radio aus. Sie hatte einen Stein im Bauch. Vergossenes Öl. Kerze. Dachboden. Sie trocknete sich fertig ab, zog einen Bademantel über und rief Holly an. Es kam zunehmend häufiger vor, dass sie ihre Schwester anrief, wenn sie über etwas reden musste.
»Wie geht es Eden?«
»Sie genießt Spaghetti, Hackbällchen und Fernsehen.«
»Kein Wunder, dass sie so gern bei dir ist! Danke noch mal, dass du auf sie aufpasst. Ich weiß, wie ausgelastet du sowieso schon bist.«
»Kein Problem. Im Grunde macht sie sich gar nicht schlecht als kleine Babysitterin.«
Ashe empfand einen völlig unsinnigen Stolz auf ihre Tochter.
Weiter so, Eden!
Dann besann sie sich lieber wieder auf das Geschäftliche. »Hast du von dem Feuer gehört?«
»Ja.«
Für Ashe bedeutete die Zerstörung des Buchladens aus ihrer Kindheit einen schmerzlichen Verlust. »Ich glaube, ich könnte es ausgelöst haben. Ich hatte das zusätzliche Öl verschüttet, das du mir mitgegeben hast. Und ich ließ die Kerze brennen, als ich wegrennen musste.«
»Ich weiß nicht, ob das ausreicht, um ein so heißes Feuer zu entfachen.« Holly klang unsicher. »Da war viel Magie im Spiel, was einiges verändern kann. Außerdem war das ganze Haus vollgestopft mit altem Papier.«
»Ach, Hol, all diese alten Bücher! Ich mochte den Laden sehr.«
»Zumindest sind wir sicher, dass der Geist des kleinen Mädchens befreit wurde.«
»Aber was, wenn die Urne auch in dem Haus war?«
»Hat Reynard gesagt, dass er irgendwas fühlt?«
»Nein.«
»Dann war sie wohl eher nicht dort.«
Ashe schwieg einen Moment. »Ich habe Mr. Cowans Buchladen abgefackelt.«
Hollys Stimme nahm den besonderen Tonfall an, den sie immer bekam, wenn sie Ashe beschwichtigen wollte. »Das kannst du nicht wissen. Der Dämon könnte etwas getan haben. Falls er versucht hat, den Zauber zu beenden, kann er dadurch etwas ausgelöst haben. Zieh keine voreiligen Schlüsse! Du warst dort, um den Laden zu reinigen. Vielleicht musste das passieren.«
Ashe schwieg. Würden Dämonen doch nur genauso leicht verbrennen wie Vampire, aber Tony dürfte immer noch irgendwo da draußen sein, und jetzt war er gewiss richtig angefressen!
Bevor Ashe dieser gruseligen Idee nachhängen konnte, wechselte Holly das Thema. »Alessandro will sich mit Lor dort treffen, sobald es dunkel ist. Lors Hunde hatten das Haus bewacht, als es in Flammen aufging, aber wie es sich anhört, haben sie nichts gesehen. Sandro will sich selbst da umsehen.«
Ashe blickte aus dem Fenster in das schwindende Licht. »Alessandro lässt dich mit den Kindern allein?«
»Ich bin nicht hilflos, Ashe. Außerdem haben wir noch mehr Höllenhunde, die draußen die Blumenbeete umpflügen.«
Der angesäuerte Tonfall ihrer Schwester brachte Ashe zum Schmunzeln. »Macht es dir wirklich nichts aus, meine Tochter noch ein bisschen bei dir zu haben?«
»Lass sie bei uns übernachten. Hier ist es sicher. Keine Vampire, keine Dämonen. Du solltest lieber auch fürs Erste zu uns ziehen.«
»Danke, Hol, aber ich muss mich mit Reynard treffen. Hat dein hochgeschätzter Hausvampir irgendwas über die auswärtigen Fangzähne herausbekommen?«
»Alle hiesigen Vampire halten Augen und Ohren offen, doch bisher ohne Erfolg.«
»Mist!«
»Es dauert nicht lange, bis sie wissen, wo die Auswärtigen hier wohnen. Vampire haben ein ausgeprägtes Revierverhalten, entsprechend sind sie alle erpicht darauf, die Fremden aufzuspüren. Also, was läuft bei dir und Reynard?«
»Da gibt es nichts zu erzählen«, antwortete Ashe leider ein bisschen zu abweisend.
»Ja, und ob! Ihr mögt euch.«
»Klar, tun wir, aber das ist alles. Es ist schon genug los, was die Dinge kompliziert.«
»Schade. Ich meine, er kommt wahrscheinlich nur dieses eine Mal aus der Burg raus. Es wäre schön, wenn jemand ihm ein bisschen Spaß gönnt.«
Ashe lachte, was ziemlich angestrengt klang. »Er hat keine Seele. Solche Männer habe ich so was von hinter mir!«
»Hör mal, wir reden hier über höchstens ein paar Nächte.«
»Er verdient mehr als Mitleidsgevögel. Und rede nicht so über ihn!« Ashe verkniff sich,
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