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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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ist, wenn man so viel reist, wie ich es ehedem tat.«
    Er lehnte sich an den Küchentresen; eigentlich hätte die Haltung lässig wirken sollen, nur waren bei ihm alle Muskeln angespannt. Er tat bloß wie ein Mann, der entspannte. »Es gehörte zur Erziehung eines jungen Mannes, Europa zu bereisen. Als ich danach beim Militär war, segelte ich mit dem königlichen Regiment nach Indien.«
    »Das muss ein ziemlicher Kulturschock gewesen sein.«
    Er neigte den Kopf, und sein Blick schien in weite Ferne zu schweifen. »Es war eine Erfahrung. Viele der Offiziere interessierten sich für nichts außerhalb ihres eigenen Adligenkreises, aber ich wollte alles kennenlernen, was ich konnte. Die Sprache. Das Leben auf den Dörfern. Wie die gemeinen Soldaten lebten. Dort kam ich zu der Brown Bess, die ich so sehr mag.«
    Ashe erwiderte sein versonnenes Grinsen. »Sie war nicht deine übliche Waffe?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Allmählich redete er sich warm. »Offiziere beteiligten sich nicht an der tatsächlichen Schießerei in Gefechten, aber ich wollte wissen, wie man diese Waffen benutzt. Indem ich die Waffen verstand, gewann ich eine klarere Vorstellung dessen, was die Männer erwartete, die sie benutzten.«
    Ashe dachte darüber und über ihn nach. Sie hatte sich dauernd in diesem vornehmen englischen Akzent verloren, aber inzwischen konnte sie die feinen Nuancen unterscheiden. Traurigkeit, mitschwingende Ironie, Respekt gegenüber den Männern, die unter ihm gekämpft hatten. Er war kein Fremder mehr, und das gefiel ihr.
    »Wie lange warst du dort?«
    »Vier Jahre. Dann wurde ich verwundet und nach England zurückgeschickt, um mich zu erholen.«
    »Und danach?«
    Reynard blickte auf die Küchenarbeitsplatte hinab. »Meine nächste Reise führte mich in die Burg. Danach gab es keine Reisen mehr.«
    Ashe wartete, ob noch etwas käme, klappte das Hähnchensandwich zu und halbierte es. Sie wollte Details über die Wächter und darüber erfahren, wie er in dem Kerker zwischen den Dimensionen gelandet war. Aber er sagte nichts.
    Wäre Drängen ein Fehler?
    Die falsche Frage zur falschen Zeit könnte ihn dazu bringen, ganz dichtzumachen, und sie hatte diesen verschlossenen Ausdruck bei ihm gründlich satt. Es war dann, als würde man mit einem Papp-Legolas reden, wie ihn die Buchladenleute vor der Bücherei aufgestellt hatten. Ashe wollte nicht aufs Spiel setzen, was sie bisher an Offenheit erreicht hatten.
    Die Nachbarn unten fuhren vor und knallten mit den Autotüren. Ashe schloss das Fenster, weil ihr auf einmal kalt wurde.
    »Tja«, sagte sie ruhig und setzte sich auf den anderen Bistrostuhl. »Was tun wir als Nächstes?« Sie hatte einmal von ihrem Sandwich abgebissen, und all das Salz, der Pfeffer und die Mayonnaise vollführten einen munteren Tanz auf ihrer Zunge. Sie war so hungrig, dass es weh tat.
    Reynard hob einen verirrten Gefrierverschluss hoch und sah ihn sehr konzentriert an. Offenbar hatte er nichts von seiner Neugier auf neue Kulturen verloren. »Die Urne war nicht in dem Buchladen. Ich hätte es gefühlt, wäre sie dort gewesen.«
    Er sprach es gelassen aus, aber Ashe konnte heraushören, wie beunruhigt er war.
    »Dann müssen wir die anderen Häuser finden, in denen der Dämon sich verkriecht«, schlug sie vor, nachdem sie geschluckt hatte. »Der Buchladen wurde ja abgebrannt.«
    Er sah sie streng an. »Wie bitte?«
    »Das kam in den Nachrichten. Es könnte der Zauber gewesen sein, den ich gewirkt habe, oder irgendetwas, das der Dämon hinterher gemacht hat.« Sie senkte den Blick, weil sie um all die Bücher trauerte, die verloren waren. »Es wird den Dämon nicht töten, nur zwingen, woandershin zu fliehen. Wir finden ihn und mit ihm den nächstwahrscheinlichen Ort, an dem die Urne sein kann.«
    »Die Person, die du vorher angerufen hast, war imstande herauszufinden, dass Bannerman den Buchladen verkauft hat. Könnte sie auch herausfinden, welche anderen Verkäufe die Firma in jüngster Zeit regelte?«
    »Gute Idee!« Sie nahm noch einen Bissen.
    Mit halbgesenkten Lidern beobachtete er sie beim Essen. Er griff sogar hinüber und stahl sich eine Kirschtomate vom Teller, die er sich in den Mund steckte.
    Er aß!
    Ashe starrte ihn an und vergaß zu kauen. Reynard biss in die Minitomate, die Augen geschlossen vor Konzentration. Seine Lider flatterten, öffneten sich und enthüllten einen Blick voller angespanntem Schrecken, der sich wiederum in den festen Linien um seinen Mund und seine Nase

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