Seelenkuss / Roman
auszudrücken.
»Woran denkst du?«, fragte sie.
»An dies hier«, antwortete er und streifte ihre Lippen mit seinen, einmal, zweimal, ehe er ihren Mund vollständig einnahm. Zunächst wich sie ein wenig zurück, doch dann ergab sie sich dem Kuss, als hätte sie eine Entscheidung gefällt. Ihre Lippen öffneten sich unter seinen, ließen ihn ein.
Gleichzeitig tauchte sie ihre Finger in sein Haar, löste das Band, mit dem er es nach hinten gebunden hatte. Sie knabberte zärtlich an seiner Unterlippe, ohne ihm weh zu tun, ihn aber dennoch als ihr Eigentum markierend.
»Ich will dich«, flüsterte sie. »Ich sollte es nicht, und trotzdem tue ich es.«
»Dann will ich dein sündiges Vergnügen sein.«
Reynard zog Ashe an sich, drückte sie fest an seine Brust. Sie fühlte sich so warm, so weich und stark an. Er umfasste ihre Schultern, spürte, wie die Knochen und Muskeln sich bewegten, als sie ihre Arme um seinen Hals schlang und mit den Händen über seinen Rücken glitt. Seine eigenen Hände lagen auf ihren Wangen, seine Daumen malten die feinen Konturen ihres Kinns nach. Der Puls an ihrem Hals flatterte unter seinen Fingerspitzen, als reckte er sich Reynards Berührungen entgegen.
Ashe war sterblich, ihr Leben binnen eines Moments aufgebraucht. Wie er war sie mehr als menschlich, nur ohne die unverwüstliche Macht der Wächter. Ihre Magie war fast vollständig zerstört, oder zumindest behauptete sie das. Er konnte deren Überbleibsel an ihr wahrnehmen, flüchtig wie Spinnweben und dennoch erstaunlich stark.
Ihr Mund fand seinen Hals, neckte und kostete seine Haut. Seidiges duftendes Haar strich über seine Wange, während sie ihn liebkoste. Die sonnige Weichheit erinnerte ihn an zu Hause, an Wiesenblumen und einzelne Federn an den Ufern eines Wildbachs. Dort gehörte Ashe hin, in jenes Land von Freiheit und Natürlichkeit. Das Land, in dem Empfindungen mehr galten als Gedanken.
Ashe war seltsam unschuldig, und das bezauberte ihn.
Sie lehnte sich gegen seine Brust, so dass er einen Schritt zurückwich. Rückzug deutete eine Änderung der Taktik an. Ashe vollführte eine halbe Drehung und drückte ihn an die Wand. Seine Schultern stießen unsanft gegen die harte Oberfläche.
»Zieh dein Hemd aus!«, sagte sie halb flüsternd, halb knurrend.
»Ah, Madam«, murmelte er in ihr Ohr. »Möchten Sie mich meiner Tugend berauben?«
Sie blickte ihn streng an. »Eines nach dem anderen, Bürschchen. Hemd aus!«
Eine Herausforderung, die er unmöglich verschenken konnte. »Einen Teufel werde ich tun. Meine Entblößung musst du dir erarbeiten.«
»Das wirst du büßen!« Sie packte den Saum seines T-Shirts und begann, es nach oben zu ziehen.
»Nicht so schnell!«
Er fasste sie an der Taille und hob sie hoch, als wäre sie bloß ein ungezogenes Kind. Prompt schlang sie ihre Beine um seine Hüften und umklammerte ihn mit der Kraft ihrer Schenkel. Dabei drehten sie sich erneut halb und rissen eine Stehlampe um, die klappernd auf den Boden kippte. Keiner von ihnen achtete darauf.
Ashe zog ihm das T-Shirt über den Kopf. Nun musste er kooperieren und seine Arme heben, sonst würde sie wohl das Hemd zerreißen – womöglich mit ihren Zähnen. Außerdem war es viel zu verlockend, sie auf seiner nackten Haut zu fühlen, als dass er hätte widerstehen können. Für einen Moment schwang sie das Kleidungsstück gleich einer Siegesfahne, bevor sie es in hohem Bogen zu Boden fliegen ließ.
»Am Ende bekomme ich immer, was ich will.« Sie gab seine Hüften frei, hielt sich an seinen Schultern fest und glitt an ihm nach unten, bis sie wieder vor ihm stand. Bei dieser Bewegung wünschte er sich die Wand zurück, an die er sich hätte stützen können. Reibung war eine köstliche Pein, und plötzlich schienen seine Knie nicht mehr besonders verlässlich.
Für einen winzigen Augenblick bedeckte ihre Hand die Wölbung vorn in seiner Jeans: eine rasche, besitzergreifende Geste. Reynard hielt den Atem an.
Tod und Teufel! Ich muss dies hier beschleunigen, sonst überdaure ich die Eröffnungsnettigkeiten nicht.
Er wanderte mit beiden Händen über ihre Rippen und ertastete nichts als Haut unter ihrem dünnen Hemd. Was ihn ein bisschen enttäuschte, denn er hatte sich einen jener raffinierten Büstenhalter ausgemalt, wie er sie in modernen Journalen gesehen hatte. Doch wurde dieser Gedanke sogleich vertrieben, denn warme weibliche Brüste nahmen seine gesamte Aufmerksamkeit gefangen. Er umkreiste die Spitzen mit seinen Daumen und
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