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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Familie stammte, in der es einmal einen Nekromanten gegeben hatte. Die Frauen, Alten und Kinder starben auf dem Scheiterhaufen, Männer und junge Burschen verschwanden einfach. Zuweilen fand man ihre Leichen, die Haut unnatürlich grau und runzlig, mit hervortretenden Wangenknochen, über denen die Augen viel zu tief eingesunken waren. Mit Gesichtern, die zu angsterfüllten Fratzen verzerrt, und Mündern, die in einem stummen Schrei weit aufgerissen waren. Die jüngeren von ihnen waren manchmal so ausgetrocknet, dass ihre Glieder brachen wie dürre Äste und einfach zu Staub zerfielen. So wie bei Fren.
    Andere sah man wieder. Aber dann starrten ihre Augen leer und tot vor sich hin. Sie bewegten sich hölzern wie Marionetten an den Fäden eines schlechten Puppenspielers. Sie sprachen nicht und erkannten niemanden. Sie gehorchten nur willenlos den Befehlen der Grauen Krieger, die sich inzwischen auch bei Tag zeigten. Und wenn einer dieser Befehle lautete, einen Menschen zu töten, den sie früher geliebt hatten, dann taten sie es.
    Naria war einer von ihnen. Er hatte die Fackel in Sinarans Scheiterhaufen gestoßen.
    Ledan war gestorben, als er versucht hatte, die Familie eines Schmieds aus dessen brennendem Haus zu retten, das ein paar Soldlinge in Brand gesteckt hatten, weil der Mann sich geweigert hatte, ihnen neue Schwerter zu verkaufen.
    » Was soll das heißen, er hat die Stadt verlassen? « Kajlan bedeutete einem ihrer Männer, Garwon seinen Platz neben ihr am Tisch zu überlassen, und der Krieger setzte sich. Niemand hier sprach noch von Königin Seloran, da sie alle wussten, dass ihr Körper nur mehr eine Hülle für Ahorens Seele war.
    » Das was ich sage. Mit etwa einem Dutzend seiner Grauen Krieger und einem Trupp seiner Marionetten ist er kurz nach Sonnenuntergang an Bord eines der königlichen Schiffe gegangen, das dann auch sofort ausgelaufen ist. « Er rieb sich mit einer Hand den Nacken. » Dein Bruder Noren war bei ihnen « , fügte er nach einem Moment des Zögerns hinzu.
    Kajlan spannte sich. » War er ein Gefangener? « Ein paar Tage vor dem letzten Seelenmond war Noren von einer Gruppe Soldlinge schwer bewacht in die Stadt gebracht worden. Von den anderen Männern, die Kahel mit ihm zusammen an Bord der Mondtänzerin verlassen hatten, hieß es, sie seien getötet worden. Von Prinzessin Darejan und dem DúnAnór fehlte jede Spur. Offenbar war es ihnen gelungen zu entkommen. Zumindest hoffte sie das.
    Garwon schüttelte den Kopf. » Nein. Er war wie Naria « , antwortete er mit Bedauern in der Stimme.
    Für mehrere Augenblicke war es vollkommen still im Raum. Dann fluchte einer der Männer und plötzlich schienen alle aus ihrer Erstarrung zu erwachen.
    Auch Kajlan holte tief Atem. » Und was ist mit Réfen? « , fragte sie schließlich.
    » Noch immer kein Zeichen. Die Garde darf die untere Ebene der Kerker nicht mehr betreten und die Soldlinge reden noch nicht einmal für Geld. Ihre Angst, zu einer Marionette gemacht zu werden, ist zu groß. Es wäre durchaus möglich, dass er immer noch da unten in Ketten liegt. «
    » Und wir können nichts tun? Auch jetzt nicht, nachdem Ahoren fort ist? «
    » Der Palast wird dennoch gut bewacht. Es wäre Wahnsinn, etwas zu unternehmen. Vor allem, da wir immer noch nicht wissen, wo er den Hauptmann tatsächlich gefangen halten lässt. «
    » Aber wir können uns doch nicht bis in alle Ewigkeit verkriechen wie die Breldratten und nur abwarten. « Abrupt schob sie ihren Stuhl zurück, stand auf, trat an das mit Tüchern verhängte Fenster und spähte angespannt hinaus. In den letzten Tagen hatte sie keine Nacht zweimal am gleichen Ort geschlafen und sich selten mehr als ein paar Stunden irgendwo aufgehalten.
    Garwon musterte sie. » Nein, das können wir nicht « , stimmte er nach einem Moment zu. Kajlan drehte sich mit gehobenen Brauen zu ihm um.

41
    A us Rücksicht auf den DúnAnór ließen die Krieger ihre Ragon in einem gemächlichen Schritt gehen. Darejan ertappte sich immer wieder dabei, wie sie verstohlen zu ihm hinsah. Auch jetzt, da er erwacht war, wollten die tiefen Schatten unter seinen Augen nicht weichen. Die meiste Zeit saß er zusammengesunken im Sattel und blickte abwesend vor sich hin. Wenn einer der Krieger näher an ihn heranritt, fuhr er auf. Sprach der Mann ihn dann an, gab vage, ausweichende Antworten, so als hätte er kaum die Hälfte von dem verstanden, was zu ihm gesagt worden war.
    Am späten Nachmittag holten sie die anderen schließlich

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