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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Bestandteile zerlegt und die Decken hinter ihre Sättel geschnallt. Die beiden Holme hingen an der Seite eines der Ragon. Wie die anderen blickte auch der DúnAnór Oqwen und ihr entgegen. Er trug wieder seine Hosen und Stiefel, wo auch immer er sie herhaben mochte. Doch im Gegensatz zu den Kriegern wirkte er angespannt und abweisend. Unwillkürlich ging Darejan langsamer. Ihr Herz pochte wild in ihrer Kehle. Bedeutete das… Sie schluckte. Bedeutete das, dass er sich wieder erinnerte? Sein Gesichtsausdruck verriet nichts.
    Doch als sie die Männer erreicht hatten und Oqwen sie in seine Richtung schob, trat er einen Schritt zurück.
    » Sie kann mit euch reiten « , wehrte er ab.
    Erstaunt blickte Oqwen ihn an. Seine Miene verlangte deutlich nach einer Erklärung.
    Der DúnAnór schüttelte nur den Kopf. » Haltet sie mir einfach vom Leib. «
    Darejan zog die Schultern hoch. Plötzlich war die Angst, er könnte sich tatsächlich erinnert haben, beinah übermächtig. Aber sie musste Gewissheit haben. » Was habe ich jetzt wieder getan? « , fragte sie und versuchte die Verzweiflung in ihrer Stimme wie Trotz klingen zu lassen. Seine Augen wurden schmal, dann trat er direkt vor sie.
    » Du bist am Leben. « Er sprach so leise, dass die Isârden ihn unmöglich verstehen konnten. Dann beugte er sich ein Stück weiter vor. » Mörderin. « Sein Atem streifte ihr Ohr.
    Darejan schluckte die Verzweiflung unter. Sie musste es wissen. » Heißt das, du erinnerst dich wieder daran, wen ich umgebracht haben soll? « , fragte sie ebenso leise.
    Für einen ewigen Herzschlag starrte er ihr in die Augen. » Nein. Aber ich weiß, was ich fühle. «
    Eine Welle der Erleichterung schwappte über sie hinweg. Und gleichzeitig stieg ein bitteres Gefühl der Schuld in ihr auf, weil sie dankbar dafür war, dass sein Gedächtnis noch immer nicht zurückgekehrt war.
    » Ich bin froh, dass du wieder aufgewacht bist. « Sie war sich nur zu bewusst, dass ihre Stimme bebte.
    Sein Mund verzog sich. » Ja, welch ein Glück für dich. Was hätten die DúnAnór wohl gesagt, wenn du mich in diesem Zustand zu ihnen gebracht hättest. « Er neigte den Kopf ein kleines Stück. » Andererseits ist es auch verdammtes Pech, dass ich aufgewacht bin, wie? Mörderin. «
    Darejan trat mit einem tiefen Atemzug und geballten Fäusten einen Schritt zurück. Sie mied seinen Blick, grub die Zähne in die Lippen und schwieg. Erst als er sich mit einem verächtlichen Schnauben abwandte und zu dem Ragon ging, das die Männer ihm scheinbar überlassen hatten, sah sie wieder in seine Richtung. Und beobachtete dann stumm, wie er sich mit Hilfe eines Kriegers sichtlich mühsam in den Sattel zog, und ballte die Fäuste ein wenig fester. Ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handfläche. Oqwens Hand auf ihrer Schulter ließ sie sich zu dem Isârden umdrehen. Sie protestierte nicht, als er sie auf den Rücken seines Ragon hob, hinter ihr aufsaß und seinen Männern das Zeichen gab weiterzureiten.

40
    A horen hat Kahel verlassen. «
    Bei Garwons Worten hob Kajlan den Kopf. Ihre einstmals dunkelbraunen langen Locken waren nun zu einem fahlen Blond gebleicht und reichten ihr nur noch bis zum Kinn. Sie wurde als Hochverräterin gesucht. Der Krieger war direkt an der Tür stehen geblieben, ließ den Blick wachsam durch den Raum gleiten und musterte die Männer, die an den Tischen saßen. Sie konnte sein Verhalten sehr gut verstehen. Auch in ihrem Kopf meldete sich noch immer eine warnende Stimme, wenn sie mit ihm oder einem seiner Freunde zu tun hatte. Aber in den letzten beiden Vollmonden hatte sich in Kahel viel verändert. Die Loyalität der königlichen Garde hatte sich merklich verschoben. Sie galt jetzt mit Réfen einem Mann, der des Hochverrats angeklagt war, und– zumindest nach dem, was Kajlan vermutete– im Kerker des Jisteren-Palastes gefangen gehalten wurde. Und einer Prinzessin, die scheinbar spurlos verschwunden war.
    Von den Gardisten, die eines Nachts auf der Suche nach ihr unversehens in der Lagunenstadt aufgetaucht waren und deren » Besuche « bei ihren Leuten erst geendet hatten, als Kajlan sich bereit erklärt hatte, sich mit ihnen zu treffen, waren nur noch Borda, Tellwe und Garwon übrig. Naria war kurz nach Réfens Gefangennahme verschwunden und offenbar wie so viele andere verhaftet und der dunklen Hexerei beschuldigt worden. Ein Schicksal, das in diesen Tagen jeden ereilte, der auch nur über den Hauch einer magischen Begabung verfügte oder aus einer

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