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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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blieb vor Oqwen stehen, ohne einen der anderen zu beachten.
    » Ich brauche eure Hilfe. « Seine Stimme war rau, und ein Unterton, der nach Verzweiflung klang, schwang in ihr.
    » Was immer ihr wollt, sofern es in meiner Macht steht, Klinge. « Der Krieger erhob sich. Und riss verblüfft die Augen auf, als sein Gegenüber den Säbel aus der Scheide zog und die Spitze auf seine Brust richtete.
    » Kämpft mit mir! «
    » Seid ihr verrückt geworden? « Ärgerlich schüttelte Oqwen den Kopf. » Warum sollte ich das tun? « Er wollte die Waffe beiseiteschlagen, doch die Säbelspitze hob sich sogar ein wenig höher, zielte jetzt auf seine Kehle.
    » Kämpft mit mir! « , verlangte der DúnAnór erneut. Um ihn herum erhoben sich die anderen Isârden langsam. Ihre Hände legten sich auf die Griffe ihrer eigenen Waffen. Oqwen zischte ein Wort und sie ließen sie sichtlich widerstrebend wieder sinken.
    » Ich werde nicht mit euch kämpfen. Gebt den Säbel her! « , forderte er entschieden. » Ihr seid völlig erschöpft und könnt nicht mehr klar denken. «
    Der Säbel zitterte in der Hand des DúnAnór. » Das ist es ja gerade. « Die Verzweiflung war jetzt deutlich in seiner Stimme zu hören. » Ich kann noch immer zu klar denken. « Die Spitze der Klinge senkte sich dem Boden zu, als sei sie plötzlich zu schwer geworden. » Ich versuche, mich zu erinnern, aber ich kann nicht. « Er schüttelte den Kopf und wankte so gefährlich, dass Oqwen ihn am Arm packte. Der Blick, mit dem er den Isârden ansah, war blankes Flehen. » Manchmal, wenn mein Geist leer ist oder auf etwas gänzlich anderes konzentriert, weiß ich Dinge einfach. Sie sind plötzlich da. Deshalb will ich, dass ihr mit mir kämpft.– Verdammt, helft mir! Helft mir, nicht zu denken, damit ich mich erinnern kann. «
    Mit einem Mal war nur noch das Knacken des Feuers zu hören. Die Krieger starrten ihn in fassungslosem Schweigen an.
    Angespannt sah Darejan zu, wie der DúnAnór aus ihrem Kreis heraustrat, die Säbelscheide von seiner Hüfte löste und achtlos ins Gras fallen ließ. Oqwen zog seine eigene Waffe aus ihrer Hülle und folgte ihm ein kleines Stück zwischen die Bäume, zu einem Platz, an dem die Stämme weiter voneinander entfernt standen. Wie die anderen war auch Darejan aufgestanden und beobachtete hilflos, wie die beiden Männer einander langsam umkreisten. Die Säbel klirrten in den ersten Schlägen gegeneinander, doch schon nach ein paar Hieben mehr stieß der DúnAnór ein wütendes Heulen aus.
    » Verdammt sollt ihr sein, Isârde! Kämpft mit mir, als wolltet ihr mich töten! « , drang seine Stimme bis zu ihnen herüber. Was Oqwen ihm antwortete, konnte Darejan nicht verstehen, aber die Klingen trafen um einiges härter und schneller zusammen, als sie ein weiteres Mal aufeinander losgingen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und öffnete sie unruhig wieder, während sie zusah, wie Angriff und Parade, Finte und Stoß und wieder Parade auf Angriff und wieder Angriff in einem gefährlichen Tanz aufeinanderfolgten. Sie hörte das Pfeifen, wenn Schläge vorbeigingen, das helle Schaben von Stahl auf Stahl, wenn die Säbel aneinander abglitten, die gemurmelten Kommentare der anderen Krieger, die Anerkennung in ihren Worten, die dem DúnAnór galt, obwohl Oqwen ihm gegenüber von Anfang an im Vorteil war. Sie sah, wie die Bewegungen des DúnAnór langsamer, hölzerner wurden, sah, wie er immer öfter strauchelte, sich im letzten Moment fing und Oqwens Schläge mit Not parierte.
    Wann sich etwas im Rhythmus dieses tödlichen Tanzes änderte, wusste sie später nicht mehr zu sagen. Aber irgendwann begannen Wortfetzen zu ihnen herzuwehen. Sie glaubte zu sehen, wie Oqwens Augen sich weiteten, er für einen Moment so verblüfft war, dass ein Hieb beinah seine Schulter getroffen hätte. Das Gesicht des DúnAnór hatte sich zu einer Maske aus Qual verzerrt. Er hielt den Säbel mit beiden Händen, drosch schier blind auf Oqwen ein. Der Krieger parierte, wich aus und lauschte offenbar angestrengt auf die Worte, die sein Gegner hervorkeuchte. Dann war es mit einem Mal vorbei. Der DúnAnór fiel auf die Knie. Der Säbel entglitt ihm, er krallte die Hände in sein Haar, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, Oqwens Waffe aufzuhalten, die sich seitlich in seinen Hals graben musste. Darejan hörte Mirija neben sich aufschreien und rannte schon auf die beiden Krieger zu. Die Klinge kam direkt unter seinem Ohr zum Stillstand, er krümmte sich, dann kippte er

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