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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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einem weiteren Schlag, klaffte sogar kurz einen Spaltbreit auf, obwohl er mit seinem ganzen Gewicht dagegen hielt.
    » Was ist mit Mirija? Wir können sie nicht zurücklassen. « Darejan sah sich hektisch um.
    » Für den Moment ist sie sicher! «
    » Sicher? « Sie fuhr zu ihm herum. Wieder krachte etwas gegen die Tür.
    » Ja! Er kann nicht noch mehr von ihrem Leben nehmen, ohne sie zu töten. Und er braucht sie, um sich danach zu nähren. « Er stemmte sich mit der Schulter dagegen, das Gesicht vor Schmerz und Anstrengung verzogen. » Mach schon! Gib mir etwas, um die Tür zu blockieren. «
    Erneut blickte sie um sich. Da war nichts! Nichts außer dem Wandteppich und der war kaum dazu geeignet… Das Spannholz! Manchmal wurden besonders schwere Wandteppiche an ihrem oberen Ende, über ein Rundholz geschlungen, damit sie glatt hingen. Sie sah nach oben. Da war es. Hastig packte sie den Teppich und zerrte an ihm. Nur widerwillig gab er nach, doch dann stürzte er in einer Staubwolke auf sie herab. Hustend und keuchend befreite sie das Spannholz und brachte es dem DúnAnór, der es mit aller Kraft unter den Türgriff rammte und auf der obersten Stufe verkeilte. Zögernd wich er dann von der Tür zurück. Ein weiterer Schlag traf sie, ließ sie erzittern. Das Spannholz ächzte, hielt aber.
    » Hier entlang! « Der DúnAnór packte ihre Hand.
    Sie stemmte sich gegen ihn. » Ich lasse Mirija nicht hier. «
    Er zischte ein paar Worte, die sie nicht verstand. » Was willst du machen? Zurückgehen? Glaub mir! Im Augenblick ist sie vor ihm sicher. Er wird ihr nichts tun. Komm schon! « Er zog sie mit sich, über den Wandteppich hinweg.
    » Wo gehen wir hin? « , fragte sie, während sie noch über Teppichfalten stolperte.
    » Spar dir deinen Atem. Wir müssen quer durch den Cordán. « Ohne sie anzusehen, zerrte er sie hinter sich her, die Stufen hinunter. Über ihnen donnerten Schläge wuchtig gegen Holz. Sie hatten nach mehreren Windungen gerade eine zweite Tür erreicht, die in einen kleinen Korridor führte, als es am anderen Ende der Treppe dumpf krachte. Gleichzeitig rissen sie die Köpfe hoch und blickten die Stufen zurück. Schritte wurden laut, Ahoren brüllte Befehle. Der DúnAnór stieß einen Fluch aus und zog sie den Korridor entlang. Ein weicher Teppich schluckte ihre Schritte. Durch hohe Fenster fiel Sonnenlicht in den Gang und ließ die kunstvoll geschnitzte Täfelung an den Wänden schimmern. Türen säumten den Korridor. Er riss sie wahllos auf, während er weiter stürmte, ihre Hand fest in seiner. Hinter den meisten lagen Wohnräume. Darejan konnte im Vorbeirennen nur flüchtig hineinsehen, dennoch erkannte sie, dass manche mit einer gewissen Pracht eingerichtet waren, andere eher schlicht und nüchtern. Hinter ein paar der Türen führten Stufen in ein anderes Stockwerk hinauf oder hinab. Eine von ihnen hasteten sie hinunter. Jedoch nur, um auf dem nächsten Absatz in einen weiteren Korridor abzubiegen und auf dessen gegenüberliegender Seite eine andere Treppe nach oben zu flüchten.
    Nach der vierten Treppe– oder war es die fünfte?– bekam Darejan keine Luft mehr. In ihrer Seite wühlte ein Dolch. Auch der DúnAnór keuchte neben ihr und nahm inzwischen auch nicht mehr zwei Stufen auf einmal. Ein paar Mal hatte er sie am Anfang eines Korridors stehen lassen und hatte einen guten Teil seiner Türen aufgestoßen. Manchmal hatte er die Tür, durch die sie weitergelaufen waren, offen gelassen, manchmal hatte er sie wieder geschlossen. Ob es ihm gelang, Ahoren und seine BôrNadár so zumindest für eine kurze Zeit zu täuschen, konnte Darejan nicht sagen. Immer wieder hatten sie die Geräusche von Schritten gehört. Einige Male auf den Treppen nur wenig über ihnen.
    Inzwischen war ihr auch klar geworden, dass er es absolut ernst gemeint hatte, als er sagte, sie müssten quer durch den Horst der Klingen. Offenbar war ein Teil seiner Erinnerung zurückgekehrt. Zumindest führte er sie mit traumwandlerischer Sicherheit durch Korridore, Gemächerfluchten, einmal sogar durch das Labyrinth einer riesigen Bibliothek und über unzählige Treppen hinauf und hinab. Doch als er Darejan durch die Tür zu einem länglichen Raum schubste, sie schnell schloss und obendrein mit einem schweren Balken von innen sicherte, wurde ihr klar, dass er sich doch verlaufen hatte. Es gab keinen zweiten Ausgang. Er hatte sie in eine Sackgasse geführt. Wenn die BôrNadár sie hier fanden, saßen sie hoffnungslos in der

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