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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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einen Satz, als etwas mit Wucht gegen die Tür zur Waffenkammer schlug. Auch der DúnAnór sah auf. Rasch verkorkte er die Phiole mit dem Ussrain und legte sie in das Kästchen zurück. Nachdem er den Inhalt der Schale noch einmal behutsam umgerührt hatte, nahm er das leere Fläschchen und ein dünnes Glasröhrchen zur Hand. Erneut krachte es an der Tür zur Waffenkammer. Mit äußerster Vorsicht gab er den Inhalt der Schale Unze für Unze mit dem Röhrchen in das nicht mehr als daumengroße Fläschchen hinein. Ein weiterer Schlag ließ die Tür erbeben. Sorgfältig verkorkte er das Fläschchen, knotete ein Stück Schnur aus dem Knäuel darum und band die Enden zu einer Schlinge, die er sich über den Kopf streifte. Der nächste Schlag traf die Tür. Diesmal knarrte der Balken protestierend. Darejans Augen huschten zwischen ihm und der Tür hin und her.
    » Was jetzt? « In ihrer Stimme war ein Zittern.
    Anstelle einer Antwort durchmaß er mit langen Schritten rasch das Laboratorium. Wieder krachte etwas gegen die Tür der Waffenkammer. Der Balken knackte und brach. Er schloss gerade die Tür zum Laboratorium, als die der Waffenkammer aufflog und die BôrNadár den Raum betraten.
    » Der Tisch! « , befahl er erschreckend ruhig, während er noch die Riegel zuschob. Darejan gehorchte und stemmte sich eilig gegen das schwere Möbel. Es bewegte sich erst, als er ihr half. Jetzt erbebte auch die Tür des Laboratoriums unter wuchtigen Hieben. Ängstlich sah Darejan sich um. Schrie, als der Türriegel brach. Die Tischbeine knarrten auf dem Boden. Der DúnAnór knurrte etwas Unverständliches. Erst jetzt bemerkte sie, dass er das alte Schwert aus der Nische genommen hatte und mit den Fingern über den oberen Bogen des Steinkranzes fuhr, der sie einfasste. Dann hatte er offenbar gefunden, was er suchte. Ein fester Druck, es knackte vernehmlich, und Darejan begriff, weshalb er die ganze Zeit so ruhig geblieben war: In der Nische war ein Geheimgang verborgen. Die Wand bewegte sich scharrend etwa eine halbe Handbreit– und kam mit einem scharfen Kratzen zum Stillstand. Er stemmte sich fester dagegen, das Kratzen erklang erneut, doch die Wand bewegte sich nicht. An seiner Wange zuckte ein Muskel.
    Die Tür des Laboratoriums erbebte unter einem neuerlichen Hieb, der Tisch schabte über den Boden. Gleichzeitig fuhren sie herum. Wieder ein Schlag, der Tisch gab weiter nach und die Tür öffnete sich einen Spaltbreit.
    Der DúnAnór gab seine Versuche, die Geheimtür doch noch zu öffnen, mit einem Laut, halb Fluch, halb Stöhnen, auf und wandte sich ihr zu. » Das Fenster! « , befahl er und fasste das Schwert fester. Die Kälte der BôrNadár drang zu ihnen herein, und Darejan konnte sehen, dass er plötzlich wieder zitterte.
    Hastig kletterte sie auf die Polsterbank unter dem Fenster. Es war mit einem einfachen Haken verschlossen. Sein Holz hatte sich ein wenig verzogen, und es brauchte einen kräftigen Ruck, ehe es aufschwang. Sie wagte einen Blick hinaus und keuchte. Unterhalb der Brüstung ging es senkrecht in die Tiefe. Der CordánDún war auf dem Rand eines mächtigen Felskraters erbaut, der einen riesigen See umschloss. Nebelschwaden trieben träge auf ihm dahin. Das absolut schwarze Wasser glänzte wie ein dunkler Spiegel. Sie schluckte, drehte sich hilflos zu dem DúnAnór um. Er war nur einen Schritt hinter ihr, als im selben Moment der Tisch endgültig nachgab und die Tür gegen die Wand flog. Der erste der BôrNadár drängte herein. Mit einem Schrei warf der DúnAnór sich ihm entgegen. Seine Klinge empfing den Grauen Krieger mit einem hohen Schlag, der in seine Schulter fuhr. Hatten die Säbel der Isârden weder die Korun noch einen der BôrNadár in irgendeiner Weise aufhalten können, so stieß der Graue jetzt ein Heulen aus, das ihr schier das Blut gerinnen ließ. Er taumelte, stolperte zurück und stieß gegen die beiden anderen Grauen Krieger, die hinter ihm durch die Tür zu gelangen versuchten.
    Der DúnAnór nutzte die kurze Gnadenfrist und kam zu ihr auf die Polsterbank.
    » Spring! « , befahl er, noch immer halb Ahorens Dienern zugewandt, das Schwert abwehrbereit gehoben.
    Darejan nahm allen Mut zusammen und gehorchte. Und trotzdem schrie sie, bis eisiges Wasser über ihr zusammenschlug und den Laut erstickte. Gleich darauf durchbrach etwas neben ihr die schwarze Oberfläche. Sie wollte nach oben schwimmen, doch sie wurde gepackt und weiter in die Tiefe gezogen. Eine Kaskade aus Luftblasen trieb an ihr

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