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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Falle.
    Die Frage danach, wo sie waren, erübrigte sich. An einer Längsseite des Raumes war ein knappes Dutzend schlanker Schwerter sauber in einem an der Wand verankerten Holzgestell aufgereiht, das Platz für mindestens noch einmal doppelt so viele bot. Sonnenlicht fiel durch vier schmale, hohe Fenster und ließ ihren Stahl schimmern. Dunkel hoben sich die ineinander verschlungenen Runenlinien von ihm ab. Nur die ockernen Edelsteine, die Darejan an den Griffen der anderen DúnAnór-Schwerter gesehen hatte, fehlten. In der Mitte des Raumes stand ein grober Arbeitstisch. An den Kanten seiner zerkratzten Platte klafften Scharten. Zusammengerollte Lederhäute und einfache Leinentücher lagen darauf. Dazwischen standen Holzschalen mit flachen Schleifsteinen und mit Leder verschlossene Tonkrüge, die wahrscheinlich mit jenem rötlichen Öl gefüllt waren, mit dem Schwertklingen gepflegt wurden. Einige dreibeinige Hocker waren unter den Tisch und aus dem Weg geschoben.
    Sie wollte gerade eines der Schwerter aus dem Gestell an der Wand nehmen, als der DúnAnór sich hinter ihr von der Tür abstieß, an der er bis eben gelehnt und mühsam nach Atem gerungen hatte.
    » Lass es, wo es ist. Sie sind nutzlos « , sagte er und ging an ihr vorbei tiefer in den Raum hinein.
    » Wieso? Sie tragen doch schon die Runen. « Sie folgte ihm am Tisch entlang.
    » Ja, aber sie sind noch nicht genannt. « Er bewegte die Schultern und rieb sich die Brust, als würde ihn die Narbe schmerzen.
    » Genannt? «
    » Sie wurden weder an eine Klinge übergeben noch tragen sie einen Anoranit. Nur mit diesen Steinen im Knauf können sie Ahorens Kreaturen Schaden zufügen. Sie « , seine Hand wies auf die Schwerter, » richten bei den ElâhrTirIdrayn ebenso viel Schaden an wie jedes gewöhnliche Schwert. Gar keinen. «
    » Den Elâhr-was? «
    » Den ElâhrTirIdrayn, den › Toten, die nicht leben ‹ . Wisst ihr Korun denn wirklich gar nichts? « Sie wurde mit einem abfälligen Blick bedacht, während er den schweren Wandteppich an der Schmalseite des Raumes anhob, die Tür öffnete, die dahinter zum Vorschein kam, und den kleineren Raum betrat, der sich auf ihrer anderen Seite befand. Darejans Erleichterung darüber, dass sie anscheinend doch nicht in einer Sackgasse gefangen waren, schwand schlagartig wieder. Offensichtlich gab es hier endgültig nur eine Tür– und an den Wänden war nichts, hinter dem sich eine weitere verbergen konnte. Hohe, schmale Fenster sorgten auch hier für Helligkeit. Unter einem stand eine Polsterbank. Die scharfe Erwiderung, die sie bereits auf der Zunge hatte, war vergessen, als sie ihm in den Raum folgte. Alles hier erinnerte sie an Meister Fanerens Laboratorium in Kahel: Tiegel, Töpfchen, Phiolen und kleine Fläschchen waren auf einem Wandbord ordentlich aufgereiht. Ein Tisch aus Gedanholz stand in der Mitte. Seine zerschrammte Platte wies dunkle Flecken auf. Auf ihm drängten sich Mörser und Schalen neben einer kleinen Balkenwaage aus Kupfer. Ein Knäuel aus Schnüren und Dochten lag dazwischen. In einer von kunstvoll behauenen Steinen eingefassten, mannshohen Nische lehnte auf einem aus der Mauer vorstehenden Wandstein ein Schwert auf der Spitze seiner Klinge. Es war kürzer als die in der Waffenkammer, aber auch in seiner Blutkehle waren die Runenlinien zu erkennen. In seinem Knauf saß ein matter Edelstein, der so alt und zerkratzt war, dass er mehr grau als ockerfarben wirkte.
    Der DúnAnór durchquerte den Raum. In einer beinah unbewussten Geste berührte er mit zwei Fingern den Edelstein im Knauf des Schwertes, ehe er ein geschnitztes Holzkästchen von einem Bord nahm. Seltsamerweise zitterten seine Hände dabei.
    » Du erinnerst dich wieder, nicht wahr? «
    Vorsichtig stellte er das Kästchen auf den Tisch. Über die Länge des Laboratoriums hinweg schaute er Darejan an. In seinen Zügen lag eine Härte, die sie noch nie darin gesehen hatte.
    » Ja, ich erinnere mich wieder « , nickte er schließlich langsam. » Zumindest, was das hier angeht. « Seine Handbewegung umfasste den Raum und den gesamten CordánDún. » Aber alles andere… « Er schüttelte den Kopf. » An alles andere erinnere ich mich immer noch nicht. «
    Darejan bemühte sich, ihre Enttäuschung zu verbergen, während sie ihm weiter in den Raum folgte. Auf der anderen Seite des Tisches blieb sie stehen. » Seit wann? «
    » Ich weiß es nicht genau. Das Erste, woran ich mich vage erinnere, sind die toten Augen unseres Großmeisters, in

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