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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Tau. Der Wind mit dir, Bruder. Nur ein verwehtes Flüstern. Ein Stoß zwingt ihn zurück in den Schmerz. » Vielleicht wurde er sogar geschickt, um eure Schwester zu ermorden. « Gleißendes Licht. Wütendes Heulen wird zu Gelächter. Etwas in ihm zerreißt. Bruder … Nein! Allein! – Mörderin! Das Schluchzen brach aus seiner Kehle, schüttelte seinen Körper. Dunkelheit verschlingt ihn. Schmerz und Kälte lauern in ihr. In der Antwort der Frau klang Schaudern und Abscheu. Ihre Worte versanken im Nebel. Wispern und Zischeln. Graue Schatten. Sie beugen sich über ihn. Sie berühren ihn. Kalt! So kalt! Hinter dem Nebel lockte die Dunkelheit mit Vergessen. Sie zerren ihn hinab, hinab, hinab an einen Ort, an dem nichts mehr ist außer der Qual. Keine Zeit, kein Anfang und kein Ende. Nur immerwährende, seelenverschlingende Qual. Schatten beugten sich über ihn, erstickten das Licht. Verzweifelt schlug er nach der Hand, die sich nach ihm ausstreckte. Nein! Schmerz fuhr durch seine Handgelenke. Noch immer taumelten seine Sinne durch Schlieren aus Angst. Mühsam blinzelte er, versuchte zu begreifen, was um ihn geschah. Da waren Stimmen. Er klammerte sich an die Laute, bis er erkannte, dass es Kajlan war, die sich über ihn beugte, und Noren, der seine Hände niederhielt.
    » Trinkt! « Ein Becher wurde an seinen Mund gesetzt. Er schluckte die schal schmeckende Flüssigkeit. Es war schon zu spät, als er begriff, dass sie ihm etwas gegeben hatten, das ihn in die Dunkelheit zurückzerrte.

13
    Z usammen mit dem fuchsgesichtigen Setten und vier anderen Männern hatte Noren sie durch den dichten Nebel aus der Lagunenstadt heraus und in die Klippen hinaufgeführt, ohne dass ihnen jemand begegnet wäre. Kajlan und Fren waren zurückgeblieben. Wohin es gehen sollte, hatte man ihr nicht gesagt. Darejan war sich jedoch sicher, dass sie es nur dem undurchdringlichen Grau zu verdanken hatte, dass man ihr nicht die Augen verbunden hatte.
    In Norens Hand blitzte kurz ein Lichtschein auf, dann noch einmal. In einiger Entfernung antwortete ein anderes Licht– und plötzlich war auch auf dem Meer ein Blitzen. Der Trupp setzte sich wieder in Bewegung, immer an den steil abfallenden Klippen entlang. Hinter einer weiteren scharfen Kehre kam ihnen ein Mann den Pfad entlang entgegen.
    » Ihr kommt spät, Kapitän « , begrüßte er Noren. » Die Tänzerin ist klar. Aber die Flut läuft schon wieder ab. Wir müssen uns beeilen.– Ist er das? « Neugierig äugte er zu dem DúnAnór hin und runzelte dann die Stirn. » Sadran? «
    Noren nickte. » Ja, zu beiden Fragen, Salden.– Wir warten auf die nächste Flut. Fren muss noch etwas beschaffen. « Er zog den Verrückten am Arm vorwärts, bis er vor dem anderen Mann stand. » Mach es ihm in der Höhle bequem, damit er seinen Sadran-Rausch ausschlafen kann. « Eine Geste befahl Darejan neben ihn. » Unser zweiter Gast: Prinzessin Darejan. Zeig ihr, wo sie bleiben kann, bis wir an Bord gehen. «
    Salden nickte knapp, bedeutete Darejan den Weg entlang zu gehen, den er gekommen war, und folgte ihr mit dem Verrückten.
    Der schmale Pfad endete nach etwas mehr als zwanzig Schritten und einer weiteren Kehre auf einem länglichen Felsplateau. Hinter einem von vagem Halblicht erhellten Spalt öffnete sich eine weitläufige Höhle, die vollgestopft war mit in Wachshaut eingeschlagenen Tuchballen, Truhen, Holzfässern und Kisten. Fackeln spendeten genug Licht, um die Silberfahlen und Kupferdoren glänzen zu lassen, die zusammen mit den Würfeln und Steinen eines Jaran-Spieles auf einem Fass lagen, um das mehrere Männer herum saßen. Bei ihrem Eintreten sahen sie wachsam auf, doch als sie Noren und seine Begleiter erkannten, widmeten sie sich erneut ihrem Spiel.
    Salden führte Darejan zusammen mit dem Verrückten in den hinteren Teil der Höhle, gab ihr eine nach Pferd riechende Decke und hieß sie, es sich auf dem sandigen Boden bequem zu machen. Den noch immer teilnahmslosen DúnAnór drückte er auf ein Strohlager und breitete eine Decke über ihn.
    Dann ließ er Darejan mit dem Verrückten allein. Ein leises Rascheln erklang, als der DúnAnór sich auf seinem Lager tiefer ins Stroh grub. Sie rollte sich auf dem Höhlenboden unter ihrer Decke zusammen und starrte stumm vor sich hin.
    Dieser schwachsinnige Fremde war schuld daran, dass Réfen im Kerker saß und wegen Hochverrats angeklagt wurde. Sie schob die Hände in die Gewandärmel und rieb über ihre Unterarmflossen. Als ihr bewusst wurde, wohin

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