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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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beugte er sich zum Wasser hinab und trank so gierig, dass ihm glitzernde Linien über Kinn und Hals rannen. Er schenkte ihnen keine Beachtung. Stattdessen fuhr er sich mit nassen Händen mehrmals übers Gesicht und durchs Haar. Der Fuchs wandte den Kopf und schnaubte ihm feucht gegen die Schulter. Abwesend griff er nach ihm, um die weichen Nüstern zu streicheln. Schließlich senkte das Tier das Maul wieder in den Bachlauf und der DúnAnór ergriff das Schwert und stemmte sich müde auf die Füße. Sein Blick streifte Darejan nur kurz, dann langte er nach den herabbaumelnden Zügeln und ging mit dem Pferd langsam den Bach entlang.
    » Nein! « Bei Darejans erschrockenem Ruf blieb er stehen. Die Silberaugen schmal, drehte er sich halb zu ihr um. Doch als sie auf ihn zugehen wollte, hob sich ihr das Schwert in einer stummen Warnung entgegen. Sie presste die Lippen zusammen. Wortlos wandte er ihr den Rücken, schnalzte dem Fuchs aufmunternd zu und setzte sich wieder in Bewegung.
    » Warte! « Er stapfte weiter, als habe er sie nicht gehört. » Bleib stehen, du undankbarer, schwachsinniger Bastard! « Diesmal schoss er sichtlich wütend zu ihr herum . Und zuckte mit einem leisen Keuchen zusammen und krümmte die Schultern. Dennoch fuhr die Schwertspitze abermals in die Höhe, als Darejan einen Schritt auf ihn zumachte. Sie ballte die Hände zu Fäusten. » Du wirst dich nicht einfach davonmachen, du verdammter Mistkerl! Du wirst mir helfen! Verstehst du, was ich sage? « Seine Brauen zogen sich unheildrohend zusammen. » Begreifst du eigentlich, was um dich herum vorgeht? Ist dir eigentlich klar, wie viele Menschen deinetwegen ihr Leben riskiert haben? Wie viele deinetwegen gestorben sind? « In Darejans Stimme kämpften Zorn und Verzweiflung miteinander. Ohne weiter auf das Schwert zu achten, marschierte sie auf ihn zu. Die Linien auf seiner Stirn vertieften sich, doch die Klinge sank kaum merklich ein Stück herab. » Du wirst dich nicht einfach umdrehen und gehen! Das lasse ich nicht zu! Du bleibst! Du führst mich zu deinen Leuten. Du bringst mich zu den anderen DúnAnór!– DúnAnór! Verstehst du? Die, die dich hierher geschickt haben! « Seine Finger umkrallten die Zügel mit solcher Gewalt, dass die Sehnen auf seinem Handrücken hervortraten. » Du bringst mich zu dieser Ordensburg in den GônCaidur– wo auch immer das sein mag–, damit sie mir helfen, die Seele meiner Schwester aus der Gewalt dieses Ahoren zu befreien! Das bist du mir schuldig!– Begreifst du, was ich sage?– Das bist du mir und den anderen verdammt noch mal schuldig! « Darejan stand jetzt direkt vor ihm. Das Schwert war endgültig herabgesunken. Er hatte die Kiefer so fest zusammengebissen, dass sie beinah erwartete, es knirschen zu hören. In den Tiefen seiner Augen war wieder jenes seltsame Flackern.
    Nach einer schieren Ewigkeit stieß er mit einem leisen Zischen die Luft aus. » Ich kenne deine Schwester nicht, Hexe!– Und ich bin dir nichts schuldig!– Lass mich zufrieden! « Er wollte sich abwenden und weitergehen, doch Darejan packte ihn am Arm. Der eiserne Ring an seinem Handgelenk glänzte in der Sonne.
    » Und was ist mit Réfen? Willst du behaupten, dass du auch ihn nicht kennst?– Er war es, der dich im Kerker gefunden hat! Ihm verdankst du es, dass du nicht mehr in irgendeiner Zelle verrottest.– Deinetwegen liegt er jetzt in Ketten und wird des Hochverrats beschuldigt. Deinetwegen werden sie ihn hinrichten! Nur deinetwegen! «
    Er starrte sie an. Dann war mit einem Mal etwas seltsam Gehetztes in seinem Blick. » Ich kenne keinen Réfen! « , stieß er nach einem Moment hervor, machte sich brüsk von ihr los und trat zurück.
    » Lügner! « Mit einem Schrei stürzte Darejan sich auf ihn. Das Pferd scheute mit einem erschrockenen Wiehern, zerrte ihn zur Seite, ehe er die Zügel fahren lassen konnte. Ihre Fäuste trafen seine Brust. Mit einem qualvollen Laut taumelte er unter ihrem Angriff zurück, verlor endgültig das Gleichgewicht, stürzte und riss sie mit zu Boden. Plötzlich in seiner Umklammerung gefangen, erstarrte Darejan. Das Sonnenlicht glitzerte in den grünvioletten Sodijansplittern seiner Augen. Seine Brust hob und senkte sich unter ihren Händen. Sand klebte auf seinen nassen Schultern, auf ihren bloßen Armen. Wasserperlen schimmerten auf ihrer Haut. Das schäumende Silber der Brandung spülte kühl über sie hinweg. – Im nächsten Herzschlag stieß er sie von sich, als hätte er sich an ihr verbrannt,

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