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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Murmeln. Der Schnitt musste versorgt werden– aber zuerst musste sie ihn von hier fortbringen. Sie brauchten ein Versteck für die Nacht. Einen geschützten Ort, an dem man ein kleines Feuer nicht sofort entdeckte. Dass die Soldlinge Selorans und die Grauen Krieger sie noch nicht aufgespürt hatten, grenzte ohnehin fast an ein Wunder. Und sie hatte nicht vor, ihr Glück herauszufordern.
    Nach einem letzten Blick auf seine reglose Gestalt stand Darejan auf und ging zu dem Pferd hinüber, das in einiger Entfernung mit schleifenden Zügeln an einem Strauch knabberte. Leise sprach sie auf es ein, während sie sich ihm langsam näherte und nach den Riemen griff. Es hob den Kopf und schnaubte, ließ sich aber ruhig den Hals klopfen. Sie atmete erleichtert auf, als sie das Brandzeichen fand, das beinah gänzlich unter der Mähne des Tieres verborgen war. Wie sie gehofft hatte, stammte es aus den Ställen der Garde– und jedes dieser Pferde war darauf abgerichtet, sich auf Befehl niederzulegen. Darejan führte es zu dem DúnAnór hinüber und gab ihm das entsprechende Kommando. So abgemagert der Mann auch war, sein schlaffer Körper war schwer und es kostete ihre erschöpften Glieder beinah mehr, als von ihren Kräften übrig geblieben war, ihn bäuchlings über den Sattel zu zerren und ihn darüber festzuhalten, als sie das Tier wieder aufstehen ließ. Ein bisschen umständlich schwang sie sich dann selbst auf den Pferderücken, lenkte den Fuchs aus der Senke heraus und in den Bachlauf hinein. Vor etwas weniger als einer Stunde war sie an einer alten Dierenzeder vorbeigekommen. Der Stamm würde als Unterschlupf genügen müssen. Und vielleicht würde es ihren Verfolgern die Suche ein wenig erschweren, wenn sie sich im Wasser des Baches hielten– auch wenn das bedeutete, dass sie in die gleiche Richtung zurückritten, aus der sie gekommen waren. Der Wald war groß, sie hatten mehr als einmal die Richtung gewechselt… sie musste einfach darauf vertrauen, dass sie den Grauen Kriegern nicht geradewegs in die Arme liefen.

19
    D ie Dunkelheit jenseits ihres Versteckes war von Zirpen und Rascheln erfüllt. Ein paar Mal hatte Darejan geglaubt, davor kleine, glühende Augenpaare zu bemerken, die sie scheu beobachteten. Doch sie waren ebenso rasch wieder verschwunden, wie sie aufgeleuchtet waren.
    Schweigend blickte sie auf den noch immer bewusstlosen DúnAnór. Flammenschein und Fieber ließen seine Haut nicht mehr ganz so bleich erscheinen. Ein Zittern durchlief seinen Körper, er stöhnte schwach, murmelte etwas und lag dann wieder still. Darejan schob sich zu ihm hinüber, zog die Satteldecke fester um seine Schultern. Der Geruch nach Pferd stach ihr scharf in die Nase.
    Ihr Blick glitt über die Wände ihres Verstecks. Im Licht des Feuers wölbten sich Holz und Wurzelgeäst über ihrem Kopf zu einer kleinen Höhle. Als sie noch Kinder waren, hatte Réf ihr die Besonderheit dieser Zedernart verraten: Ihre Wurzeln bildeten eine Art natürliche Grotte unter dem Baum, sodass eine Dierenzeder jemandem Unterschlupf vor einem Unwetter bieten konnte oder auch nur einen geschützten Platz für ein Nachtlager. Da ihr Stamm überdies innen hohl war, konnte man es wagen, ein kleines Feuer in ihrem Inneren zu entzünden, ohne Gefahr zu laufen, in seinem Rauch zu ersticken.
    Müde fuhr sie sich mit den Händen übers Gesicht. Es hatte sie beinah den letzten Rest ihrer Kraft gekostet, den DúnAnór vom Pferderücken zu holen und ihn in die kleine Höhle zwischen den Wurzeln des Baumes zu schleppen. Dann hatte sie rasch den Fuchs abgesattelt und so angebunden, dass er sowohl am Bach saufen konnte als auch Gras zum Fressen fand. Das Licht war immer schneller geschwunden, und sie hatte sich beeilt, den Verrückten in die Satteldecke zu wickeln, ehe sie ihn allein ließ, um nach Travankraut und Blauflechte zu suchen. Sie hatte Glück gehabt und beides in der Nähe des alten Baumes gefunden.
    In den letzten Stunden hatte sie seine Wunde immer wieder mit dem ausgelassenen Saft der Travankrautblätter gebadet und ihm Schluckweise von dem Tee aus Blauflechten gegen das Fieber eingeflößt. Und auch wenn er noch immer in jenem Dämmerzustand zwischen Fieber und Erschöpfung lag, war doch zumindest das Fieber selbst nicht weiter gestiegen.
    Die Beine eng an den Leib gezogen und die Arme darum geschlungen, starrte sie auf den Mann auf der anderen Seite der Flammen. Und schloss nach einem Moment die Hände zu Fäusten. Das alles war Wahnsinn! Wie

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