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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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weckte, vielleicht hatte er aus dem Augenwinkel die Söldlinge bemerkt, die auf Noren, der nur mit einem Dolch bewaffnet war, eindrangen– Darejan konnte es nicht sagen. Doch der DúnAnór wandte sich von ihr ab und war plötzlich inmitten der Kämpfenden.
    Aber auch ein zusätzliches, unverkennbar meisterhaft geführtes Schwert auf der Seite der Korun konnte ihre zahlenmäßige Unterlegenheit nicht ausgleichen. Darejan sah, wie ein Hieb den Mann niederstreckte, dessen Namen sie nicht kannte. Ohne nachzudenken, riss sie die Hände hoch, rief mit einem Wort nach Sand und Wind, beschwor die Felsen über ihr– nichts geschah. Wieder versagte ihre Magie. Hilflosigkeit würgte sie. Einen Moment später sank auch Gerden in den Sand. Salden folgte ihm kurz darauf.
    » Flieht! « Darejan wusste nicht, wem Norens Ruf galt. Nur noch der hochgewachsene Korun und der DúnAnór standen Rücken an Rücken zwischen den Soldlingen. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass die beiden Männer fast gleich groß waren. Dann traf Norens Blick sie. Seine Lippen formten ein lautloses » Lauft! « , ehe er sich mit einem markerschütternden Schrei abermals zwischen die Soldlinge warf. Beinah gleichzeitig trieben die Grauen Krieger, die die ganze Zeit über bewegungslos auf ihren mächtigen Rössern gesessen hatten, ihre Pferde vorwärts– direkt auf den DúnAnór zu. Er bemerkte sie, noch ehe er sie wirklich sehen konnte. Sein Kopf flog hoch und herum. Für einen kurzen Moment schien er wie erstarrt. » Nein! « Darejan hörte sich selbst schreien, als die Breitseite eines Schwertes auf ihn niederzuckte. Abermals fuhren ihre Hände in die Höhe. Der Körper eines Mannes, das Gesicht in den Schatten verborgen, leblos über einem Felsen ausgestreckt. Eine Gestalt, die sich aufbäumte und verblasste. Der heisere Schrei eines Adlers. Schmerz loderte in ihrem Kopf. Sie wankte, taumelte vorwärts. » Nein! « Diesmal war das Wort nur ein Flüstern. Eben stellten die Soldlinge den DúnAnór auf die Füße. Das Schwert lag vergessen im Sand. Der Anführer der Männer lenkte seinen Fuchs mit einem spöttischen Grinsen dicht an den benommen wankenden Gefangenen heran. Im nächsten Herzschlag wieherte das Tier erschrocken auf und scheute zurück. Der Soldling, der bis eben zur Linken des DúnAnór gestanden hatte, lag auf den Knien, umklammerte röchelnd seine Kehle und rang vergebens nach Atem, während der zweite fassungslos die Hände auf die Schwertwunde in seinem Leib presste. Das Pferd wieherte erneut, bäumte sich halb auf und sprang dann vorwärts. Die Soldlinge stoben vor seinen eisenbeschlagenen Hufen auseinander. Entsetzt starrte Darejan den Reiter an, der im gestreckten Galopp auf sie zupreschte, eine blutbesudelte Klinge in der Hand. Silberne Augen starrten zurück. Er? Aber wie…? Gerade eben kam der Kommandant der Soldlinge wieder auf die Beine, brüllte Befehle. Sie musste ihm ausweichen, nur einen Schritt beiseite! Ihre Beine gehorchten nicht. Dann wurde sie gepackt, und das Nächste, was sie wahrnahm, war, dass sie hinter dem DúnAnór auf dem Pferderücken saß. Er riss das Tier in einer scharfen Kehre nach links und trieb es mit Händen, Knien und der flachen Seite des Schwertes vorwärts. Hufschlag erklang in ihrem Rücken. Die Grauen Krieger donnerten ihnen nach. Vor ihr duckte der DúnAnór sich tiefer über den Hals des Pferdes und jagte es in mörderischem Galopp über den Strand und zwischen den Felsen hindurch.

18
    E in dumpfer Laut riss Darejan aus ihrem Dahindämmern. Noch immer benommen von Erschöpfung und Müdigkeit, begriff sie nur allmählich, dass das Pferd stehen geblieben war und den Kopf senkte. Sie blinzelte mühsam, schaffte es kaum, ihre verkrampften Finger aus dem Hemd des DúnAnór zu lösen. Bei dem Gedanken an den halsbrecherischen Ritt durch die Klippen und einen steilen Geröllpfad in den Felswänden hinauf wurde ihr Mund erneut trocken vor Angst. Mehr als einmal war der Fuchs gestrauchelt und wäre um ein Haar gestürzt. Doch irgendwie war es dem DúnAnór jedes Mal gelungen, das Schlimmste zu verhindern.
    Bis zum Morgen hatten die Grauen Krieger sie mit ihren mächtigen Rössern gehetzt. Zuerst durch die Klippen, dann in einen düsteren Wald hinein. Und selbst als das Trommeln der Hufe nach Sonnenaufgang nicht mehr direkt hinter ihnen gewesen war, hatte er dem Pferd keine Pause gegönnt. Erst als sicher war, dass die Grauen sie für den Augenblick nicht mehr verfolgten und die Bäume immer dichter

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