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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Wächters legte sich auf Darejans Knie. Er sah zu ihr auf. » Aber ein hübsches Ding wie du kann es sich schnell verdienen… « Ein anzügliches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Das Pferd tat einen Schritt zur Seite. Der Mann heulte auf. Sie ahnte die Bewegung in ihrem Rücken mehr, als sie sie tatsächlich spürte. Wieder ein Schritt, die Hufeisen klackten auf dem Steinpflaster des Tordurchgangs. Der Wächter hinkte taumelnd und mit einem Ächzen gegen die Mauer. Zwei seiner Kameraden hasteten heran, trollten sich aber grinsend wieder, als sie begriffen, was geschehen war.
    Nach einem ärgerlichen Blick zu dem vor sich hin fluchenden Wächter sah der Vogt abermals zu ihr auf. » Nun, hast du das Geld oder hast du es nicht? «
    Ihm im Stillen das rote Fieber an den Hals wünschend, kramte Darejan die vier Kupferdoren aus der Geldkatze des Soldlings hervor und gab sie ihm wortlos. Der Mann trat zurück und winkte sie weiter. Sie hörte noch sein abfällig hervorgestoßenes » Gesindel! « , dann waren sie aus dem Tordurchgang heraus und inmitten eines Strudels von Menschen und Tieren. Unschlüssig, wohin sie das Pferd in all dem Trubel wenden sollte, brachte Darejan den Fuchs zum Stehen. Sie hatte Kahel immer für groß gehalten, aber das Gedränge um sie herum verschlug ihr den Atem. Ein paar Kinder jagten sich lachend und johlend zwischen Fuhrwerken und Reitern, ohne auf die Flüche zu achten, die ihnen hinterhergebrüllt wurden. Ihr Magen knurrte bei dem Geruch von Backwerk und warmen Fleischpasteten, der in der Luft hing. Dem Tordurchgang gegenüber standen die Fenster einer Schenke offen. Mehrere Stimmen diskutierten lautstark, sie glaubte, den Wirt nach einer Magd brüllen zu hören. Ein Mann lehnte unter dem Schild, das verkündete, dass es hier Zum roten Eber ging, und beobachtete die Händler und Reisenden, die durch das Tor drängten. Als ein wütendes » Packt euch aus dem Weg, Gesindel! « hinter ihnen erklang, trieb sie das Pferd vorwärts. Sie mussten einen Platz für die Nacht finden.
    Ein Stück vom Tor entfernt zügelte sie den Fuchs erneut und fragte einen Fuhrmann nach einem Gasthaus. Der Mann wartete neben seinem Gespann darauf, dass die Lehrlinge eines Bäckers endlich die Mehlsäcke von seinem Wagen abgeladen hatten. Während er sie wie zuvor der Torvogt von oben bis unten musterte, klopfte er seinen Tieren die Hälse. Dann betrachtete er ihr Pferd, runzelte kurz die Stirn und schickte sie in die Westspeiche von Rokan, zum Lachenden Pfeiffer.
    Die Fackeln in den Straßen waren schon entzündet, als sie das Gasthaus schließlich erreichten. Der weißgekalkte, einstöckige Fachwerkbau lag am Ende einer nur schwach erleuchteten Gasse. Schatten nisteten in ihren dunklen Winkeln. Und auch dass Gelächter und Musik zu ihnen drangen, vertrieb das seltsame Gefühl, beobachtet zu werden, das Darejan beschlichen hatte, nicht. Im Hof des Wirtshauses glitt sie vom Rücken des Pferdes und nötigte den Verrückten ebenfalls abzusteigen. Die Satteltaschen und das Schwert über der Schulter, seine Hand fest in ihrer, betrat sie die Schenke. Der Geruch von Eintopf und Fleisch, vermischt mit dem von Tabakkraut, schlug ihr entgegen. Die Wände der Schankstube waren bis in Schulterhöhe mit hellem, unbehandeltem Holz verkleidet, das die gleiche Farbe hatte wie der gescheuerte Boden. Auf beidem prangten dunkle Flecken. In einem kalten, rußgeschwärzten Kamin an der Schmalseite des Raumes lagen noch die Überreste eines mächtigen Holzscheites. Die Schenke war vollgestopft mit Tischen und Bänken. Schritte verklangen eben auf der schmalen Stiege, die neben dem Schanktresen in das obere Stockwerk führte. Ein paar Männer sahen zu ihnen her, wandten sich dann aber wieder ihren Bechern und Krügen zu, ohne sie weiter zu beachten. Ein Schankknabe starrte sie einen Augenblick länger an, wurde aber von seinem Brotherren mit unwirschen Worten zurück an seine Arbeit gescheucht, während er auf sie zukam. Wie schon zuvor fühlte Darejan sich von oben bis unten gemustert. Niemand schien sich für das Schwert über ihrer Schulter zu interessieren.
    » Was wollt ihr? « Der Ton des Wirtes ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht erwartete, mit ihnen zahlende Kundschaft vor sich zu haben.
    » Ein Zimmer. « Scheinbar gelassen erwiderte sie seinen abschätzigen Blick.
    Seine Augen weiteten sich, während er sich die Hände an der Schürze abwischte. Unter seinem Gürtel steckte ein Knüppel. Noch einmal betrachtete er

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