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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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sie misstrauisch. » Und du glaubst, du kannst mehr als einen Platz im Stall bezahlen? «
    » Einen Platz im Stall brauchen wir auch. « Darejan schenkte ihm ein sanftes Lächeln. » Für unser Pferd. «
    » Euer Pferd? « , echote der Mann verblüfft und schaute zur Tür hin, als könne er durch Holz und Mauern in den Hof sehen. Nach einem Moment sah er sie wieder an. » Ich hab nur noch eine kleine Kammer frei. Wenn euch das reicht… Die Strohsäcke sind gestern frisch gestopft worden und die Decken sauber. Essen kostet extra. « Sein Grinsen offenbarte einen abgebrochenen Schneidezahn. » Und heißes Wasser auch. «
    » Wie viel? « Darejan spürte, wie sich der Verrückte hinter ihr unruhig bewegte. Sie schloss die Hand fester um seine.
    » Für euch beide und das Pferd?– Zwanzig Kupferdoren die Nacht. Im Voraus! « Die Augen des Wirts zogen sich zusammen. » Was ist mit deinem Freund? «
    » Er ist nicht mein Freund, sondern mein Bruder.– Halbbruder– Er ist nicht ganz richtig im Kopf. « Die Nägel des Verrückten bohrten sich für einen Lidschlag so fest in ihren Handrücken, dass sie sich auf die Lippe beißen musste, um nicht zu stöhnen.
    Der Blick des Mannes wurde noch schmaler. » Er ist ein großer Kerl.– Macht er Ärger? «
    Rasch schüttelte Darejan den Kopf. » Nein!– Aber wir sind beide müde. Vielleicht könntet ihr uns die Kammer zeigen, und wenn der Junge sich um das Pferd kümmert, soll es sein Schaden auch nicht sein. «
    » Die Treppe rauf. Die letzte Tür auf der rechten Seite. Der Abtritt ist im Hof. Ich schick den Jungen wegen dem Pferd.– Wenn sich jemand über deinen Bruder beschwert, fliegt ihr beide raus. « Er streckte ihr die Pranke entgegen. » Ich krieg zwanzig Kupferdoren von dir. Jetzt! «
    Darejan reichte ihm den Silberfahlen und hielt ihm ihrerseits die Hand hin. Die Augen des Wirtes weiteten sich.
    » Wollt ihr etwas essen? Es ist noch Eintopf da, und Brot.– Dein Bruder könnte eine Schüssel heißes Wasser vertragen. Ich will kein Ungeziefer in meinen Decken. « Er ließ das Wechselgeld auf ihre Handfläche fallen.
    » Eintopf und Brot! Für uns beide! Dazu einen Krug Bier.– Und in einer Stunde eine Kanne heißes Wasser. «
    Wieder blitzte das Grinsen auf und wieder schwebte die Pranke des Wirts vor ihrem Gesicht. » Drei Kupferdoren.– Das Essen und das Bier kannst du holen, wenn du deinen Bruder nach oben geschafft hast. Das Wasser bringt dir der Junge. « Er strich sein Geld ein und drückte ihr eine Kerze in die Hand.
    Wortlos zog Darejan den Verrückten hinter sich her, die Treppe hinauf. Auch im oberen Stockwerk waren die Wände mit Holz verkleidet und hell gestrichen. Die Dielen knarrten unter ihren Schritten. Sie stieß die Tür am Ende des Flures auf und schob ihren Bruder in den kleinen Raum. Er musste sich ducken, um nicht gegen die schräge Decke zu stoßen. Ein Fenster führte in den Hof hinaus. Ein von Rissen durchzogener Holzladen hing davor schief in seinen Angeln. Von draußen klang das gemächliche Klappern von Hufen auf Pflastersteinen herein und wurde zu einem dumpfen Pochen, als es von Stroh gedämpft wurde. Darejan legte ihre Habseligkeiten an der Tür ab und stellte erleichtert fest, dass keine pelzigen Schatten über den Boden huschten, mit denen sie sich vielleicht die Kammer hätten teilen müssen. Die Strohsäcke lagen entlang der Schmalseiten des Zimmerchens und wirkten überraschend sauber.
    » Setz dich! « Sie stellte die Kerze auf den wackeligen Tisch an der Längswand, schob den Verrückten zu einem der beiden Hocker im Raum und zog an seiner Hand, damit er sich darauf niederließ. Ohne sie aus den Augen zu lassen, gehorchte er. » Warte hier! Ich hole uns etwas zu essen. « Wie immer verriet sein Blick nicht, ob er sie verstanden hatte. Darejan musterte ihn einen Moment, dann ließ sie ihn allein.
    Als sie beladen mit einem Tablett zurückkam, auf dem sie zwei Schalen Eintopf, einen halben Laib dunkles Brot und einen Krug Bier sowie zwei Becher balancierte, saß er noch immer unverändert auf dem Hocker. Die Hände hielt er auf die raue Tischplatte gepresst und beobachtete scheinbar die Schatten, die die unruhig zuckende Kerzenflamme an die Wände warf. Bei ihrem Eintritt sah er ruckartig auf, doch nach einem Moment wandte sein Blick sich wieder dem Schattentanz zu.
    Darejan stellte das Tablett auf dem Tisch ab, platzierte eine Portion Eintopf vor ihm, goss ihm Bier in einen Becher und brach ihm ein Stück von dem noch lauwarmen

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