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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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sagte ich. »Eineiige Zwillinge – die sehen genau gleich aus, haben die gleiche Stimme und wahrscheinlich auch genau dasselbe Talent. Aber einer wird der größte Star der Musikgeschichte, und der andere wird als Baby in einem Pappkarton begraben.«
    »Das hat Elvis sein ganzes Leben lang verfolgt«, sagte Terri. »Es heißt, dass er oft spät in der Nacht mit Jesse gesprochen hat. Er hatte das Gefühl, dass ihm eine Hälfte fehlte.«
    »Irgendwie hat er ja auch so gelebt – als ob ihm die Hälfte fehlen würde.«
    »Irgendwie schon«, stimmte sie mir zu.
    Weil ich wusste, wie sich das anfühlte, sagte ich: »Plötzlich hab ich mehr Mitgefühl mit dem Burschen.«
    Wir umarmten uns. »Wir brauchen dich hier, Oddie«, sagte Terri.
    »Und ich brauche dich«, sagte ich. »Du bist alles, was eine gute Freundin sein sollte, und nichts, was sie nicht sein sollte.«
    »Ab wann soll ich eigentlich anfangen, mir Sorgen zu machen? «
    »So, wie du aus der Wäsche guckst«, sagte ich, »tust du das bereits.«
    »Es gefällt mir gar nicht, dass du in die Tunnels gehen willst. Ich hab das Gefühl, als würdest du dich dort lebendig begraben.«
    »Immerhin leide ich nicht unter Klaustrophobie«, beruhigte ich sie, während ich aus der Küche auf den Treppenabsatz trat.
    »Das hab ich nicht gemeint. Ich lasse dir sechs Stunden, dann rufe ich Wyatt Porter an.«
    »Es wäre mir lieber, wenn du das nicht tun würdest, Terri. Ich bin mir so sicher, wie ich es je gewesen bin – ich muss das alleine tun.«
    »Wirklich? Oder ist es … etwas anderes?«
    »Was sollte das denn sein?«
    Sie hatte eindeutig eine bestimmte Befürchtung, die sie jedoch nicht in Worte fassen wollte. Statt mir zu antworten oder auch nur in meinen Augen nach einer Antwort zu suchen, blickte sie in den Himmel.
    Schmutzige Wolken jagten von Nord-Nordost heran. Sie sahen aus wie Scheuerlumpen, mit denen man einen dreckigen Boden gewischt hatte.
    »Hier geht es um mehr als um Simons Eifersucht und Besessenheit«, sagte ich. »Es ist irgendetwas Merkwürdiges; ich weiß nicht, was, aber selbst ein Spezialkommando kann Danny nicht lebend dort herausholen. Wegen meiner komischen Gabe habe ich die beste Chance.«
    Ich gab Terri einen Kuss auf die Stirn, wandte mich ab und ging die Treppe zur Einfahrt hinunter.
    »Ist Danny womöglich schon tot?«, fragte sie.
    »Nein. Wie schon gesagt, ich werde zu ihm hingezogen.«

    »Ist das wirklich wahr?«
    Überrascht blieb ich stehen und drehte mich um. »Er ist am Leben, Terri.«
    »Wenn Kelsey und ich ein Kind bekommen hätten, dann wäre es jetzt vielleicht so alt wie du.«
    Ich lächelte. »Das ist ein lieber Gedanke.«
    »Na schön«, sagte sie seufzend, »acht Stunden. Keine Minute mehr. Mag sein, du bist ein Hellseher oder ein Medium oder was immer du bist, aber ich verfüge über weibliche Intuition, und wie. Das zählt schließlich auch was.«
    Ich brauchte keinen sechsten Sinn, um zu begreifen, dass es sinnlos gewesen wäre, sie von acht auf zehn Stunden hochzuhandeln.
    »Acht Stunden«, stimmte ich zu. »Ich rufe bestimmt vorher bei dir an.«
    Ich war schon weitergegangen, als sie fragte: »Oddie, der Hauptgrund, weshalb du hergekommen bist, war doch, mein Handy zu borgen – oder nicht?«
    Als ich innehielt und zurückblickte, sah ich, dass sie vom Absatz auf die erste Stufe runtergestiegen war.
    »Ich glaube«, fuhr sie fort, »jetzt muss ich es um meines Seelenfriedens willen doch noch sagen … Du bist nicht etwa hergekommen, um Lebwohl zu sagen?«
    »Nein.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    »Schwöre!«
    Ich hob die Hand wie ein Pfadfinder, der ein feierliches Gelübde ablegt.
    Noch immer zweifelnd, sagte sie: »Es wäre nämlich beschissen von dir, wenn du mit einer Lüge aus meinem Leben treten würdest.«

    »Das würde ich dir nicht antun. Außerdem komme ich da, wo ich letztendlich sein will, nicht hin, wenn ich mich absichtlich oder unabsichtlich umbringe. Dazu muss ich mein merkwürdiges kleines Leben leben. Indem ich das so gut tue, wie ich es kann, erwerbe ich mir die Fahrkarte zu meinem Ziel. Du weißt doch, was ich meine, oder?«
    »Ja.« Terri setzte sich auf die oberste Stufe. »Ich bleibe hier sitzen, um zu sehen, wie du weggehst. Irgendwie hab ich das Gefühl, es bringt Unglück, wenn ich dir jetzt den Rücken zuwende. «
    »Soll ich noch ein klein wenig bleiben?«
    »Geh. Wenn er am Leben ist, geh zu ihm.«
    Ich drehte mich wieder um und stieg weiter die Treppe runter.
    »Sieh dich nicht um«, sagte

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