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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Terri. »Das bringt auch Unglück.«
    Ich ließ die Treppe hinter mir und folgte der Einfahrt bis zur Straße. Dabei sah ich mich nicht um, hörte Terri jedoch leise weinen.

15
    Statt mich umzusehen, ob ich beobachtet wurde, oder zu warten, bis sich eine ideale Gelegenheit ergab, ging ich einfach direkt auf den gut zweieinhalb Meter hohen Maschendrahtzaun zu und begann hinaufzuklettern. Kaum zehn Sekunden später ließ ich mich auf dem Grundstück der Regenkanalisation wieder zu Boden fallen.
    Nur wenige Leute erwarten, dass jemand auf den Einfall kommen könnte, bei hellem Tageslicht einfach unbefugt irgendwo einzudringen. Wenn jemand gesehen hatte, wie ich den Zaun erklomm, dann hatte er wahrscheinlich angenommen, ich würde zum Personal gehören und hätte meinen Schlüssel verloren.
    Nette junge Männer, anständig frisiert und bartlos, werden nicht so ohne Weiteres irgendwelcher ruchloser Taten verdächtigt. Das kommt mir außerordentlich gelegen. Ich habe nicht nur einen ganz normalen Haarschnitt, sondern bin auch bartlos und weder mit Tattoos noch mit Ohren-, Augenbrauen-, Nasen- oder Lippenringen ausgestattet. Nicht einmal meine Zunge ist gepierct.
    Schlimmstenfalls könnte man mich daher verdächtigen, ein Zeitreisender aus einer weit entfernten Zukunft zu sein, in der eine totalitäre Regierung der Bevölkerung wieder die pedantischen kulturellen Normen der 1950er-Jahre aufs Auge gedrückt hat.

    Unter dem Dachvorsprung des kleinen Betonbaus befanden sich Belüftungsschlitze. So schmal, wie die waren, konnte allerdings nicht einmal ein adretter junger Mann mit einem unauffälligen Haarschnitt hindurchschlüpfen.
    Als ich am Morgen durch den Maschendraht gespäht hatte, war mir aufgefallen, dass das Schloss der Brettertür ziemlich vorsintflutlich aussah. Wahrscheinlich stammte es aus der Zeit, als der damalige Gouverneur Kaliforniens an die Heilkraft von Kristallen glaubte, vollmundig prophezeite, um 1990 würde das Automobil als solches veraltet sein, und mit einer Rocksängerin namens Linda Ronstadt ins Bett stieg.
    Bei näherer Betrachtung sah ich, dass der Zylinder nicht nur alt, sondern auch billig war. Er hatte keinen Schutzring, wodurch er nicht wesentlich mehr Sicherheit bot als ein Vorhängeschloss.
    Auf dem Weg vom Grill hatte ich kurz im Memorial Park haltgemacht, um meinem Rucksack eine stabile Kombizange zu entnehmen und sie mir unter den Gürtel zu stecken. Nun zog ich sie hervor und riss damit den Zylinder aus der Tür.
    Das war zwar eine geräuschvolle Angelegenheit, dauerte jedoch nicht länger als eine halbe Minute. Dreist, als würde ich hierhergehören, ging ich hinein, fand einen Lichtschalter und zog hinter mir die Tür zu.
    Das Häuschen enthielt ein kleines Werkzeugsortiment, diente jedoch vor allem als Zugang zu dem Netz aus Überlaufkanälen, die sich unter Pico Mundo ausbreiteten. Eine breite Wendeltreppe führte hinab.
    Während der Strahl meiner Taschenlampe über die perforierten Metallstufen wanderte, fiel mir die Hintertreppe im Haus der Jessups ein. Einen Moment lang kam es mir vor, als wäre ich in ein finsteres Spiel hineingerissen worden, bei dem ich das Brett bereits einmal umrundet hatte, nur um vom Würfel
zu einem neuen Abstieg in eine gefährliche Tiefe verdammt zu werden.
    Ich hatte darauf verzichtet, das Treppenlicht einzuschalten, weil ich nicht wusste, ob durch den Schalter nicht die gesamte Beleuchtung des Tunnelsystems aufflammte und meine Anwesenheit früher als nötig verriet.
    Beim Hinabgehen zählte ich die Stufen und berechnete die Tiefe, indem ich für jede Stufe zwanzig Zentimeter veranschlagte. Insgesamt kam ich auf fünfzehn Meter, viel tiefer, als ich erwartet hatte.
    Unten erwartete mich eine Tür. Sie hatte nur eine Klinke, kein Schloss.
    Ich knipste die Taschenlampe aus.
    Obwohl ich erwartet hatte, dass der Riegel knarrte und die Angeln quietschten, öffnete sich die Tür ohne jeden Widerstand. So schwer sie auch war, sie ließ sich glatt bewegen.
    Blind und atemlos lauschte ich auf feindliche Geräusche, hörte jedoch nichts. Schließlich fühlte ich mich sicher genug, um die Taschenlampe wieder zu benutzen.
    Jenseits der Schwelle begann ein Korridor, der nach rechts führte: etwa vier Meter lang, eineinhalb Meter breit, mit niedriger Decke. An seinem Ende ging es um die Ecke und dann noch drei Meter weiter. Dann kam die nächste schwere Tür mit Klinke.
    Der Zugang zu den Tunnels war offenbar verzwickter, als ich es mir vorgestellt hatte. Er kam

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