Seelenlos
Fuß.«
»Da, wo er mit Danny herauskommt, kann er einen Wagen stehlen.«
»Dann hat er das aber schon getan, oder nicht? Schließlich ist es schon mindestens vier Stunden her, dass er da unten verschwunden ist. Inzwischen ist er über alle Berge.«
»Vielleicht. Ich glaube aber nicht.«
Terri runzelte die Stirn. »Wenn er noch in den Tunnels ist, dann hat er Danny dort aus einem anderen Grund hingebracht, nicht, um ihn aus der Stadt zu schaffen.«
Ihr Instinkt hat zwar nicht den übernatürlichen Touch, den meiner hat, doch er ist scharf genug, um ihr gute Dienste zu leisten.
»Tja, schon als ich bei Ozzie war, ist mir klar geworden … irgendwas an dieser Sache ist … verkehrt .«
»In welcher Hinsicht?«
»In jeder. Der Mord an Dr. Jessup und der ganze Rest. Da ist eine Verkehrtheit . Ich kann sie spüren, aber nicht genau benennen.«
Terri gehört zu der Handvoll Menschen, die von meiner Begabung wissen. Sie versteht, dass ich gezwungen bin, sie einzusetzen, weshalb sie nie versuchen würde, mich davon zu überzeugen, nicht zu handeln. Allerdings wünscht sie, dieses Joch könnte von mir genommen werden.
Das tue ich auch.
Auf »Good Luck Charm« folgte »Puppet on a String«. Ich legte mein Handy auf den Tisch, erklärte Terri, dass ich vergessen hatte, es aufzuladen, und fragte, ob ich ihres borgen könne, während meines bei ihr in der Steckdose steckte.
Sie öffnete ihre Handtasche und holte ihr Gerät heraus. »Sag mal, wird das da unten überhaupt funktionieren?«
»Keine Ahnung. Vielleicht nicht. Aber da, wo ich rauskomme, habe ich wahrscheinlich ein Netz. Danke, Terri.«
Ich überprüfte die Lautstärke des Klingeltons und stellte ihn ein wenig leiser.
»Und während mein Handy auflädt«, sagte ich, »falls da irgendwelche merkwürdigen Anrufe ankommen sollten … dann gib doch bitte die Nummer deines Handys weiter, damit man versuchen kann, mich zu erreichen.«
»Merkwürdig – inwiefern?«
Inzwischen hatte ich genügend Zeit gehabt, um über den Anruf nachzubrüten, den ich unter der giftigen Engelstrompete empfangen hatte. Vielleicht hatte die Anruferin sich verwählt, vielleicht aber auch nicht.
»Wenn es sich um eine Frau mit rauchiger Stimme handelt, die sich rätselhaft ausdrückt und ihren Namen nicht nennt … mit der will ich sprechen.«
Terri hob die Augenbrauen. »Was hat das zu bedeuten?«
»Weiß nicht«, sagte ich aufrichtig. »Wahrscheinlich nichts.«
Während ich ihr Handy in eine Seitentasche meines Rucksacks steckte und den Reißverschluss zuzog, fragte sie: »Kommst du eigentlich wieder zur Arbeit, Oddie?«
»Vielleicht schon bald. Diese Woche allerdings noch nicht.«
»Wir haben einen neuen Bratenwender. Breites Blatt, Vorderkante mit Mikroschliff. In den Griff ist dein Name eingeprägt. «
»Das ist cool.«
»Total cool! Der Griff ist rot. Dein Name ist in Weiß und mit denselben Buchstaben geschrieben wie der alte Coca-Cola-Schriftzug. «
»Ich vermisse die Arbeit«, sagte ich. »Und ich liebe meine Bratplatte.«
Mehr als vier Jahre lang waren die Mitarbeiter des Lokals meine Familie gewesen. Ich fühlte mich ihnen noch immer nahe.
Wenn ich sie allerdings heute wiedertraf, dann verhinderten zwei Dinge die ungezwungene Kameradschaft, die wir früher genossen hatten: die Realität meines Kummers und die Tatsache, dass sie darauf bestanden, mich als Held zu titulieren.
»Muss los«, sagte ich, stand auf und schulterte den Rucksack. Vielleicht, um mich noch ein wenig zurückzuhalten, fragte Terri: »Sag mal … war Elvis in letzter Zeit bei dir?«
»Den hab ich gerade weinend in meiner Küche sitzen lassen.«
»Er hat wieder geweint? Weshalb denn?«
Ich erzählte die Episode mit den Salz- und Pfefferstreuern. »Er hat sich sogar extra bemüht, mir auf die Sprünge zu helfen, was etwas ganz Neues ist, aber verstanden hab ich’s trotzdem nicht.«
»Vielleicht verstehe ich es«, sagte sie, während sie mir die Tür aufmachte. »Du weißt doch, dass er ein eineiiger Zwilling war.«
»Gehört hab ich das mal, aber vergessen.«
»Um vier Uhr morgens wurde Jesse Garon Presley tot geboren, und fünfunddreißig Minuten später kam Elvis Aaron Presley zur Welt.«
»Jetzt erinnere ich mich dunkel, wie du mir das erzählt hast. Jesse wurde in einem Pappkarton begraben, stimmt’s?«
»Mehr konnte die Familie sich nicht leisten. Er wurde im Friedhof von Priceville, nördlich von Tupelo, beigesetzt.«
»Ist das nicht auch ein merkwürdiges Schicksal?«,
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