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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Dad nicht gesehen, was die Anrufe bei diesen Nummern gekostet haben.«
    Nachdem ich den Knöchel befreit hatte, beschäftigte ich mich damit, die mit Klebstoff verunzierte Messerklinge an meinen Jeans abzuwischen. Die Schlingen um Dannys Brust konnte ich nicht durchschneiden, weil an ihnen auch die Bombe befestigt war.
    »Ein paar Minuten lang war es erregend«, fuhr Danny fort. »Aber ziemlich bald ist es mir eklig vorgekommen. Hässlich.« Seine Stimme zitterte. »Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für pervers.«
    »Ich finde, du hast dich menschlich verhalten. So was mag ich an Freunden.«
    Er holte tief Luft. »Erst kam es mir eklig vor … und dann dämlich. Deshalb hab ich die Frau gefragt, ob wir uns einfach so unterhalten könnten, nicht über Sex, sondern über andere Dinge. Sie sagte, klar, das wäre absolut okay.«
    Telefonsexanbieter kassieren pro Minute ab. Deshalb hätte Danny stundenlang über die Vorzüge verschiedener Waschmittel schwadronieren können, und seine Gesprächspartnerin hätte trotzdem so getan, als würde sie ihm hingerissen lauschen.
    »Wir haben eine halbe Stunde geredet, einfach über das, was wir mochten und was nicht – du weißt schon, über Bücher, Filme, Essen. Es war toll, Odd. Ich kann dir gar nicht sagen, wie toll es war und wie viel Spaß ich dabei hatte. Es war einfach … wunderschön.«

    Ich hätte nicht gedacht, dass das Wort wunderschön mir das Herz brechen könnte, aber das hätte es fast getan.
    »Bei diesem Anbieter kann man Termine mit Frauen vereinbaren, die man besonders mag. Für ein weiteres Gespräch, meine ich.«
    »Das war Datura.«
    »Ja. Als ich zum zweiten Mal mit ihr gesprochen hab, da hab ich festgestellt, dass sie total an übersinnlichen Sachen interessiert ist, an Geistern und so Zeug.«
    Ich klappte das Messer zu und steckte es wieder in den Rucksack.
    »Sie hat massenhaft Bücher über das Thema gelesen und allerhand Spukhäuser aufgesucht. Sie steht auf jede Sorte paranormaler Phänomene.«
    Ich trat hinter den Sessel und kniete mich auf den Boden.
    »Was hast du vor?«, fragte Danny nervös.
    »Nichts. Nur die Ruhe. Ich studiere bloß die Situation. Erzähl mir von Datura.«
    »Was jetzt kommt, ist am schwersten, Odd.«
    »Ich weiß. Ist schon in Ordnung.«
    Seine Stimme wurde noch leiser. »Tja … als ich sie zum dritten Mal angerufen hab, da haben wir mehr oder weniger nur noch über übernatürliches Zeug gesprochen – vom Bermudadreieck über spontane menschliche Selbstentzündung bis zu den Gespenstern, die angeblich im Weißen Haus spuken. Ich weiß auch nicht … ich weiß nicht, wieso ich bei ihr unbedingt Eindruck schinden wollte.«
    Ich war kein Experte für Bombenbau. Bisher war ich erst auf eine einzige Höllenmaschine getroffen – im August, bei dem Massaker im Einkaufszentrum.
    »Schließlich war sie bloß eine Frau, die für Geld am Telefon Männer angemacht hat«, fuhr Danny fort. »Aber für mich war
es wichtig, dass sie mich mochte und vielleicht sogar dachte, ich bin ein bisschen cool. Deshalb hab ich ihr erzählt, ich hätte einen Freund, der Geister sehen kann.«
    Ich schloss die Augen.
    »Deinen Namen hab ich zuerst nicht genannt, und anfangs hat sie mir auch gar nicht geglaubt. Was ich von dir erzählt hab, war allerdings so detailliert und ungewöhnlich, dass sich das bald geändert hat.«
    Die Bombe im Einkaufszentrum hatte aus einem mit mehreren hundert Kilo Sprengstoff bepackten Lastwagen bestanden. Bei dem Zünder hatte es sich um eine ziemlich plumpe Vorrichtung gehandelt.
    »Unsere Gespräche haben unheimlich viel Spaß gemacht. Und dann ist was ganz Tolles passiert, jedenfalls ist es mir so vorgekommen. Sie hat angefangen, mich von sich aus anzurufen. Es hat mich gar nichts mehr gekostet.«
    Ich machte die Augen auf und betrachtete die Apparatur an der Lehne von Dannys Sessel. Sie war wesentlich raffinierter als die Lastwagenbombe im Einkaufszentrum. Offenbar war sie als Herausforderung für mich gedacht.
    »Wir haben nicht immer über dich gesprochen«, sagte Danny. »Sie war unheimlich clever, das ist mir jetzt klar. Ich sollte keinen Verdacht schöpfen.«
    Sorgsam darauf bedacht, das Bläschen in der Libelle nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, fuhr ich mit dem Finger an einem roten Spiralkabel entlang und dann an einem geraderen gelben Draht. Ein grüner war auch noch da.
    »Nach einer Weile«, fuhr Danny fort, »hatte ich ihr alles über dich erzählt … außer der Sache im Einkaufszentrum letztes

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