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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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er aus einem Märchen. Ein edler Prinz, der
unter dem Fluch einer Hexe litt. Das Ergebnis einer verbotenen Liebe zwischen einer Prinzessin und einem gütigen Troll.
    Ich zog hinter mir die Tür zu, bevor ich leise fragte: »Na, willst du hier raus?«
    Seine blauen Augen gingen auf, eulenhaft vor Überraschung. Dannys Furcht verwandelte sich in Beschämung, aber erleichtert sah er überhaupt nicht aus.
    »Odd«, flüsterte er, »du hättest nicht kommen sollen.«
    Ich ließ den Rucksack auf den Boden fallen und zog den Reißverschluss auf. »Ich hatte keine Wahl«, flüsterte ich. »Im Fernsehen ist einfach nichts Besonderes gelaufen.«
    »Ich wusste, dass du kommst, aber das bringt nichts. Es ist hoffnungslos.«
    Aus dem Rucksack zog ich ein Fischmesser und klappte es auf. »Du bist der geborene Optimist, das war mir schon immer klar.«
    »Hau ab, solange du noch kannst. Sie ist verrückter als eine syphilitische Kofferbomberin mit Rinderwahn.«
    »Puh, was für ein Spruch. Ich kenne sonst niemanden, dem so was einfällt. Da kann ich dich doch nicht einfach hier sitzen lassen.«
    Dannys Knöchel waren mit vielfachen Schlingen Isolierband an die Beine des Sessels gefesselt. Breitere Schlingen wanden sich um seine Brust und die Rückenlehne. Außerdem war er auch noch an Handgelenken und Ellbogen an den Armlehnen befestigt.
    Ich fing an, rasch das Band um sein linkes Handgelenk aufzusäbeln.
    »Odd, hör auf damit! Selbst wenn du Zeit hast, mich loszuschneiden, kann ich nicht aufstehen – «
    »Wenn eines von deinen Beinen gebrochen ist«, fiel ich ihm ins Wort, »dann trage ich dich erst mal in irgendein Versteck.«
    »Nein, da ist nichts gebrochen, darum geht es nicht«, sagte er hastig. »Aber wenn ich aufstehe, dann explodiere ich.«
    Sein Handgelenk war frei, und ich hielt inne. »Du explodierst ?«
    »Schau mal hinter die Rückenlehne.«
    Ich trat hinter ihn, um festzustellen, was er meinte. Da ich nicht nur im Kino, sondern auch im realen Leben allerhand Action gesehen habe, erkannte ich sofort das Kilo Plastiksprengstoff hinten an der Lehne. Es war mit derselben Sorte Isolierband befestigt, mit der auch Danny gefesselt war.
    Eine Batterie, viele farbige Drähte, ein Instrument, das einer kleinen Wasserwaage mit exakt waagrecht platzierter Libelle ähnelte, und weitere geheimnisvolle Utensilien wiesen darauf hin, dass der Erbauer der Bombe ein Talent für solche Dinge hatte.
    »Sobald ich meinen Hintern vom Sessel hebe, kracht es«, sagte Danny. »Und wenn ich versuche, mich mitsamt dem Sessel zu bewegen, und das Bläschen zu stark aus der Waagrechten gerät, kracht es ebenfalls.«
    »Da haben wir tatsächlich ein Problem«, gab ich zu.

29
    Flüsternd, murmelnd, mit angehaltenem Atem, sotto voce , con voce velata , gedämpft führten wir unsere Unterhaltung, nicht nur, damit die syphilitische Kofferbomberin mit Rinderwahn und ihre Spießgesellen uns nicht hörten, sondern auch, weil wir abergläubisch meinten, ein zu laut ausgesprochenes Wort könnte die Bombe auslösen.
    Während ich die Lampenhalterung abschnallte und beiseitelegte, fragte ich: »Wo sind sie?«
    »Keine Ahnung. Odd, du musst weg hier!«
    »Lassen sie dich längere Zeit allein?«
    »Sie schauen etwa einmal pro Stunde nach mir. Jetzt ist es vielleicht eine Viertelstunde her, dass die Frau hier war. Ruf Wyatt Porter an.«
    »Wir sind hier außerhalb seines Amtsbereichs.«
    »Dann wird er Sheriff Amory informieren.«
    »Wenn wir die Polizei mit hineinziehen, wirst du sterben.«
    »Wen willst du dann anrufen – die Müllabfuhr?«
    »Ich weiß nur, dass du sterben würdest, so wie ich eben manches weiß. Können sie die Bombe zünden, wann immer sie wollen?«
    »Ja. Die Frau hat mir eine Fernbedienung gezeigt. Sie hat gesagt, es wäre so einfach, wie beim Fernseher das Programm umzuschalten. «
    »Wer ist sie eigentlich?«

    »Ihr Name ist Datura. Zwei Typen sind bei ihr. Wie die heißen, weiß ich nicht. Anfangs war auch noch ein dritter dabei. «
    »Ich hab seine Leiche gefunden. Was ist mit ihm passiert?«
    »Das hab ich nicht gesehen. Er war … seltsam. Das sind die beiden anderen auch.«
    Ich machte mich daran, das Band an Dannys linkem Ellbogen aufzuschneiden. »Wie heißt die Frau mit Vornamen?«
    »Datura ist wohl ihr Vorname. Odd, was tust du da? Ich kann doch sowieso nicht aufstehen!«
    »Aber dann bist du schon mal bereit aufzustehen, falls die Lage sich ändert. Wer ist sie?«
    »Odd, sie wird dich umbringen. Das weiß ich. Du musst

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