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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Himmel. »Lockt das Aufhängen einer toten Schwarznatter nicht immer Regen herbei?«
    »Schon möglich, aber eigentlich bin ich da überfragt. Mir ist das neu.«
    »Lügner.« Sie nippte an ihrem Wein. »Jedenfalls bin ich seit ein paar Jahren ziemlich gut versorgt. Das gibt mir die Freiheit, meine spirituellen Interessen zu verfolgen.«
    »Nichts für ungut, aber bei einem Gebetswochenende kann ich mir dich kaum vorstellen.«

    »Von übersinnlichem Magnetismus hatte ich allerdings noch nie gehört.«
    Ich zuckte die Achseln. »Das ist bloß ein hochtrabender Ausdruck für meine Intuition.«
    »Es ist mehr als das. Danny hat mir alles erzählt, und außerdem hast du es mir selbst überzeugend demonstriert. Du kannst Geister beschwören.«
    »Nein. Ich doch nicht. Dafür brauchst du Moses.«
    »Du siehst Geister.«
    Mich weiter dumm zu stellen, würde wahrscheinlich nur dazu führen, dass sie in Wut geriet. »Ich beschwöre sie nicht«, sagte ich, »sie kommen zu mir. Es wäre mir lieber, wenn sie das nicht täten.«
    »An diesem Ort muss es doch Geister geben, oder?«
    »Die gibt es«, gab ich zu.
    »Ich will sie sehen.«
    »Das geht nicht.«
    »Dann bringe ich Danny um.«
    »Glaub mir, ich kann niemanden beschwören!«
    »Ich will sie sehen«, wiederholte sie mit kälterer Stimme.
    »Ich bin kein Medium.«
    »Lügner!«
    »Sie hüllen sich nicht in Ektoplasma, das andere Leute sehen können. Nur ich kann sie sehen.«
    »Du bist ja so was Besonderes, was?«
    »Leider ja.«
    »Ich will mit ihnen sprechen.«
    »Die Toten sprechen nicht.«
    Sie griff nach der Fernbedienung. »Dann sprenge ich den kleinen Scheißer in die Luft!«
    Ich entschloss mich, ein kalkuliertes Risiko einzugehen. »Das wirst du ohnehin tun«, sagte ich, »egal, ob ich dir gehorche oder
nicht. Schließlich willst du nicht für den Mord an Dr. Jessup im Gefängnis landen.«
    Sie legte die Fernbedienung hin und lehnte sich ans Fensterbrett, wo sie sich mit ausgestellter Hüfte und vorgereckten Brüsten in Pose warf. »Meinst du, ich will dich auch umbringen? «
    »Natürlich.«
    »Wieso bist du dann hier?«
    »Um etwas Zeit zu gewinnen.«
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst allein kommen!«
    »Die Polizei ist auch nicht unterwegs hierher«, beruhigte ich sie.
    »Was willst du mit der gewonnenen Zeit dann anfangen?«
    »Ich warte darauf, dass das Schicksal eine unerwartete Wendung nimmt. Auf einen Vorteil, den ich nutzen kann.«
    Sie hatte den Humor eines Betonblocks, aber das amüsierte sie nun doch. »Hältst du mich etwa für unvorsichtig?«
    »Dr. Jessup umzubringen, das war nicht besonders clever.«
    »Tu nicht so begriffsstutzig. Die Jungs brauchen ihren Spaß«, sagte sie, als müsste ich logischerweise einsehen, dass der Mord an Dannys Ziehvater notwendig gewesen war. »Das ist ein Teil des Deals.«
    Wie aufs Stichwort trafen die »Jungs« ein. Als ich sie hörte, drehte ich mich um.
    Der erste sah aus wie ein im Labor hergestellter Zwitter, halb Mensch und halb Maschine, zu dessen entfernten Vorfahren eine Lokomotive gehörte. Mit seinen Muskelpaketen machte er einen langsamen Eindruck, gehörte jedoch wahrscheinlich zu der Sorte, die ihr Opfer schneller einholen konnte als ein führerloser Eisenbahnzug.
    Schwere, brutale Gesichtszüge. Ein starrer Blick, der so direkt war wie der von Datura, jedoch nicht so leicht zu deuten.

    Die Augen wirkten nicht einfach reserviert, sondern so rätselhaft, wie ich es noch bei niemand anderem gesehen hatte. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass sich hinter ihnen eine Landschaft ausbreitete, die so anders war als der gewöhnliche menschliche Verstand, als würde sie zu einem Wesen aus einer anderen Welt gehören.
    Angesichts der Körperkraft des Kolosses wirkte seine Schrotflinte überflüssig. Er trug sie zum Fenster und hielt sie in beiden Händen, während er auf die Wüste blickte.
    Auch der zweite Mann war bullig, wenn auch nicht so muskulös wie der erste. Er war jung, stellte jedoch schon das verwahrloste Aussehen, die geschwollenen Augen und die geröteten Wangen eines altgedienten Kneipenschlägers zur Schau, der sich damit zufriedengab, sein Leben mit Trinken und Kämpfen zu verbringen. Beides tat er zweifellos ganz ausgezeichnet.
    Er erwiderte meinen Blick, aber nicht so dreist wie die menschliche Lokomotive. Seine Augen glitten gleich wieder weg, als würde ich ihn nervös machen, was allerdings kaum sein konnte. Wahrscheinlich hätte ihn nicht einmal ein angreifender Kampfstier nervös

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