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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Erste.
    Das Keuchen wurde zu einem Schluchzen, weg hier, nur schnell weg. Mein Gott, wie weit stand denn das Auto entfernt? Zwei Blocks? Drei?
    Jeder Schritt brachte eine neue Schmerzensflut mit sich. Wut. Erniedrigung. Verdammt, das würde der Bradford noch leidtun. Das speziell für sie erkorene Schicksal würde ihr nicht erspart bleiben. Sie würde sterben, und zwar eines so grässlichen Todes, wie man ihn sich nur ausmalen konnte. Sie hatte ihr Ende lediglich aufgeschoben.
    Doch zuerst musste noch jemand anders ausgeschaltet
werden. Das Miststück, das für diese Nachrichtenmeldungen verantwortlich war. Sie würde dafür bezahlen, dass sie alles ruiniert hatte.
    Mit ihrem jämmerlichen Leben würde sie dafür bezahlen.

19. Kapitel
    Ryne tappte vorsichtig durch den Raum, um nicht an die UV-Lampen oder die Markierungen der Spurensicherung zu stoßen, die überall auf dem Fußboden standen, und bahnte sich einen Weg zum Gästezimmer, wo Abbie bereits seit einer Stunde Laura Bradford befragte.
    Der uniformierte Beamte an der Tür trat beiseite, um ihn einzulassen. Abbie saß Laura Bradford gegenüber auf einem Stuhl, den sie sich vom Computerarbeitsplatz in der Ecke herangezogen hatte. Laura Bradford kauerte zusammengesunken im Bademantel auf der Bettkante und debattierte mit Abbie.
    »Er ist mir nie nahe gekommen, ich schwör’s. Ich verstehe nicht, warum ich ins Krankenhaus gehen soll.«
    »Wir würden Sie gern untersuchen, um sicherzugehen, dass Sie keine rechtsmedizinisch verwertbaren Spuren am Körper tragen«, erklärte Abbie. »Wir wissen nicht, wo er war oder was er berührt haben könnte. Womöglich haben Sie winzige Blutspritzer auf der Haut. Das hilft uns einfach, um mehr Beweise gegen ihn zu sammeln.«
    Die Frau verzog das Gesicht, ehe sie sich widerwillig fügte. »Erst heute in der Mittagspause bin ich mit ein paar Kolleginnen auf das Thema gekommen«, sagte sie, während sie den Gürtel ihres Bademantels unsanft knetete. »Wir haben über ihn gesprochen, den Alptraum-Vergewaltiger. Dass es wie in ›Fear Factor‹ ist, dieser Gameshow, Sie wissen schon.
Wo man sich seinen schlimmsten Alpträumen stellen muss.« Sie schluckte schwer. »Eine Kollegin hat erzählt, dass sie panische Angst vor Schlangen hat. Ich habe meine Höhenangst zugegeben. Wir haben sogar Witze darüber gemacht. Mein Gott.« Erneut schluckte sie mehrmals hintereinander. »Das ist vielleicht makaber.«
    »Können Sie mir die Namen von allen geben, mit denen Sie gesprochen haben, Laura? Und von allen anderen, die in der Nähe waren?« Laura Bradford rasselte mehrere Namen herunter, die sich Abbie notierte.
    »Aber für Leute, die mich kennen, ist das absolut nichts Neues«, fügte Laura hinzu, während sie sich den Bademantelgürtel um den Finger wickelte. »Im Gericht ist es mittlerweile ein Dauerwitz. Ich werde schon aufgezogen, wenn ich hohe Absätze trage, und die Leute fragen mich, ob ich davon keine Höhenangst bekomme.«
    Abbie wechselte einen Blick mit Ryne, der neben ihrem Stuhl stand. »Dann war Ihre Angst also allgemein bekannt.«
    »Ich gehe ziemlich offen damit um.« Ihre gefasste Miene zerfiel, und sie presste sich eine Faust auf die zitternden Lippen. »Ich hatte keine Ahnung, dass jemand hier war. Wir haben die Tür zugemacht, als wir gekommen sind, und ich könnte wetten, dass Warren sie von innen abgesperrt hat. Er ist immer sehr auf Sicherheit bedacht. Dieser Perverse muss sich die ganze Zeit versteckt gehalten und uns zugeschaut haben.«
    »Sie haben etwas Entsetzliches durchgemacht. Aber die Tatsache, dass Sie heute Abend nicht allein zu Hause waren, hat Sie wahrscheinlich gerettet.«
    Abbies Worte entlockten ihr ein zaghaftes Lächeln. »Das und mein Revolver. Ich bin sicher, dass ich ihn getroffen habe. Ich habe nämlich gesehen, wie er sich den Arm gehalten hat. Und als ich zum zweiten Mal geschossen habe …«
Sie hielt inne und warf Ryne einen schuldbewussten Blick zu. »Werde ich dafür angezeigt? Dafür, dass ich auf ihn geschossen habe, meine ich? Der Revolver … ich habe keine Erlaubnis dafür.«
    »Versprechen kann ich nichts«, erwiderte Ryne mit leichtem Zwinkern, »aber angesichts der Umstände brauchen Sie sich, glaube ich, keine Sorgen zu machen. Doch die Waffe werden Sie wohl nicht zurückbekommen.«
    Als zwanzig Minuten später die Sanitäter Laura ins Krankenhaus gebracht hatten, wandte sich Abbie an Ryne, um ihm endlich die Frage zu stellen, die ihr auf den Nägeln brannte. »Was hat die

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