Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
»Außerdem gibt es einen Lebensmittelladen, ein rund um die Uhr geöffnetes Fitnesscenter und ein Subway-Lokal, bevor in südlicher Richtung der Highway kommt.«
    »Bin gleich da«, sagte Ryne nach einem raschen Blick auf die Uhr. »Ich habe ein halbes Dutzend Beamte abgestellt, die die Anwohner befragen sollen.« Er legte auf und schnappte sich beim Aufstehen die Jacke von der Stuhllehne. Seine Instinkte arbeiteten auf Hochtouren.
    Auf die eine oder andere Art hatte er sich immer auf seine
Instinkte verlassen, seit er Polizist geworden war. Und jetzt roch förmlich alles danach, dass sie ganz dicht davorstanden, den Alptraum-Vergewaltiger zu fassen.
     
     
    Der Verband musste gewechselt werden. Ein Fluch erklang, als der alte abgelöst und die Verletzung inspiziert wurde. Die Wunde war hässlich, rot und entzündet, aber eher oberflächlich.
    Den Arm vorsichtig vor- und zurückbewegen. Das tat verflucht weh ! Doch es schien kein Muskel verletzt zu sein. Die Kugel war glatt durchgegangen.
    Die Unterbrechung des Fernsehprogramms blieb unbemerkt. Die Ziege hatte einfach Glück gehabt. Ihre anderen Schüsse waren ins Leere gegangen. Aber wer hätte schon ahnen können, dass sie einen Revolver hatte? Nichts in ihren Unterlagen und nichts in ihrem Haus hatte auch nur entfernt darauf hingewiesen.
    Das war einfach nicht vorhersehbar gewesen. Es war kein Fehler. Kein richtiger.
    Abgesehen von der zurückgelassenen Tasche.
    Leichtsinn. Die Stimme des Alten klang so deutlich, als wäre er nicht seit über zehn Jahren tot. Du weißt doch, welche Strafe auf Leichtsinn steht, oder?
    Die Strafe war immer die gleiche gewesen, unabhängig vom jeweiligen Fehltritt. Der Alte wich nie von einer bewährten Methode ab. Erst recht nicht von einer, die ihm so viel Freude bereitet hatte.
    Die antibakterielle Creme auftragen, eine neue Mullbinde anbringen. Alles so gut wie neu. Aber diesmal vier Schmerztabletten statt zwei.
    Eine vertraute Szene erschien auf dem Bildschirm. Sie war bereits mehrmals gesendet worden, und jedes Mal regte sich die Wut aufs Neue.

    Moment mal. Das war keine Wiederholung der Pressekonferenz von letzter Woche. Das war etwas Aktuelles.
    Die Fernbedienung packen. Die Lautstärke aufdrehen. Und dann der Wut freien Lauf lassen, während dieses Miststück zum Mikrofon griff.
    Impulsiv. Eskalation. Bildete sie sich allen Ernstes ein, sie könnte die Regungen eines Geistes vorhersehen, der so weit über ihrem stand? Was hatte sie denn in ihrem jämmerlich feigen Leben schon geleistet? Sie konnte kühne, mutige Taten und einen in seiner Genialität atemberaubenden Weitblick überhaupt nicht erfassen.
    Die Fernbedienung flog durch die Luft, knallte gegen den Bildschirm und prallte ab. Zurück blieb ein Riss über ihrem Gesicht. Ein Vorbote dessen, was noch kommen sollte.
    Selbst Einstein war zu seiner Zeit missverstanden worden. Unterschätzt zu werden konnte auch von Vorteil sein.
    Jetzt lächeln. Sich sorgfältig anziehen. Ein kleiner Rückschlag durfte eine so meisterliche Planung nie und nimmer aus dem Gleis werfen. Es kam keinesfalls infrage, in Deckung zu gehen und in einsamem Elend die Wunden zu lecken.
    Jetzt ging es auf die Jagd.
     
     
    »Das wäre aber nicht nötig gewesen. Etwas vom Take-away hätte mir auch gereicht.« Abbie hatte leichte Schuldgefühle, während sie an ihrem Wein nippte und Ryne beim Kochen zusah. Doch ihre Freude überwog das schlechte Gewissen bei weitem.
    Er hatte die langen Ärmel seines weißen Hemds aufgerollt und rührte die Spaghetti im Topf mit einer langen Holzgabel um. Das Hemd spannte sich über seinem Rücken und deutete die Muskeln darunter an, die sie bereits mehr als einmal hautnah gespürt hatte. Sie freute sich schon auf eine baldige Wiederholung.

    »Ich wollte aber. Außerdem bekommst du heute meine gesammelten Kochkünste auf einmal präsentiert.«
    »Das dachte ich mir«, erwiderte sie belustigt und trank noch einen Schluck Wein. »Als du gesagt hast, ich kann zwischen Pasta und Pasta wählen.«
    »Ich beherrsche unzählige Varianten, aber letztlich läuft alles aufs Gleiche hinaus. Den Italienern sei Dank.«
    Lächelnd ließ sie den Blick durch seine Küche schweifen. Er hatte ihr den Rest des Hauses gezeigt, das in ihren Augen nicht wesentlich persönlicher aussah als ihre vorübergehende Bleibe, obwohl er bereits seit über einem Jahr hier lebte.
    Im Wohnzimmer hatte er ein paar Bücher, Filme und CDs in ein Regal gestopft und einen Fernseher aufgestellt, der mit

Weitere Kostenlose Bücher