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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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intelligent erscheinen. Abbie hätte gewettet, dass ihr Täter auf der Messlatte für Denkvermögen wesentlich höher lag.
    Ryne pfiff leise durch die Zähne. »Sie haben uns etwas verheimlicht, Juárez.«
    Der andere sackte auf seinem Stuhl noch tiefer zusammen. »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich eine Weile in Dodge gesessen habe.«
    »Wegen Einbruchs, haben Sie gesagt. Nur leider ist Ihnen entfallen, dass Sie in aller Öffentlichkeit Ihr Ding vorgezeigt haben.«

    »Dafür hab ich nicht gesessen.«
    »Da hatten Sie Glück mit Ihrem Anwalt oder einen milden Richter. Egal. Sie entblößen sich gern vor Frauen. Ob jung oder alt.« Ryne überflog die Vorstrafenliste. »Sie waren nicht besonders wählerisch, was?«
    Abbie spitzte die Ohren. Es war ein Mythos, dass Männer, die zunächst lediglich als Exhibitionisten aufgefallen waren, nie zu weitaus schlimmeren Verbrechen übergingen. Sie hatte an etlichen Fällen mitgearbeitet, wo die Täter als Spanner oder obszöne Anrufer begonnen hatten.
    »Das ist lange her«, knurrte Juárez. »Ich hab damit aufgehört. Und außerdem, was hat das mit den geklauten Nummernschildern an meinem Bronco zu tun?«
    Ryne schlug den Ordner zu. »Zu Ihrem Pech eine ganze Menge. Ihr Fahrzeug wurde in der Nähe eines Hauses gesehen, wo vor ein paar Tagen eine Vergewaltigung stattfand.«
    »Was?« Juárez stand mit entsetzter Miene von seinem Stuhl auf. »Ich hab niemanden vergewaltigt. Hab ich gar nicht nötig. Ich hab eine Freundin. Da können Sie jeden fragen.«
    »Setzen Sie sich lieber wieder, Juárez.« Rynes Stimme war stahlhart geworden. Er wartete, bis der Mann Platz genommen hatte, ehe er fortfuhr. »Ihr Wagen wurde mit gestohlenen Nummernschildern in einem Polizeibericht erwähnt, als er einen Block vom Schauplatz der jüngsten Vergewaltigung entfernt stand. Falls wir in dem Bronco irgendwelche Spuren finden, die ihn mit dem Überfall in Verbindung bringen, können wir ihn auch mit der Vergewaltigung verknüpfen, klar? Und da Sie sofort die Flucht ergriffen haben, als wir Ihnen ein paar Fragen stellen wollten … Na ja, Sie können sich bestimmt vorstellen, wie das auf uns gewirkt hat.«
    Abbie studierte den Mann genau. Er schwitzte heftig,
trotz der Klimaanlage. »Sie wissen doch, warum ich getürmt bin.«
    »Wegen der Tüte, die wir bei Ihnen gefunden haben?«
    Juárez nickte. »Ich will nicht wieder nach Dodge. Ich dachte, wenn ich abhaue und das Gras wegwerfe, ehe Sie mich kriegen … dann können Sie meinem Bewährungshelfer auch nichts erzählen, wissen Sie?«
    »Vergessen wir das Marihuana mal fürs Erste.« Ryne stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich vor. »Vergessen wir sogar die Kleinigkeit, dass Sie gegen einen Polizeibeamten tätlich geworden sind.« Als Juárez fragend eine Braue hob, führte Ryne weiter aus. »Sie haben das Hackmesser nach uns geworfen, schon vergessen? Aber konzentrieren wir uns auf den Bronco. Wenn Sie ihn nicht selbst gefahren haben, müssen Sie ihn jemandem geliehen haben.«
    Juárez schüttelte verbissen den Kopf. »Nein, den verleihe ich nie. Ich hab nämlich keine Versicherung. Wenn ich ihn nicht fahre, steht er bei mir hinterm Haus. Außer mir hat niemand Schlüssel dafür.«
    »Dann können Sie uns vielleicht sagen, wo Sie vor drei Tagen waren. Zwischen achtzehn und vierundzwanzig Uhr, genauer gesagt.«
    Der Mann sah sich zu Abbie um, als wollte er bei ihr Hilfe suchen, doch sie hatte ihm keine anzubieten. Ihr Interesse an seiner Antwort war genauso groß wie das von Ryne.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich hab ich geschlafen. Ich habe zwei Jobs. Meistens mach ich die Frühschicht im Valu-Mart. Von sechs Uhr früh bis drei.«
    »Sie waren aber heute Abend auch da«, erinnerte ihn Ryne.
    »Ja, weil ich die Schicht für einen anderen Typen übernommen habe. Er hat jemanden gesucht, der für ihn einspringt, und ich konnte das Geld gebrauchen, verstehen Sie?
Meistens komme ich gegen vier nach Hause und schlafe bis Mitternacht, dann gehe ich putzen in Shorty’s Garage, an der Ecke First und Levine.«
    »Fahren Sie mit dem Auto zu Shorty’s?«, erkundigte sich Abbie.
    Juárez schüttelte den Kopf und sackte noch weiter zusammen. »Nein, das sind ja nur ein paar Blocks. Da geh ich immer zu Fuß.« Kurz darauf richtete er sich auf, und seine Miene wirkte zuversichtlicher. »Jemand muss den Bronco geklaut haben. Er steht von vier Uhr nachmittags, bis ich morgens zur Arbeit fahre, hinterm Haus. Das würde ich gar nicht merken.«
    »Ja, das

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