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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Frau durch die langen Supermarktgänge und durch eine Seitentür in einen Bereich voller begehbarer Gefrierschränke. Mitten im Raum standen mehrere Tische, an denen vier Männer mit Hackmessern auf große Fleischhälften einhieben.
    Juárez war leicht auszumachen. Er sah auf, als sie hereinkamen, und riss die Augen auf, als er Ryne und Abbie hinter der Blonden entdeckte. Ryne erkannte seine Absichten einen Sekundenbruchteil, bevor er sie umsetzte.
    Instinktiv trat er vor die Blonde, als Juárez den Tisch in ihre Richtung kippte und zum Ausgang rannte. Die Schichtleiterin kreischte auf, und einer der anderen Männer schrie, doch Ryne ignorierte sie beide. Er sprang über den Tisch und rannte dem Flüchtenden hinterher.
    »Er hat noch das Hackmesser«, warnte ihn Abbie, die ihm auf dem Fuß folgte.
    Daran brauchte Ryne nicht erinnert zu werden. Er hatte bereits seine Waffe gezogen. »Stopp! Polizei! Werfen Sie das Messer weg!«
    Juárez hielt kurz dabei inne, die Tür nach außen aufzumachen, wandte sich um und schleuderte das Hackmesser in ihre Richtung. Ryne duckte sich und stieß Abbie zur Seite. Das Hackmesser flog an ihnen vorbei und fiel klirrend zu Boden. Abbie erholte sich als Erste und nahm die Verfolgung wieder auf, diesmal mit Ryne im Schlepptau.
    Als sie zur Tür hinausrasten, lief der Mann gerade über einen schmalen Streifen rissigen Asphalt. Dahinter lag ein Rasenstück, das auf drei Seiten von Schnellstraßen umgeben war. Wenn Juárez die Straße erreichte und sich durch den
fließenden Verkehr wagte, würden ihre Chancen, den Mann zu erwischen, gewaltig schrumpfen.
    Er sprang über die Einfassung und lief über den Rasen. Erstaunt stellte Ryne fest, dass Abbie an Tempo zugelegt hatte und Juárez immer näher kam, der zwar inzwischen etwas außer Puste zu sein schien, aber trotzdem nicht langsamer wurde.
    Ryne legte einen Zahn zu. Wenn Abbie Juárez erreichte, würde sie Hilfe brauchen, um ihn zu überwältigen. Sie war nicht bewaffnet, und Juárez war mindestens fünfzehn Zentimeter größer und dreißig Kilo schwerer als sie.
    Abbie hatte eine Rechtskurve gemacht, wie Ryne anerkennend feststellte. Die meisten Verdächtigen, die zu Fuß flüchteten, bogen nach rechts ab, wenn sich die Gelegenheit bot. Für den Fall, dass sich Juárez anders entschied, wandte er sich nach links. Zu ihren Gunsten war zu erwarten, dass Juárez eine der beiden Richtungen einschlagen würde. Ryne hoffte inständig, er werde sich für links entscheiden.
    Der Flüchtende schlug einen Haken nach rechts und hielt auf den Highway mit dem dichtesten Verkehr zu. Ryne wechselte die Richtung. Abbie war mittlerweile bis auf fünf Meter an den Kerl herangerückt. Während ihm das Adrenalin durch den Körper schoss, schätzte Ryne die Distanz zwischen den beiden und dem immer näher kommenden Highway ab und gelangte zu dem niederschmetternden Schluss, dass sie ihn nicht mehr einholen würden.
    Das Gelände war uneben, und Juárez geriet ins Stolpern, fing sich jedoch rasch wieder. Zu Rynes Erstaunen konnte Abbie den Abstand zu Juárez noch weiter verringern. Und dann sprang sie, wobei ihr Körper erst einen anmutigen Bogen beschrieb, ehe er sich zu einem Pfeil ausstreckte. Sie landete mit dem Kopf zwischen Juárez’ Schulterblättern, worauf der Mann zu Boden ging wie ein Sack Zement. Schwer
atmend schloss Ryne zu den beiden auf und richtete seine Pistole auf den liegenden Mann, doch Abbie hatte ihn bereits überwältigt. Sie hielt ihn mit dem Knie am Boden fest und drehte ihm die Arme auf den Rücken.
    Ryne blieb anderthalb Meter daneben stehen. »Polizei. Sie sind festgenommen, Blödmann.« Als Abbie seinen Blick auffing, konnte er nicht das Geringste dagegen tun, dass sich ein idiotisches Grinsen auf seinem Gesicht breitmachte.
     
     
    Abbie betrat den Besprechungsraum und reichte Ryne einen Ordner. Die Fingerabdruck-Datenbank hatte eine Menge interessanter Angaben über Hidalgo Juárez ausgespuckt. Nun musterte sie den Verdächtigen, der zusammengesunken auf seinem Stuhl hing, und rang um Unvoreingenommenheit.
    Es war gefährlich für einen Profiler, aus irgendetwas anderem als aus handfesten Beweisen Schlüsse zu ziehen. Meinungen, die nicht durch Fakten gestützt wurden, konnten einen für verschiedene Aspekte blind machen. Natürlich entsprach dieser Mann in Größe und Gewicht ungefähr den Angaben, die Barbara Billings gemacht hatte. Doch die einsilbigen Antworten, die er Ryne gab, ließen ihn eher unterdurchschnittlich

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