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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schritt fasste und sachte zudrückte. »Wozu denn wählen, Jungs? Ich nehm’s locker mit euch beiden auf.«
    Sie ignorierte die rasche, geflüsterte Debatte zwischen den beiden, glitt vom Barhocker, reckte sich und ging auf den Ausgang zu, überzeugt davon, dass sie ihr folgen würden. Wenn es um Sex ging, waren die Menschen berechenbar. Egal, wer sie waren. Oder woher sie kamen. Bei Frauen
musste man immer damit rechnen, dass sie Sex mit problematischen anderen Gefühlen vermischten wie Angst, Schuld und »Liebe«. Und Männer ließen sich ausnahmslos immer von ihren Schwänzen leiten.
    An der Tür blieb sie stehen und sah sich um. Erwartungsgemäß folgten ihr alle beide wie brave Hündchen. Es war gut zu wissen, dass die Männer in Savannah keine Ausnahme bildeten.
     
     
    Ryne löste die Schulter von der Wand im Besprechungsraum der Abteilung für Kriminaltechnik und richtete sich auf. Er genoss den Blick des Chemikers Mark Han, der erst beim Hereinkommen begriff, wer ihn da so dringend sprechen wollte. Der Wissenschaftler war für die Identifizierung von Drogen zuständig, und Ryne hatte schon öfter mit ihm zu tun gehabt. Er war ein Könner, aber als reizbar bekannt. Zumindest bei Ryne.
    Wie immer trug der Mann einen weißen Arbeitskittel über seinen Designerklamotten und dazu Schuhe, die vermutlich so viel gekostet hatten, wie Ryne monatlich an Miete bezahlte. Ryne hatte gerüchteweise gehört, dass Han vermögend war. Zumindest durfte man sicher sein, dass er sich seine Garderobe nicht von dem Gehalt leisten konnte, das er bei der Polizei von Savannah bekam. Mit seiner zierlichen Statur, den kurzen Haaren und der kleinen Brille mit dem dunklen Horngestell erinnerte er Ryne immer an einen eurasischen Buddy Holly.
    »Robel.« Han wandte sich um, um zu sehen, ob sie ungestört waren, und musterte ihn argwöhnisch. »Was wollen Sie?«
    »Muss ich etwas wollen?«, entgegnete Ryne. »Ich habe Donuts mitgebracht.« Er nickte zu der Schachtel hin, die er auf den langen Tisch gestellt hatte.

    »Das macht Sie nur umso verdächtiger.« Han verschränkte die Arme vor der Brust und setzte eine ungeduldige Miene auf. »Ich habe Ihnen schon bei Ihrem letzten Anruf gesagt, dass es sinnlos ist, Spekulationen über die Droge anzustellen, die Ihr Perverser verwendet. Ich bräuchte eine Probe, um klare Aussagen zu treffen. Schlimm genug, dass Sie die anderen Abteilungen mit jedem Spurenfitzelchen blockieren, das Sie bei Ihren Ermittlungen gefunden haben. Es mag Dixon und Sie schockieren, aber wir arbeiten tatsächlich auch noch an anderen Fällen.«
    »Irgendwie fühle ich mich hier ungeliebt, Mark.« Ryne amüsierte sich königlich. »Sie bringen mich glatt noch auf die Idee, dass ich nicht Ihr Lieblingscop bin, und das würde mich zutiefst treffen.«
    »Rutschen Sie mir den Buckel runter.«
    »Vielleicht haben Sie recht.« Ryne tat so, als überlegte er. »Ich habe eine Probe der Droge aus einer Spritze, die wir gestern gefunden haben, aber jetzt, wo ich weiß, wie beschäftigt Sie sind, bekomme ich ein richtig schlechtes Gewissen. Ich hatte den Laborleiter zwar gebeten, Sie die Tests machen zu lassen, aber O’Brien kann es bestimmt genauso gut.« Er wandte sich um und machte Anstalten, zur Tür zu gehen, doch Han schnitt ihm den Weg ab. »Halten Sie mich nicht zum Narren.«
    Ryne zog eine Braue hoch. »Glauben Sie, ich bin durch die ganze Stadt gefahren, um Sie auf den Arm zu nehmen? Das kann ich auch am Telefon tun.«
    Han musterte ihn einen Moment lang, ehe er, als wäre er schon umgestimmt, eine Frage stellte. »Wie groß ist die Probe denn? War die Spritze voll? Gott, ich warte schon ewig darauf, das Zeug in die Finger zu bekommen. Ich habe zwar ein paar Ideen, nur ohne Probe war es sinnlos, sich in Spekulationen zu ergehen.«

    »Aber jetzt können Sie doch herausfinden, was es ist, oder?« Ryne hoffte, dass sich aus der Analyse der einzelnen Bestandteile eine zweite konkrete Spur ergeben würde. Verschreibungspflichtige Medikamente hinterließen eine Menge Papiere, wenn sie jemand legal erworben oder irgendwo gestohlen hatte, wo man sie zuvor legal erworben hatte. Hier könnte sich ein ganz neuer Ermittlungsweg eröffnen.
    Der Chemiker runzelte die Stirn und rang sichtlich darum, seine Begeisterung im Zaum zu halten. »Das hängt davon ab, ob die Probe groß genug ist, dass ich alle nötigen Tests durchführen kann. Es wird ziemlich zeitraubend, also rufen Sie mich bitte nicht jede Stunde an und verlangen ein

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