Seelenmoerder
was?«
»Falls Juárez unser Mann ist, würde ich mit Pornos auf dem PC rechnen. Und zwar mit ganz speziellen.« Sie warf einen letzten bedauernden Blick auf den Computer und ging ins Schlafzimmer, das Holmes gerade durchwühlte.
»Sie wollen Pornos? Da kann ich Ihnen behilflich sein.« Isaac Holmes stand auf und reichte ihr einen Stapel Magazine, die er soeben unter dem Bett hervorgezogen hatte. Zögerlich nahm Abbie die Hefte entgegen und trug sie ins andere Zimmer. Dort legte sie sie neben dem Computer auf den Tisch und nahm Platz, um sie durchzusehen, wobei sie einen instinktiven Widerwillen unterdrücken musste.
Ryne war fertig mit dem Schrank und ging zu ihr hinüber, um den Fund zu begutachten. »Eine umfangreiche und originelle Sammlung«, bemerkte er.
In den Heften waren Erwachsene bei den verschiedensten sexuellen Handlungen zu sehen, darunter Fesselspiele, Lesben- und Gruppensex sowie Sex mit Tieren. Doch das Vorhandensein der Hefte hieß gar nichts. Angesichts der organisierten Präzision der Angriffe erwartete sie, dass die Sammlung des Täters eine ähnliche Ordnung widerspiegelte. »Irgendwas mit Vergewaltigung und Folter?« Die Fantasie spielte eine wichtige Rolle bei den Taten eines Ritualverbrechers, und die Täter legten oft enorme Pornosammlungen an, die ihre Veranlagung dokumentierten. Die Ausrichtung der Materialien fand dann ihren Niederschlag darin, wie der Täter seine Opfer misshandelte.
Ryne blätterte den Stapel durch und musterte die Titelseiten. »Auf den ersten Blick nicht.«
»Siehst du, so gefällt mir mein Job«, sagte McElroy zu Cantrell, während sie die Kissen von der durchgesessenen
Couch nahmen und hineinsahen. »Ich schaue mir die Pornos freiwillig an. Ich mache sogar Überstunden dafür. Nach Schichtende. Ohne Bezahlung.«
»Du bist ein Edler unter den Menschen«, bemerkte Cantrell lakonisch.
Abbie richtete sich auf und sah sich erneut im Raum um. Es gab einen Fernseher, aber weder Videorecorder noch DVD-Spieler. Sie ging zum Schlafzimmer und spähte hinein, konnte jedoch keine elektronischen Geräte entdecken. »Offenbar hat er keine Pornosammlung auf Video, aber haltet Ausschau nach Sammelheften und Notizbüchern.«
Ryne sah sie fragend an.
»Manche Täter machen sich die Mühe, aus Pornoheften Bilder auszuschneiden und aufzukleben, um ihre Fantasien zu befriedigen. Oder sie lassen ihre Partnerin bestimmte erotische Verhaltensweisen annehmen und filmen oder fotografieren sie dabei.«
»Sie spricht von dir, McElroy«, rief Holmes aus dem Schlafzimmer.
Da fiel ihr etwas ein, und sie wandte sich an Ryne, der immer noch die Hefte durchblätterte. »Habt ihr bei den Ermittlungen in diesem Fall auch Prostituierte befragt, die in der jeweiligen Gegend arbeiten?«
Wayne Cantrell sah von der Couch auf, wo er gerade die Hand in einen der Zwischenräume um die Sitzpolster geschoben hatte. »Warum sollten wir? In dem Fall geht es um Opfer aus Nichtrisikogruppen. Schließlich treibt unser Mann sein Unwesen nicht im Rotlichtbezirk.«
»Solche Täter steigern sich oft in ihrem Vorgehen, statt ihre Verbrechen von Anfang an zu planen und auszuführen.« Abbie ging in die Kochnische und kontrollierte Kühlschrank und Gefrierfach. Nichts außer Bier und zwei matschigen Zwiebeln. »Manchmal leben sie ihre sexuellen Fantasien
mit ihren Frauen oder Freundinnen aus, die ihnen als Requisiten für zukünftige Taten dienen. Stehen keine solchen Frauen zur Verfügung, nehmen sie manchmal Prostituierte.« Sie wandte sich zu den Küchenschränken um. »Wir hatten einen Täter in St. Paul, der drei Callgirls fast umgebracht hätte, ehe er seinen ersten Sexualmord an einer Universitätsprofessorin beging. Den Anzeigen, die die Prostituierten erstattet haben, wurde erst nach dem Mord korrekt nachgegangen.«
»Weißt du, wir in Savannah sind da anders«, erwiderte McElroy, ehe er aufstand und die Couch nach vorn kippte, damit Cantrell daruntersehen konnte. »Wir nehmen unsere Prostituierten ernst.«
»Die Idee ist nicht schlecht«, warf Ryne ein. »Wenn wir hier fertig sind, McElroy, kannst du zusammen mit Cantrell der Sache nachgehen. Wir haben dokumentierte Zeugenaussagen aus dem letzten Jahr durchgesehen, aber es kann nicht schaden, mit ein paar Prostituierten aus der Umgebung zu sprechen. Vielleicht wissen sie etwas, was nie aktenkundig geworden ist.«
»Was sagst du dazu, McElroy?«, brummte Cantrell, während sich die beiden erneut über das durchgesessene Sofa hermachten. »Du
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