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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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jeden Fall hat er sie gezielt überfallen.«
    Auf einmal hielt sie inne, und er sah sie an. »Was?«
    »Ich wüsste gern, wie die Medien mit den Vergewaltigungen umgegangen sind. In meinen Unterlagen waren keine Kopien der Zeitungsartikel.«
    Er verzog das Gesicht und verlangsamte das Tempo, während sie sich der Brücke nach Tybee Island näherten. Der Verkehr war hier dichter, da sich die Straße auf zwei Spuren verengte. »In Savannah gibt es fast in jeder Kategorie mehr Gewaltverbrechen als im landesweiten Durchschnitt. Bisher wurden in diesem Jahr fünfunddreißig Vergewaltigungen angezeigt. Also wurde die erste Tat unseres Gesuchten nicht einmal in den Abendnachrichten erwähnt, und in den Zeitungen erschien sie erst auf Seite zehn. Aber als das zweite Opfer die Enkelin des Bürgermeisters war … tja, Sie können sich das Theater ja vorstellen. Wir haben nie bekannt gegeben, dass die beiden Vergewaltigungen zusammenhingen, und die Medien konnten ihre Berichte mit Einzelheiten aus Politik und Schönheitswettbewerben ausschmücken. Erst bei der dritten Vergewaltigung in drei Monaten fing ein aufgeweckter Reporter an, Fragen zu stellen, und es wurde bekannt, dass eine Sonderkommission eingerichtet worden war. Soweit ich weiß, wird Dixon seit den letzten Übergriffen praktisch von den Medien überrannt.« Gut, dass Dixon
das übernahm. Solange er die Medienmeute von der Sonderkommission fernhielt, war Ryne zufrieden.
    »Vielleicht erklärt das, warum seine Wahl auf Amanda Richards gefallen ist. Womöglich wollte er damit sagen: ›Alle mal hersehen. Hab ich jetzt deine Aufmerksamkeit, Savannah?‹ Weil er kaum mehr Aufsehen hätte erregen können als mit einem Überfall auf genau dieses Mädchen.« Sie stützte sich gegen die Tür, da die Straße holpriger wurde.
    Er hoffte inständig, dass sie sich da irrte. Die Öffentlichkeit vor einer Gefahr zu warnen war eine Sache, aber einen Pressewirbel zu entfachen schuf lediglich Hindernisse und Schwierigkeiten, die den Ermittlungen im Weg standen.
    »Es wäre nicht untypisch für diese Art Täter, dass er den Tatort erneut aufsucht und die Polizei bei ihrer Arbeit beobachtet.«
    Er nickte. »Eigentlich sind an keinem der Tatorte große Menschenmassen gewesen, aber wir haben alles auf Video aufgezeichnet. Ich habe auf den verschiedenen Bändern nie dieselbe Person zweimal gesehen.«
    »Unser Täter wird vom Verlangen nach Aufmerksamkeit getrieben. Das, was er als seine Macht über die Polizei empfindet, macht ihn noch zusätzlich heiß. Vielleicht versucht er sogar, sich irgendwie in die Ermittlungen einzumischen. Ich weiß, dass Sie jeden, der eines der Opfer gefunden hat, auf Leib und Nieren überprüft haben. Aber es könnte auch jemand sein, der anruft und einen Hinweis gibt. Oder aus banalem Anlass aufs Revier kommt. Einen Ort aufsucht, an dem sich Cops in ihrer Freizeit aufhalten, in der Hoffnung, ein bisschen Klatsch aufzuschnappen.«
    Er nickte und sann über ihre Worte nach. »Wir überprüfen grundsätzlich die Identität von Leuten, die sich mit Hinweisen an uns wenden, aber es könnte schwieriger werden, die anderen Bereiche abzuklopfen, die Sie erwähnt haben.«
Er nahm sich dennoch vor, McElroy anzuweisen, zu später Stunde die Augen offen zu halten. Ryne wusste, dass der Detective oft nach dem Dienst mit anderen Kollegen ins Sherm’s ging, eine Bar in der Nähe.
    »War’s das?« Auf Abbies hochgezogene Braue hin fügte er hinzu: »Ihr Profil?«
    »Ein Profil ist ein sich entwickelndes Dokument. Es wird ausführlicher, je mehr Hinweise sich ergeben, genau wie die Ermittlungen mit jeder neuen Spur fortschreiten. Ich nehme an, er hatte ein schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern. Vielleicht war er in seiner Jugend sogar in irgendeinem Heim und wurde dort eventuell sexuell missbraucht.«
    »Es bricht mir das Herz«, knurrte Ryne. Das war genau die Art von Psychogeschwätz, die zu nichts führte. Und wenn ihm der Drecksack jetzt allen Ernstes auch noch leidtun sollte, verschwendete sie ihre Atemluft. Das machte er Abbie klar, während sie durch die Straßen von Tybee Island mit ihren historischen alten Häusern fuhren.
    »Wir müssen kein Mitgefühl haben, um ihn zu verstehen«, entgegnete sie gelassen. Er hatte das Gefühl, dass sie in Gedanken nur noch halb bei ihm war, je näher sie dem Ort kamen, an dem Amanda Richards überfallen worden war. »Aber ihn zu verstehen ist schon der erste Schritt zu einer Festnahme.«
    »Vielleicht stehen wir ja schon kurz

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