Seelenmoerder
und kam von ihrer Schwester. Sie hat endlich von Ashleys Vergewaltigung erfahren und einen Flug hierher gebucht. Ende der Woche kommt sie.«
Gestern. Und es war niemand da gewesen, der die Nachricht gehört hätte. Anhand dessen, was er gesehen hatte,
stimmte er der Meinung des Kriminaltechnikers zu. Ashley Hornby war schon ein paar Tage tot.
»Ich besorge mir eine richterliche Anordnung, um mich bei ihren Ärzten erkundigen zu können. Und ich will mit jedem Krankenhausmitarbeiter sprechen, der Kontakt zu Ashley hatte, um so viel wie möglich über ihren seelischen Zustand herauszufinden.«
Abbie nickte. »Ihre Schwester dürfte früh genug da sein, um uns dabei zu unterstützen. Als nächste Angehörige könnte sie uns die Erlaubnis geben.«
Sie wandte sich ab, um wieder in die Küche zu gehen, ehe er etwas sagen konnte. Das war auch besser so, denn wenn er so weitermachte, musste er sich die Füße noch operativ aus dem Fettnäpfchen entfernen lassen.
Kaum war sie ein paar Schritte gegangen, blieb sie stehen. »Wissen wir eigentlich, was auf diesen Regalbrettern gestanden hat? Oder was an den Wänden gehangen hat?« Sie zeigte auf das Bücherregal im Wohnzimmer.
Das Regal war vollgestopft mit Büchern und CDs. Davor standen zahlreiche Nippesartikel, wie manche Frauen sie zwanghaft zu kaufen schienen. Er kniff die Augen zusammen und betrachtete die Lücken zwischen den Statuetten und Vasen, auf die sie zeigte, ehe sein Blick auf die Wand neben dem Regal fiel. Dort hingen mehrere gerahmte Plakate von Broadway-Shows oder so etwas Ähnlichem. Damit kannte er sich nicht aus. Doch daneben fanden sich auch mehrere leere Nägel.
»Das war ich. Als sie mich letztes Mal hereingelassen hat.«
Ryne sah Iris Clemons an. »Was haben Sie da genau gemacht?«
»Ashley bat mich, eine Kiste aus dem Schlafzimmer zu holen und ein paar Sachen wegzuräumen. Sie meinte, sie
könne die Sachen nicht mehr sehen. Dann habe ich die Kiste in den leeren Schrank im Gästezimmer gestellt.«
Ryne machte auf der Stelle kehrt und folgte Abbie in das kleinere der beiden Schlafzimmer. Sie hatte bereits den Schrank aufgemacht, war in die Hocke gegangen und zog jetzt eine große Kiste heraus, die ganz hinten hineingeschoben worden war. Ryne hockte sich neben sie. »Was haben wir denn da?«
Schweigend zog Abbie die Gegenstände aus der Kiste und reichte sie ihm. Orden. Medaillen. Er las die Gravur auf einer davon und runzelte die Stirn. »Princess Grace Award. Was ist das?«
Statt einer Antwort drückte ihm Abbie ein gerahmtes Foto in die Hand. Darauf erkannte er eine jüngere Ashley Hornby in einem dieser Rüschenröckchen, wie Tänzerinnen sie trugen. Der Fotograf hatte sie mitten in einem graziösen, fast schwerelosen Luftsprung erwischt.
»Sie war Ballerina.« Abbie breitete die restlichen Fotos neben ihnen auf dem Fußboden aus. »Oder vielmehr ist sie früher eine gewesen. Und angesichts der Preise muss sie gut gewesen sein.« Sie sah zu ihm auf, und diesmal war ihre Miene nicht ausdruckslos. Ihr Blick war tieftraurig. »Eine preisgekrönte Tänzerin, die nur noch im Rollstuhl sitzen kann. Ich finde, unser Täter hat sich eine geniale Methode ausgedacht, um sie leiden zu lassen, oder nicht?«
11. Kapitel
»Wie hat Dixon so schnell von Hornbys Selbstmord erfahren?«
Abbie und Ryne stiegen gemeinsam die Treppe zu Dixons Büro hinauf. Sie waren für vierzehn Uhr regelrecht
dorthin beordert worden. Und an Rynes Miene während des angespannten Telefonats mit seinem Vorgesetzten hatte man ablesen können, dass es kein angenehmes Gespräch gewesen war.
»Keine Ahnung. Allerdings hatten vor seinem Anruf bei mir bereits die Savannah Morning News und WTOC bei ihm angefragt …«
Nachdem der Fall in den Medien ein solches Aufsehen erregt hatte, hätte Abbie sich denken können, dass sich die Neuigkeit in Windeseile herumsprach. Wahrscheinlich hatte irgendein übereifriger Reporter den Polizeifunk abgehört und war der Polizei zum Einsatzort gefolgt. Sowie die Identität der Toten geklärt war, war es nur noch eine Frage der Zeit, wann sich die Medien darauf stürzen würden.
Sie warf Ryne einen Seitenblick zu. »Ich nehme an, Dixon ist … ziemlich wütend.«
Er lächelte sie grimmig an, während er sich vorbeugte, um die Tür zu Dixons Vorzimmer zu öffnen. »Das darfst du gerne selbst beurteilen. Allerdings habe ich keine Ahnung, warum er dich dabeihaben wollte. Schließlich will er mir an den Kragen.«
»Detective.« Die attraktive,
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