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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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in Pflegefamilien aufgewachsen.« Und nachdem sie einer Sozialarbeiterin die Wahrheit anvertraut hatten, waren sie alle beide lange in Therapie gewesen, was ihr wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Bei Callie war es weniger wirksam gewesen.
    Ryne gab keine inhaltsleeren Floskeln von sich, wofür sie ihm dankbar war. Es gab nichts zu sagen, das wussten sie beide. Abbie hatte Angst davor, sich umzudrehen und zum ersten Mal den Unterschied in seinem Gesichtsausdruck zu sehen. Falls er sie betreten oder, schlimmer noch, mitleidig ansah, wäre das unerträglich belastend für ihre Arbeitsbeziehung. Und ihre private Beziehung wäre irreparabel zerstört.
    Doch es gab keine Gelegenheit, sich umzudrehen, jedenfalls nicht gleich. Stattdessen umarmte er sie noch fester und ließ sein Kinn sachte auf ihrem Haar ruhen. Das stillschweigende Verständnis, das er ihr damit schenkte, war in vieler Hinsicht heilsamer als Zeit und therapeutisch wirkungsvoller als die vielen Jahre in Behandlung.
    Langsam, als geschähe es ohne bewusste Überlegung, schoben sich ihre Hände über seine. Und für einen Augenblick genoss sie einfach seine Wärme. Seine Umarmung. Und das feste, sichere Gefühl seiner Kraft, während sie sich an ihn lehnte.
    Nur für einen Augenblick.

    Die Bierdose flog durch die Luft und knallte gegen die Knöpfe des Fernsehers, worauf der salbungsvolle Nachrichtenmoderator schlagartig verstummte. Die bescheuerten Labersäcke in den Lokalnachrichten faselten unentwegt über Ashley Hornbys Selbstmord. Und jedes Mal, wenn der Beitrag erneut kam, kochte die altbekannte Wut hoch und brach sich hemmungslos Bahn.
    Diese feige Sau hatte alles ruiniert. Alles . So viel Überlegung und Planung waren zum Arrangieren ihres Erlebnisses nötig gewesen, und jetzt hatte sie nicht einmal den Mut gehabt, sich ihrem Schicksal zu stellen. Stattdessen hatte sie es sich leicht gemacht und alles zerstört.
    Mit einer heftigen, weiten Armbewegung flogen sämtliche Gegenstände in hohem Bogen vom Tisch. Sie hatte sich als minderwertig erwiesen. Schwach. Und – es ließ sich nicht leugnen – sie war ein Fehler gewesen. Die Hure hatte nicht die Kraft gehabt, ihrer Bestimmung ins Auge zu sehen.
    Fäuste wurden geballt. Zorn verengte den Blick. Es wurde immer schwerer, die alte Wut unter Kontrolle zu halten und sie auf die einzige Sache auszurichten, die ihr einen Sinn gab. Fehler wurden nicht toleriert. Es stand zu viel auf dem Spiel, um es alles an eine undankbare dumme Gans wie die Hornby zu vergeuden, die den ganzen Aufwand nicht verdient hatte.
    Tief Atem holen. Dann noch einmal. Langsam wich die Anspannung aus einem Körper, der steif war wie ein Brett. Die Nächste wäre besser. Perfekt. Laura Bradford würde ein Meisterwerk werden. Und diesmal würde nichts schiefgehen. Der Rest ihres Daseins würde ein einziger Alptraum werden, und sie würde jede Sekunde davon durchleben, genau wie es ihr bestimmt war.
    Und der Alptraum würde sogar noch früher beginnen als ursprünglich geplant.

14. Kapitel
    »Bist du sicher, dass sie zu Hause ist?«
    Abbie zuckte über Rynes Frage die Achseln und klingelte noch einmal. »Sie hat gesagt, sie sei bis kurz vor ihrem Schichtbeginn um elf zu Hause. Es ist erst zehn.« Ihr Telefonat mit Karen Larsen war kurz gewesen, doch die Frau hatte sich zu einem Gespräch mit ihnen bereit erklärt. Als sie wie selbstverständlich davon ausgegangen war, dass Abbie wegen des Feuers in ihrem Haus anrief, hatte Abbie darauf verzichtet, sie aufzuklären. Sie wussten, dass Karen Larsen sich hinsichtlich der Einzelheiten des Falls gern bedeckt hielt, jedoch nicht, warum. Vor ihrem Anruf hatten sie und Ryne sich einen Schlachtplan für die bevorstehende Vernehmung zurechtgelegt.
    Aus dem Haus ertönte eine Stimme: »Einen Moment bitte.«
    Abbie sah Ryne an. Sein weißes Hemd war der einzig helle Fleck neben seinem schwarzen Anzug und der anthrazitfarbenen Krawatte. Seine Augen waren hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen.
    Trotz Abbies Bedenken nach ihrem Gespräch am Morgen war es erstaunlich unkompliziert gewesen, ihm im Büro erneut gegenüberzutreten, und das hatte sie ihm zu verdanken. Bei ihrem Eintreffen hatte er in den Bericht über das Feuer bei Karen Larsen vertieft an seinem Schreibtisch gesessen. Nach einem kurzen forschenden Blick hatte er sie sofort über alles informiert, was er bisher herausgefunden hatte. So war es leicht gewesen, seinem Beispiel zu folgen.
    Beinahe hätte sie vergessen, dass sie

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