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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist die Rede von einem Dutzend halbleerer Behälter, wie sie oft für Kerzen verwendet werden. Haben Sie die in dieser Nacht alle angezündet?«
    »Muss ich wohl«, antwortete sie mit ausdrucksloser Stimme. »Ja, wahrscheinlich. Kerzen sind doch romantisch, oder? Bis sie einem das Haus abbrennen.«
     
     
    »Männer sind wie Fliegen?«
    Abbie war gerade damit beschäftigt, sich anzuschnallen, und musste über Rynes sarkastischen Tonfall schmunzeln. »Ich wollte nur eine Beziehung zu ihr herstellen. Es war nicht ernst gemeint. Nicht wirklich.«
    Er setzte seine Sonnenbrille auf und drehte den Zündschlüssel um. »Ich kann mir schon vorstellen, dass dich massenhaft Männer umschwärmen. Und nachdem wir bisher noch nicht darüber gesprochen haben, wollte ich dir nur sagen … dass ich in nächster Zeit der Einzige sein will, der bei dir ›landet‹.« Der Blick, den er ihr zuwarf, war unmissverständlich, selbst mit den dunklen Gläsern vor den Augen.
    »Welch zarte Worte«, entgegnete sie bissig, während sie unter der geschmacklosen Anspielung zusammenzuckte. »Vielleicht kannst du sie auf eine Glückwunschkarte drucken lassen.«
    Er wandte sich wieder der Straße zu und fuhr los. »Der
Vergleich war von dir. Und es ist schon lange her, dass ich auf Exklusivität Wert gelegt habe. Aber das … mit uns …« Er stockte und knurrte eine Art Fluch. »Solange es dauert, will ich nicht teilen«, erklärte er knapp. »Wenn das ein Problem für dich ist, sag’s mir lieber gleich.«
    Ihr schnürte es die Kehle zu, und ihr soeben aufgeflammter Groll schwand so rasch, wie er gekommen war. Sie glaubte ihm sofort, dass er schon lange keine feste Beziehung mehr gehabt hatte. Wenn irgendjemand die Aufschrift »einsamer Wolf« spazieren trug, dann er.
    Aus diesem Grund reagierte sie nur umso heftiger auf seinen Wunsch. Dass er jetzt eine exklusive Beziehung wollte, und zwar mit ihr, jagte ihr kleine Freudenschauer über den Rücken und beunruhigte sie zugleich. Und seine Vorstellung, sie hätte an jedem Finger einen Verehrer, war ebenso lächerlich wie schmeichelhaft.
    Genau wie seine Annahme, dass sie wüsste, wie sie mit einer »exklusiven« sexuellen Beziehung auf Zeit zwischen ihnen umgehen sollte.
    Nervös machte sie sich an ihrem Sicherheitsgurt zu schaffen, der überhaupt nicht verrutscht war. »Damit kann ich leben.«
    »Gut. Und was sagst du zur Larsen?«
    Nicht zum ersten Mal war sie dankbar dafür, dass er im Handumdrehen vom Privaten zum Beruflichen übergehen konnte. »Sie verheimlicht uns etwas, das steht fest. Wie intensiv hat der zuständige Polizist ihre Geschichte über die Lokale recherchiert?«
    »Nicht besonders intensiv.« Ryne bog nach links ab, um wieder zum Revier zu gelangen. »Es war nichts Verdächtiges daran. Der Brandermittler hatte die Brandursache rasch festgestellt, und die Versicherung macht auch keine nennenswerten Schwierigkeiten, abgesehen davon, dass sie die
Schadensregulierung so weit wie möglich hinauszögert. Es sah alles ziemlich nach Schema F aus, obwohl die Larsen laut Shepard, dem Brandermittler, verdammtes Glück gehabt hat, dass sie durchs Fenster entkommen ist. Die Flammen hatten sich bereits so weit ausgebreitet, dass eine Flucht durch die Schlafzimmertür nicht mehr möglich gewesen wäre. Sie ist ein paar Minuten, ehe der erste Löschzug eingetroffen ist, rausgekommen.«
    »Sie muss ganz schön fest geschlafen haben, wenn das Feuer sich schon derart ausgebreitet hatte, ehe sie aufgewacht ist.«
    »Vielleicht war sie bewusstlos.«
    »Oder sie war gefesselt und konnte sich nicht früher befreien.«
    Sie wechselten einen Blick. »Absolut denkbar. Neben dem Bett hat man ein langes Stück Kabel gefunden.«
    Sie überlegten eine Weile. »So viele Kerzen«, grübelte Abbie. »Ein Dutzend, hast du gesagt.«
    »Genau. Sie kommt gegen drei Uhr früh von einer Kneipentour zurück, laut eigener Aussage ›ziemlich betrunken‹, und zündet ein Riesensortiment Kerzen an.«
    »Nicht dass es häufig vorkommen würde, aber wenn ich zu viel getrunken habe, will ich nur noch nach Hause und mich schlafen legen. Und du?«
    Er zögerte kaum merklich. »Ich trinke nicht mehr.«
    Nicht mehr. Die Betonung, die er in die beiden Worte gelegt hatte, war ihr ebenso wenig entgangen wie sein abweisender Unterton. Sie speicherte seine Äußerung zur späteren Verwendung ab. »Aber sie geht nicht schlafen, sondern zündet Kerzen an. Und lässt die Haustür unverschlossen.« Sie warf ihm einen Blick zu.

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