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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Illusion«, sagte er schnell. »Eine Formel, mit der sie dich in die Falle locken wollen. Mein Dad hat solches Zeug auch schon gemacht, und …« Er rieb sich mit der Hand über den Mund und fügte dann mit mehr Nachdruck hinzu: »Das war’s, was du da gesehen hast.«
    Ich hatte mir das Gleiche überlegt, aber jetzt, als ich es von ihm hörte und es meine Zweifel hätte beschwichtigen sollen, konnte ich nur noch denken: Ein Geist. Ich hatte Tante Laurens Geist gesehen. Der Wald verschwamm um mich herum, und Dereks Hand auf meinem Arm schien das Einzige zu sein, das mich noch aufrecht hielt.
    »Chloe? Es war eine Formel. Es ist dunkel, du kannst nicht viel gesehen haben.«
    Alles richtig. Vollkommen wahr. Und trotzdem … Ich schüttelte die Gedanken ab, richtete mich auf und machte mich von ihm los. Als er zögerte, die Hand noch ausgestreckt und bereit, mich zu packen, wenn ich zusammenbrechen sollte, trat ich außer Reichweite.
    »Mir geht’s gut. Wie sieht also der Plan aus?«
    »Wir warten hier …«
    Schritte kamen näher. Wir zogen uns in die Büsche zurück und kauerten uns auf den Boden. Der Strahl einer Taschenlampe glitt über die Baumstämme wie ein Suchscheinwerfer.
    »Ich weiß, dass ihr da drin seid«, sagte eine Männerstimme. »Ich hab euch reden hören.«
    Derek und ich waren vollkommen still. Sein flacher Atem zischte in meinem Ohr. Ich kauerte mit dem Rücken zu ihm und spürte das Pochen seines Herzens. Der Lichtstrahl kam näher, schnitt eine Kerbe in die Dunkelheit. Er glitt über unser Gebüsch hinweg. Dann hielt er inne, kam zurück und leuchtete uns genau ins Gesicht.
    »Okay, ihr beide. Kommt raus da.«
    Hinter dem grellen Licht der Taschenlampe sah ich nichts als eine Gestalt mit verhülltem Gesicht.
    »Kommt raus«, wiederholte er.
    Ich spürte Dereks Atem warm am Ohr. »Wenn ich rennen sage, renn.« Dann, lauter: »Nehmen Sie die Waffe runter, und wir kommen raus.«
    »Hab sie unten.« Bei dem Licht, das uns in die Augen schien, und dem dahinter fast verborgenen Mann, war es unmöglich herauszufinden, ob er die Wahrheit sagte.
    Er hob die freie Hand und schwenkte sie. »Seht ihr? Keine Waffe. Kommt jetzt …«
    Der Mann kippte nach vorn, als habe er von hinten einen Schlag bekommen. Die Taschenlampe fiel auf den Boden. Derek schoss an mir vorbei und stürzte sich auf den Mann, als der sich aufzurappeln versuchte. Simon trat aus der Dunkelheit, beide Hände zu einem zweiten Rückstoßzauber erhoben.
    »Lauft«, rief Derek, während er den zappelnden Mann am Boden festhielt. Als wir zögerten, fauchte er uns an: »Lauft!«
    Wir rannten los, sahen uns aber immer wieder um. Wir konnten die Geräusche des Kampfs hören, aber es dauerte nicht lang, und bevor wir weit gekommen waren, war Derek hinter uns. Als wir langsamer wurden, schubste er uns beide, damit wir in Bewegung blieben. Der Mond über den Bäumen lieferte uns genug Licht, dass wir sehen konnten, wohin wir traten.
    »Tori?«, flüsterte ich Simon zu.
    »Haben uns getrennt. Sie …«
    Derek sagte uns mit einer Geste, wir sollten still sein. Wir rannten, bis wir weiter vorn die Lichter von Häusern glitzern sahen und wussten, dass wir uns der Nebenstraße näherten. Noch ein paar Schritte, und dann schlug Derek uns plötzlich wieder auf den Rücken. Dieses Mal war es ein harter Schlag zwischen die Schulterblätter, der uns beide der Länge nach hinfallen ließ. Derek landete zwischen uns. Als wir uns aufzurichten versuchten, stieß er uns wieder nach unten.
    Simon hob sein dreckverschmiertes Gesicht und rieb sich das Kinn. »Eigentlich mag ich meine Zähne. Alle.«
    Derek brachte ihn zum Schweigen und drehte sich um, so dass er zwar noch auf dem Bauch lag, aber mit dem Gesicht in die andere Richtung. Wir taten das Gleiche. Ich folgte seiner Blickrichtung in den Wald und hörte Schritte.
    Derek spannte die Muskeln an, bereit aufzuspringen, aber die Schritte waren noch ein ganzes Stück entfernt, als sie leiser und durch das Murmeln von Stimmen ersetzt wurden. Das Funkgerät in meiner Tasche zwitscherte. Ich holte es heraus und überprüfte den Lautstärkeregler.
    Simon sah an Derek vorbei zu mir und formte mit den Lippen: »Funkgerät?«, dann zeigte er zu den Stimmen hinüber, um zu fragen, ob es eins von ihren war.
    Ich nickte.
    »Wow«, formte er und hob den Daumen. Ich wurde rot. Derek sah mich mit einem Nicken und einem Grunzen an, das ich als
Gut gemacht … solange du nichts Dummes angestellt hast, um

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