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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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bereitsteht, klar?“
    Er beendete das Gespräch und ging wieder in die große Halle. Am nächsten Morgen schon wollte er Sam abtransportieren. Viel früher zwar als geplant, aber andererseits hatte er schon einen wichtigen Schritt getan. Er hatte Sam seelisch von Laine getrennt. Sam war nun ganz allein und würde überall dorthin gehen, wo ihn Gesellschaft und Freundlichkeit erwartete. Trotzdem konnte er nichts dem Zufall überlassen. Er durfte keinen Fehler mehr machen. In der Halle zu bleiben, war zu heikel. Mit Bill wäre er fertig geworden, aber George Cunnings war unberechenbar, wenn es um seinen Nachwuchs ging. Abernathy konnte absolut nicht abschätzen, wie er reagieren würde. Ein großer Unsicherheitsfaktor. Cunnings war nicht der nette, harmlose Sozialarbeiter, für den seine Tochter ihn hielt. Der Mann hatte nicht zu unterschätzende Kontakte zu nicht zu unterschätzenden Leuten und arbeitete durchaus mal am Gesetzgeber vorbei, wie Abernathy herausgefunden hatte. Dass in den Nachrichten kein Entführungs- oder Vermisstenfall auftauchte, machte ihn zusätzlich nervös. Wenn Cunnings von der Entführung wusste, warum hatte er dann nicht die Polizei angerufen?
    Er sah auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang. Er musste noch einiges packen, dann Sam verladen und das Mädchen … eine ruhige Nacht war was anderes. Abernathy ging zu seinem Laptop und öffnete sein Mailprogramm.
     
     
    Abbruch. Nehmt uns am Treffpunkt auf um 9:00  A.
    tippte er. Er klickte auf „senden“.
     
     
    „Das sind alle, die in Frage kommen“, sagte Bill, als der Drucker ein weiteres Blatt auswarf.
    „Sechzehn Gebäude.“ George legte das Blatt auf die anderen. „Ich würde ja sagen … nichts wie los. Aber was tun wir, wenn wir es finden? Das ist die Frage.“
    „Wir können versuchen, irgendwie reinzukommen. Hast du ne Waffe?“, fragte Bill.
    „Bist du verrückt? Damit trifft man meistens den, den man nicht treffen wollte.“
    „Okay“, sagte Bill und stand auf. „Lass uns gehen. Wir nehmen meine Karre und packen den Sender unter deine, damit er sich in Sicherheit wiegt. Falls wir Sam freibekommen, können wir ihn auf der Ladefläche transportieren.“
     
     
     
     

    Laine schreckte hoch, als sie ein metallisches Rattern hörte. Das Gitter vor ihrem Zimmer hob sich langsam. Abernathy stand direkt dahinter. In seiner Hand lag eine Art Pistole.
    „Aufstehen“, sagte er knapp. „Ich fahre jetzt das Gitter hoch und du kommst langsam raus. Eine einzige schnelle Bewegung und du hast einen Pfeil sitzen und machst ein Nickerchen. Das bringt dich nicht um, also sei sicher, dass ich nicht zögern werde, davon Gebrauch zu machen. Kapiert?“
    Laine nickte und Abernathy ließ das Gitter weiter hochrollen. Blitzschnell erwog sie ihre Fluchtmöglichkeiten. Die Halle war in sich geschlossen. Wahrscheinlich war es schlauer zu warten, bis sie draußen waren.
    Langsam ging sie unter dem Gitter hindurch. Abernathy folgte ihr mit der Pistole.
    „Umdrehen.“ Laine drehte sich um und fühlte sofort kühles Metall an den Handgelenken. Mit einem Klicken rasteten die Handschellen ein.
    „Zum Wagen“, sagte Abernathy. Laine ging voran. Sie sah, dass Sam anscheinend in seinem Becken schlief. Jedenfalls hatte er wieder den Kopf mit der Flosse bedeckt und konnte nicht sehen, was gerade geschah.
    „Was hast du denn vor?“, wagte sie es zu fragen.
    „Einsteigen.“ Abernathy schubste sie in Richtung Heck und öffnete den Kofferraum.
    Laine stieg ein und Abernathy steckte die Pistole in den Gürtel.
    „Jetzt pass auf. Ich werde dich später an einem Ort absetzen, wo dich dein Freund aufsammeln kann. Machst du auch nur einmal Lärm oder Ärger, kann er dich schlafend abholen. Wir bringen das jetzt sauber zu Ende. Dann passiert keinem was.“ Damit schlug er die Türe zu und Laine hörte, wie er zusätzlich abschloss.
    Abernathy ging zu einem kleinen Tisch und nahm eine sterile Spritze aus einem Pappkarton. Dann zog er sie mit einem schnell wirkenden Betäubungsmittel auf und steckte eine kurze Kanüle mit Schutzkappe darauf.
    Jetzt kam es drauf an. Sollte er bei Sam nicht erfolgreich gewesen sein, dann musste er das Problem mit der Spritze lösen. Aber eine Chance würde er Sam vorher noch geben.
     
     
    Bill fuhr langsam durch die dunklen Straßen des verlassenen Industriegebiets.
    „Da vorne müsste eine Halle sein.“ George blätterte durch den Papierstapel.
    „Nee, die kann’s nicht sein“, sagte Bill. „Tor steht

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