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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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mich dat nich. Aber mit mir hat se kaum über so wat jesprochen. Ich weiß das nur von Jacob. Mit dem hat se viel so ’n Zeug besprochen. Einmal hab ick aufjeschnappt, dass wohl ein Mieter sich bei der Gesellschaft über se beschwert hat, weil se die Kehrwoche nich erledigt hat. Aber deswegen bringt man doch keinen um, oder?«
    Hoffentlich nicht, dachte Michael Wiener, der deswegen auch schon mit seinen Nachbarn in Konflikt geraten war. Laut sagte er:
    »Jacob kannte sie näher?«
    »Wie man’s nimmt«, Skepsis lag in seinem Ton.
    »Aber mit diesem Jacob hat sie sich manchmal über private Dinge unterhalten, oder habe ich das jetzt falsch verstanden?«
    »Ne, ne. Stimmt schon.«
    »Wie heißt der junge Mann denn mit vollem Namen?«
    »Jacob Hensel. Arbeitet nebenan an dem jrünen Audi – da drüben in der Halle.« Mit seinen gekrümmten, ölverschmierten Fingern wies der Meister vage in Richtung der hinteren Werkstattwand.

10
    »Frau Weinreich, es tut mir leid, Sie schon wieder belästigen zu müssen«, entschuldigte sich Peter Nachtigall.
    »Ist doch ganz in Ordnung. Hauptsache Sie kriegen schnell raus, wer es war.«
    Sie sah noch durchsichtiger aus als bei ihrem letzten Gespräch, schien es dem Hauptkommissar. Ihre Lider waren geschwollen, die Augen gerötet, die Finger in fahriger Bewegung und ihr Schritt war schleppend. Der misslaunige Ehepartner schien nicht zu Hause zu sein und die kleineren Geschwister besuchten wohl Freunde in der Nachbarschaft, registrierte Nachtigall. Sie waren allein.
    Als hätte Frau Weinreich seine Gedanken erraten erklärte sie plötzlich: »Mein Mann ist mit Johanna und Susanne in den Zoo gegangen. Ich wollte ein bisschen Ruhe haben.«
    Nachtigall nickte verständnisvoll.
    »Wir haben dieses Messer neben Ihrer Tochter gefunden. Gehörte es Friederike?«, er zeigte ihr ein Foto. Sie nahm es ihm so vorsichtig ab, als sei es ein zerbrechlicher Gegenstand. Lange betrachtete sie das Bild, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Nein. Solche Messer sind sehr teuer. Friederike würde sich so eines nicht angeschafft haben – sie bevorzugte robustes Arbeitsgerät.«
    »Warum wohnte Friederike in einer eigenen Wohnung? Hatte es Streit gegeben?«
    »Tja, « sie atmete tief aus, »wir wohnen hier zwar nicht wirklich beengt, aber Friederike wollte lieber ein eigenes Zuhause haben, ohne irgendwelche Mitbewohner, auf die sie Rücksichten nehmen musste. Irgendwie hat sie sich wohl nicht klar gemacht, dass sie in einem Mietshaus auf die anderen Mieter würde Rücksicht nehmen müssen. Na ja, gab auch prompt Streit. Aber das haben Ihnen die Leute sicher schon erzählt.«
    Nachtigall sah betreten auf seine Hände und entschloss sich lieber nichts von dem zu berichten, was die Mieter ihnen über Friederike erzählt hatten.
    »Demnach fühlte sie sich hier nicht mehr wohl.«
    »Sie hat in dem Monat bevor sie auszog für 436 Euro telefoniert. Sie konnte mit eigenem Telefon und eigener Nummer von ihrem Zimmer aus anrufen wen sie wollte und so lange sie Lust hatte. Und das scheint sie dann auch getan zu haben. Aber als es ans Bezahlen ging, stellte sich wie üblich heraus, dass sie ihr Geld bereits anderweitig ausgegeben hatte, und wir waren gezwungen die Kosten zu übernehmen, denn unsere Anschlüsse sind gekoppelt. Die Gesellschaft hätte unser Telefon mitgekappt, wäre die Rechnung unbezahlt geblieben.«
    »War das das erste Mal?«
    »Nein. Leider nicht.«
    »Ihr Mann war sicher nicht erfreut darüber.«
    »Nein. Ich auch nicht. Es gab einen Riesenstreit. Ich war sicher, es wäre ganz heilsam für Friederike, wenn sie ihr Leben in die eigene Hand nehmen müsste und unterstützte deshalb ihren Wunsch nach einer eigenen Wohnung. Jetzt mache ich mir natürlich Vorwürfe.« Tränen schimmerten in ihren Augen, ihre schön geschwungenen Lippen begannen zu zittern und sie wandte sich ab.
    Nachtigall schwieg.
    Nach einer Weile fragte er behutsam: »Kam Friederike klar?«
    »Zunächst sah es ganz gut aus. Sie hielt ein Minimum an Ordnung, ging einkaufen, schaffte sich einen kleinen Hund an und versorgte ihn liebevoll, ging relativ regelmäßig zur Arbeit in diese Werkstatt. Doch das Selbstständigsein verlor schon bald seinen Reiz. Immer öfter stand sie hier vor der Tür, aß bei uns, sah hier fern. Das Geld reichte mal wieder nicht, was ich nun wirklich nicht verstehen kann. 700 Euro überwies ihr Vater auf ihr Konto, dazu bekam sie von uns 250 Euro für die laufenden Kosten! Die Nachbarn begannen sich über sie

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