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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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schienen mit einem Mal vergebens, wenn ich sie nun verlöre. Also zog ich die Notbremse. Ich ließ diese Hexe verbluten und gab ihr den Auftrag ihren Lebensrest dazu zu nutzen über ihre Taten nachzudenken. Ich hoffe, sie tat es ausgiebig. Ich ließ sie glauben, ich sei gegangen, wartete, bis sie nicht mehr atmete und schlich über die Terrasse davon, als sich alle Blicke auf den Notarztwagen vor der Haustür konzentrierten. Danach nahm ich meine Kleine wieder unter meine Fittiche. Mein Mann war zufrieden. Schwiegermama auch. Die Familie funktionierte wieder, doch der Schein trog. Es gab eine Zeugin für meine Tat. Ich stahl die Tabletten aus dem Vorrat meines Schwiegervaters. Wissen Sie, es war so unglaublich einfach. Diese Frau war naschhaft und sie schlang den Kuchen so gierig hinunter, dass sie nicht einmal Zeit genug hatte zu bemerken, ob er seltsam schmeckte oder nicht. Und die ganze Zeit über plapperte sie mit vollem Mund über ihre Nachbarn und deren Marotten, ihre Anzeigen bei der Polizei und vieles mehr. Als ihr endlich übel wurde, tat ich besorgt, wartete, bis sie bewusstlos wurde und schließlich starb. Danach verließ ich das Haus. Zur Vorsicht hatte ich eine Perücke getragen und die vernichtete ich, als ich weit genug weg war. Auch das Kostüm warf ich weg. Wahrscheinlich hätte mich keine von den alten Schachteln in der Gegend wiedererkannt.«
    Sie verzog den Mund zu einem zynischen Grinsen.
    »Ja, da staunen Sie, nicht? So eine eiskalte Mörderin. Aber in mir sind alle Gefühle schon lange gestorben. Ich wollte nur meine Familie erhalten – warum weiß ich eigentlich nicht. Denn im Grunde bedeutete mir keiner von ihnen noch etwas. Vielleicht wollte ich es nur, weil ich früher so hart dafür habe kämpfen müssen, so viele Demütigungen über mich ergehen lassen musste – und es war das Einzige, was ich in meinem Leben wirklich geleistet habe: Eine Familie zu gründen und zusammenzuhalten. Es hätte so viele Gründe gegeben meinen Mann zu verlassen, doch ich blieb. Wie hätte ich denn zerstören sollen, wofür ich so gelitten hatte.«
    Sie putzte sich erneut umständlich die Nase und sah dann nachdenklich auf ihre Verbände herunter.
    »Als ich meinen Mann mit dieser fetten Wachtel im Arm über den Altmarkt turteln sah, wusste ich, dass nun alles vorbei war. Wofür sollte ich jetzt noch kämpfen? Lara erklärte mir am Nachmittag, sie habe ein Zimmer in einer WG gefunden und wolle übermorgen dort einziehen – und meinen Mann hatte ich an eine schwabbelige Frau verloren, die um die Hälfte jünger ist als ich. Eine Neue zum Formen und zum Kinder zeugen! Schwiegermama wird begeistert sein!«
    Zornig strich sie sich eine Strähne aus der Stirn und klemmte sie energisch hinters Ohr.
    »Wenn nun alles in die Brüche ging, wollte ich nicht die Einzige ohne Zukunft sein. Schließlich hatte ich sogar gemordet für diese beiden Arschlöcher, die mich nun einfach so verlassen wollten, als seien sie mir keine Dankbarkeit für meine jahrzehntelange aufopfernde Liebe schuldig. Wenn schon alles zu Ende gehen sollte, dann sollte es das Ende für alle bedeuten. Also kochte ich ein scharfes Gulasch und mischte Schlafmittel darunter. Mein Hausarzt verschreibt mir regelmäßig ein Mittelchen, weil die Schlaflosigkeit mitunter so schlimm ist, dass ich meinen Alltag nicht bewältigen kann. Es sollte sie nicht töten – nur schwächen.«
    Peter Nachtigall wusste nicht, was er von dieser Frau halten sollte. Sie hatte sich verraten gefühlt, das verstand er gut, doch dieses Ausmaß an Aggressivität war selbst für ihn schockierend.
    »Messer sind faszinierend. In meiner Küche gibt es eine Unmenge davon. Das Filiermesser hatte ich schon für den Tod dieses Monsters hingegeben, also beschloss ich nun das breite Fleischmesser zu verwenden. Das würde schon wegen seiner Größe gewaltigen Schaden anrichten, selbst wenn ich nicht richtig treffen sollte. Mein Mann wurde schnell schläfrig. Das Mittel wirkt in Verbindung mit Alkohol schnell und zuverlässig. Als ich ihm das Messer in den Rücken rammte, ging er zu Boden. Lara sah ihn stürzen und lief eilig in ihr Zimmer. Doch ich bin auch schnell. Ich nahm ein neues Messer und konnte die Tür gegen ihren schwächer werdenden Widerstand aufstoßen. Vor der Tür hörte ich Bremsen quietschen. Sie hatten mich durchschaut. Lara verlor das Bewusstsein. Ich zog sie in die Ecke und schnitt mir die Arterien am Handgelenk auf. Mit ein bisschen Glück wären wir beide tot

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