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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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kleine, sadistische Schwester, hatte sich ausgedacht. Ha, sollte sie sich doch selbst hier einspannen lassen!
    Als diese Tests abgeschlossen waren, ging’s zum Radfahren. Jan Kaminzki versorgte ihn mit einer Flasche Mineralwasser. »Trinken ist wichtig. Zum einen zum Ausgleich, schließlich sollen Sie hier schwitzen. Zum anderen steht fest, dass Vieltrinker leistungsfähiger sind und weniger schnell ermüden als Trinkmuffel. Außerdem ist ihre Hirnleistung besser.« Er erklärte ihm das Prozedere. Nachtigall begann zu treten. Eine Chipkarte speicherte seine Daten.
    Ganz zum Schluss erhielt Jan Kaminski einen Ausdruck.
    »Also, insgesamt ist es gar nicht so schlecht. Bauchmuskeln ein bisschen schwach. Rücken ist ganz okay. Ausdauer müssen wir dringend verbessern. Das ist kein Problem. Haben Sie gewusst, dass unser Herz bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung drei Milliarden Mal schlägt? Unvorstellbar, nicht? Und wir wollen ihm seine Arbeit etwas erleichtern. Sie bekommen von mir einen Trainingsplan«, er zog einen Vordruck aus der Akte. »und werden die Übungen von links nach rechts durchführen. Wir legen fest, welches Gewicht für Sie in Frage kommt, wie viele Wiederholungen Sie schaffen können. Der Plan hat zwei Seiten: Sie bearbeiten jeweils nur eine, beim nächsten Besuch die andere Seite. Alles klar?«
    Nachtigall nickte abwesend.
    Dieser Mann steckte voller verblüffender Informationen.
    Drei Milliarden Mal!
    »Gut. Dann zeige ich Ihnen noch ein paar Übungen, die Sie heute gleich machen können. Den Plan mache ich zum nächsten Mal fertig und den ersten Durchgang machen wir gemeinsam.«
    Er holte eine Matte, legte sie an einen der Seilzüge, stellte Höhe und Gewicht ein und führte vor, was Nachtigall nachahmen sollte.
    Zu seiner Überraschung ging es relativ leicht.
    »Den Bauch anspannen! Das ist ganz wichtig. Der Rücken liegt fest am Boden«, Jan Kaminzki kontrollierte mit der Hand den Abstand zur Matte und nickte zufrieden.
    »Sie ziehen jetzt die beiden Handgriffe bis zum Boden. Die Arme bleiben dabei gestreckt. Drei Durchgänge, je zwanzig. Eine Minute Pause nach jedem Durchgang – und das Trinken nicht vergessen!«
    Einen Moment lang sah er noch zu, dann verschwand er.
     
    Ein Blick in die Runde verriet Nachtigall, dass an den anderen Seilzügen auch gearbeitet wurde. Ihm fiel auch wieder ein, warum er sich gerade diesen Ort ausgesucht hatte: Hier gab es keine gestylten Flitterhäschen mit Glitzerstring über dem glänzenden, hautengen Trikot, die nur um Selbstdarstellung bemüht waren. Nein, hier sahen die Menschen ganz normal aus. Sie trugen bequeme Sportkleidung, niemand glitzerte, man unterhielt sich halblaut und alle trainierten ernsthaft. Es war eine Reha – Klinik und viele der Sportwilligen hatten Operationen, Unfälle oder schwere Erkrankungen hinter sich. Eitelkeiten waren hier unerwünscht. Vielleicht würde es doch nicht so schlimm werden, wie er befürchtet hatte.
    Und, stellte er beruhigt fest, hier trainierten Männer und Frauen, deren Gewichtsprobleme noch viel erheblicher waren als seine. Die würden sich in einem dieser anderen Studios auch nicht wohlfühlen, wo nur Superschlanke ihre wohlgefälligen Rundungen zur Schau stellten.
    Die Physiotherapeuten gingen durch die Reihen der Geräte, halfen beim Einstellen, korrigierten Fehlhaltungen, zeigten geduldig immer wieder die Übungen. Viele arbeiteten durchaus verbissen, andere lachten und neckten einander wie gute Bekannte. Ein wenig erstaunt musste er zugeben, dass ihm die Atmosphäre hier gefiel. Sein Ärger ebbte ab. Sabine hatte ja recht. Er konnte sich auf Dauer nicht so hängen lassen, egal wie schwer ihn die Ereignisse im November mitgenommen hatten.
     
    Wie aus dem Boden gewachsen stand überraschend Jan Kaminski wieder vor ihm.
    »Na, haben Sie noch ein bisschen Lust? Wir könnten die Beinpresse ausprobieren oder den Butterfly.«
    »Gut. Noch ist es kein Problem.«
    Er wurde in die Beinpresse eingewiesen und zählte gewissenhaft beim Strecken der Beine mit.
    Langsam geriet er nun doch ins Schwitzen.
    »Laufband?«
    Nachtigall nickte müde. Dann eben das auch noch.
    Er nahm sich vor bei Sabine anzurufen und ihr zu erzählen, zu welch unmenschlichen Quälereien sie ihn gedrängt hatte – doch dann kam ihm die Idee albern vor. Schließlich tat er das für sich – Visionen seines gestählten Körpers erschienen vor seinem inneren Auge – er würde es ihnen allen schon zeigen!
    »Gut. Morgen, sagen wir gegen

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