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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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weg. Warum saß er hier überhaupt und befolgte die Anweisungen der Bullen? Sie hatten ihn hier heraufgeschleppt. Eigentlich wäre es ihre Aufgabe gewesen, ihn wieder zurückzubringen.
    Er hatte ein paar Euro in der Tasche, und bestimmt gab es hier in der Nähe irgendwo ein Pub. Vorhin hatte er gehört, wie einer der Beamten erwähnte, auf der Hunderennbahn von Harold’s Cross sei an diesem Abend etwas los. Da er sich mit Windhunden ein wenig auskannte, beschloss Jimmy, sein Glück zu versuchen. Vielleicht gewann er ja ein bisschen was. Seinem alten Herrn geschah es nur recht. Sollte er doch in seinem eigenen Schweiß baden und den Stimmen in seinem Kopf lauschen! Nach allem, was er wegen Sonntag von sich gegeben hatte, konnte er sich diese Nacht ruhig mal allein mit dem Teufel herumschlagen.

Dienstag, 2. September, 19:40 Uhr
    Quinn fuhr zu seinem Haus in Glasnevin, um sich ein frisches Hemd zu holen. Sein Vorrat im Garda-Club war aufgebraucht, und an diesem Morgen war er in seine bereits getragenen Sachen geschlüpft. Nach zwei Tagen rieb ihm der Kragen allmählich den Hals wund.
    Das Haus war still und leer, roch aber so sauber und frisch wie immer. Für ihn roch es nach seiner Frau. Während er nun in der Diele stand, wurde ihm das Ausmaß seines Verlusts erst so richtig bewusst. Am liebsten hätte er sich auf die Treppe sinken lassen und losgeheult.
    Der Anrufbeantworter blinkte. Vielleicht hatten seine Töchter angerufen, während er nicht da war. Ein Blick auf das Display sagte ihm, dass der Anruf kurz nach sieben eingegangen war. Er drückte auf den Knopf und lauschte.
    »Drei kleine Mäuse, die fanden nicht nach Haus, drei kleine Mäuse, die Uhr ging für sie aus.«
    Als er kurz darauf am Harcourt Square die Treppe zur Einsatzzentrale hinaufstürmte, kam Murphy ihm schon entgegen. »Ich habe keine Ahnung, was zum Teufel da eigentlich abläuft«, erklärte er, »aber fest steht, dass wir uns im Kreis bewegen. Irgendjemand muss doch etwas wissen. Ich rede noch mal mit Maggs, Keira. Tu mir einen Gefallen, ja? Versuch, Doyle zu erreichen, und sag ihm, er soll zur Wohnung von Jane Finucane kommen.«
    Beim Verlassen des Gebäudes blieb er vor der Tür einen Moment stehen und nahm die 9-Millimeter-Glock aus seinem Schulterhalfter. Er zog das Magazin heraus und überprüfte sorgfältig die Patronen. Nachdem er das Magazin wieder hineingeschoben und die Waffe zurück in ihr Halfter gesteckt hatte, stieg er in seinen Wagen und fuhr die kurze Strecke bis zu der kleinen Gasse, die von der Richmond Street abzweigte.
    Er parkte direkt unterhalb des Betonbalkons. Während er mit kaltem Blick und zusammengebissenen Zähnen auf den Eingang zusteuerte, ließ er die linke Hand über das von spitzen Zacken gekrönte Metallgeländer gleiten.
    Fast schon acht Uhr: Seit Evas Verschwinden waren achtundvierzig Stunden vergangen. Schlagartig fühlte er sich leicht zittrig. Vor seinem geistigen Auge sah er Eva mit ihren kurzen, kastanienbraunen Haaren. Nach Dannys Tod hatte sie es sich abschneiden lassen, als wollte sie dadurch auf irgendeine Art Buße tun. Ab diesem Zeitpunkt war nichts mehr so gewesen wie vorher.
    Eilig stieg Quinn die Steinstufen hinauf, doch als er an der Tür klopfte, konnte er durch den drahtverstärkten Glaseinsatz bereits sehen, dass in der Wohnung kein Licht brannte. Frustriert hämmerte er an die Tür der Nachbarwohnung. Einen Moment später öffnete ihm ein Mann, der ein schwammiges Gesicht hatte und Laufshorts trug.
    »Garda«, stellte Quinn sich vor. »Entschuldigen Sie die Störung, aber haben Sie einen Ahnung, wo Ihre Nachbarn sein könnten?«
    Die Miene des Mannes hellte sich auf, als er Quinn erkannte. »Sie sind doch der Polizist, dessen Frau vermisst wird«, stellte er fest. »Im Fernsehen bringen sie ständig etwas darüber.«
    Quinn überlegte einen Moment. »Wie heißen Sie?«, fragte er.
    »Harry Long.«
    »Ich bin Moss Quinn. Waren Sie am Sonntagabend zu Hause, Harry?«
    Der Mann nickte.
    »Haben Sie da nebenan jemanden kommen oder gehen hören?« Quinn reckte den Daumen in Richtung Nachbarwohnung.
    Long zog ein Gesicht. »Ich glaube, sie hatte am Sonntagabend Besuch. Er kam ziemlich früh und ging gegen neun wieder.«
    »War sie allein?«
    »Da bin ich überfragt. Aber soviel ich weiß, lebt dieser Typ bei ihr. Sie war ja eine Weile weg, in England, glaube ich – zumindest habe ich das gehört. Und kam mit ihm wieder.«
    »Was für ein Typ?«
    »Der andere Kerl, mit dem sie vorher schon

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