Seelenrächer
werde daran denken, Vater.«
Quinn trat in den Eingangsbereich, wo er Jane Finucane entdeckte, die neben einer anderen jungen Frau auf einem Stuhl mit hoher Rückenlehne saß. Jane wirkte etwas rot um die Augen und hatte ein Taschentuch in der Hand. Quinn steuerte schnurstracks auf sie zu. Nachdem er die andere Frau mit einer Handbewegung verscheucht hatte, stützte er die Handflächen auf die Oberschenkel, beugte sich zu Jane hinunter und sah ihr in die Augen.
»Meine Frau ist entführt worden«, erklärte er. »Sie liegt mit aufgesprungenen Lippen und geschwollener Zunge in irgendeinem Loch. Wenn sie weint, kommen keine Tränen, weil ihre Tränenkanäle nach achtundvierzig Stunden längst ausgetrocknet sind. Möglicherweise hält sie noch bis morgen Abend durch. Spätestens dann fällt sie ins Koma. Sobald das passiert, beginnen ihre Organe den Dienst einzustellen, und selbst wenn wir Eva dann noch finden, gibt es keine Garantie, dass wir sie zurückholen können.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Haben Sie das verstanden?«
Jane nickte.
»Ich frage Sie das jetzt nur einmal: War Conor am Sonntagabend mit Ihnen zusammen. Ja oder nein?«
Jane wich seinem Blick nicht aus. »Ja, er war mit mir zusammen.«
»Wenn Sie lügen und Eva stirbt, landen Sie wegen Beihilfe zum Mord im Frauengefängnis.« Er richtete sich auf. »Nur damit das klar ist, Jane. Nur damit das klar ist.«
Doyle hatte Maggs auf den Rücksitz seines Wagens verfrachtet, und Quinn stieg auf der Beifahrerseite ein. Er überlegte, ob sie die Befragung in seiner kleinen Wohnung im Garda-Club oder gar in seinem Haus in Glasnevin durchführen sollten, aber da er Kinsellas Worte von vorhin noch im Ohr hatte, entschied er sich dagegen. »Fahr uns in die Crumlin Road, Joe«, befahl er.
Während der Fahrt sagte keiner von ihnen ein Wort. Maggs hatte die Hände auf dem Schoß gefaltet, und Quinn starrte geradeaus. Sie erreichten die Parnell Road und fuhren ein kleines Stück den Grand Canal entlang, ehe sie in südwestlicher Richtung in die Crumlin Road einbogen und kurz darauf vor dem Polizeirevier anhielten. Sie zerrten Maggs aus dem Wagen und führten ihn zum Hintereingang hinein, wo sie von einem uniformierten Beamten begrüßt wurden. Doyle erklärte, sie bräuchten einen Verhörraum. Ein anderer junger Beamter begleitete Maggs den Gang hinunter und kehrte dann zu ihnen zurück.
»Soll ich den Kassettenrecorder bereitstellen, Inspector?«, fragte er.
Quinn schüttelte den Kopf.
Der Beamte wirkte ein wenig verunsichert. Doyle legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Er ist nicht verhaftet, mein Junge. Er ist freiwillig hier.«
Quinn war bereits im Begriff, auf den Verhörraum zuzusteuern, aber Doyle hielt ihn zurück. »Moss, du hast mich vorhin gefragt, welche Laus mir über die Leber gelaufen ist.«
»Ja, stimmt. Dir bereitet doch irgendetwas Kopfzerbrechen, das sehe ich dir an. Nun sag schon!«
Doyle erzählte ihm von dem Gespräch mit Uttley. »Er hat behauptet, er habe seine Informationen von Lorne McGeadys Buchhalter.«
»Dem Crawthumper?«
Doyle nickte. »Anscheinend waren er und die Made recht dicke. Er hat Jug erzählt, Maggs sei von Pat Maguire besucht worden – was ich beim besten Willen nicht verstehen kann.« Er schwieg einen Moment. »Ich bin der Letzte, der irgendwelche falschen Schlüsse ziehen möchte, aber fest steht, dass Patrick nicht nur Maggs im Gefängnis besucht hat, sondern auch den Mann, mit dem Janice Long mal verheiratet war. Und den Ehemann von Karen Brady.«
Quinn nickte bedächtig. »Das bereitet mir schon seit unserem Gespräch mit Willie Kopfzerbrechen.«
»Die Frage ist nun also«, fuhr Doyle mit einem Blick in Richtung Verhörraum fort, »ob du immer noch mit dem Kerl da drin reden willst oder ob wir uns nicht lieber Paddy vornehmen sollten.«
Maggs trommelte nervös mit den Fingern auf der Tischplatte herum.
Während Doyle sich setzte, zog Quinn seine Jacke aus und nahm die Glock aus dem Halfter. Er lud durch, trat hinter Maggs, packte ihn an den Haaren und riss seinen Kopf zurück.
»Wo ist sie, Conor? Wo ist Eva?« Er drückte Maggs den Lauf der Waffe knapp unterhalb des Ohres an den Hals. Maggs bekam einen so panischen Blick, dass das Weiß seiner Augen ganz zu sehen war.
»Was hast du mit Eva gemacht?«
»Nichts … gar nichts«, stammelte er. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nichts darüber weiß. Was muss ich denn um Himmels willen noch tun, um dich zu überzeugen?«
»Uns die
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